NawaRo Straubing: Trainer Benedikt Frank blickt zurück auf die Hinrunde
(gk) Die Auswärtspartie ist für NawaRo Straubing zu Ende. Der Volleyball Bundesligist sammelte in der Hinrunde neun Punkte – genauso viele wie in der vergangenen Saison. Im Interview blickt Trainer Benedikt Frank zurück auf die Hinrunde und die besonderen Herausforderungen, welche diese für sein Team brauchte. Außerdem wird auch über die Auswirkungen von Corona auf den Nachwuchsbereich gesprochen.
Wie fällt dein Fazit nach der Hinrunde aus?
Benedikt Frank: Ich denke, dass wir eine sportlich vernünftige Hinrunde gespielt haben. Das, was wir aufs Feld bekommen haben war echt gut. Wir konnten mit jedem Gegner mithalten. Wir haben drei Siege und eine Überraschung geschafft. Drei Siege sind aller Ehren wert, wenn man die Umstände betrachtet mit Corona-Pause und vielen Auswärtsfahrten jetzt am Schluss. Auch, dass wir ohne die Unterstützung unserer Fans spielen mussten ist nicht leicht. Wir hätten ein zwei Siege mehr einfahren können. Das ist jetzt nicht schlimm. Es ist eher ein Ansporn für die Rückrunde, in der wir noch mehr raushauen wollen.
Welche Spielerinnen haben in deinen Augen den größten Entwicklungsschritt gemacht?
Das ist ganz schwer zu sagen, weil die größten Schritte macht man, wenn man ganz jung ist und die älteren machen eher kleinere, aber oftmals wichtigere Entwicklungsschritte. Deshalb ist der Entwicklungsschritt an sich bei jeder Spielerin erkennbar. Also wirklich bei jeder. Natürlich haben unsere jungen Spielerinnen, vor allem unsere Mittelblockerinnen riesen Schritte nach vorne gemacht. Große Schritte haben auch unsere Führungsspieler nach vorne gemacht, also Anne Hölzig, Sophie Dreblow, Magda Gryka und Iris Scholten. Ich bin sehr glücklich, wie die Mädels sich entwickeln. Vor allem, wie sie auf dem Feld miteinander umgehen. Das ist eine gute Sache. Wir haben da eine vernünftige Basis geschaffen für die Rückrunde.
„Ruhig das Team führen und mit Power agieren“ – Haben deine Führungsspielerinnen deine Erwartungen erfüllt?
Ja, sie haben sie erfüllt. Andersrum dürfen sie auch nicht alleine der Game-Changer sein. Das hat Anne mal gemacht, mal Iris und auch mal Magda. Wenn wir noch mehr daran arbeiten, unsere junge Truppe zu führen und manchmal auch ruhiger und trotzdem mit voller Power zu agieren, dann werden wir noch besser. Ich bin sehr zufrieden mit den Spielerinnen in der Hinrunde. Das Resultat stimmt noch nicht ganz. Das ist noch mal eine Aufgabe der Führungsspielerinnen, dass wir das zur Rückrunde dann auch noch schaffen.
Gibt es ein Spiel, das dich besonders positiv überrascht hat? Wenn ja welches und warum?
Ja klar, das war das gegen Potsdam und auch das Spiel gegen Münster hat mich überrascht, weil wir dort sehr viel Moral gezeigt haben und immer wieder nach schlechten Phasen wieder zurückgekommen sind. Potsdam hat mich überrascht, da wir dort konstant auf einem Niveau spielen konnten. Natürlich hat mich auch das Spiel gegen Schwerin überrascht. Nicht, weil wir aus der Quarantänezeit kamen, sondern weil unsere Jungen, wenn sie frisch, frei und locker aufspielen und den Druck von sich selber nicht spüren wirklich auf sehr hohem Niveau agieren können. Das ist natürlich dann der Auftrag das auch immer wieder zu schaffen. Das ist für jeden jungen Spieler super hart mit dem Druck umzugehen und einfach diese Leistung zu bringen, die sie eigentlich im Training schon können. Das gilt für jeden Spieler in der Liga und in der heutigen Situation noch viel mehr das aufs Feld zu bringen. Aber da haben wir es geschafft und das war eine wirklich echt tolle Sache.
„Spiele in Wiesbaden und Derby wurmen mich“ – Gibt es ein Spiel, dass dich noch immer wurmt?
Ja, das Spiel in Wiesbaden hat uns gewurmt. Das hat uns sehr weh getan, weil wir dort gewinnen wollten und auch alle Chancen gehabt haben. Das ist auch schade. Vielleicht kamen die guten Spiele gegen Schwerin oder Potsdam etwa zu früh. Deswegen wurmt das Spiel in Wiesbaden und genauso das Derby in Vilsbiburg. Das wollen wir in der Rückrunde abstellen.
Wie sehr hat Corona die Hinrunde bei euch beeinflusst?
Das hat uns mehr beeinflusst als ich dachte. Die Quarantänezeit war nicht die einzige Zeit, die uns beeinflusst hat und dann auch mit dieser Trainingspause und der Aufholjagd von unserer Leistung. Das hat vier fünf Wochen gedauert, bis wir wieder da waren.
Ich würde eher sagen, dieses Weihnachten zählt da auch dazu. Wir sind eines der wenigen Teams das nach Weihnachten und nach Silvester spielt. Die Spielerinnen können nicht heim oder für eine längere Zeit mal für den Kopf Pause machen.
Am 27. Dezember geht es für euch nach Erfurt, danach kommt am 2. Januar Wiesbaden zu euch. Zwei wichtige Spiele im Kampf um die Playoffs. Wie geht ihr in diese „Crunch-Time“ rund um den Jahreswechsel?
Wir wollen, das besser machen, was wir in den letzten Spielen noch nicht so gut gemacht haben. Wir spielen in Erfurt. Da wollen wir unbedingt gewinnen. Dann spielen wir daheim gegen Wiesbaden. Daheim fühlen wir uns ein bisschen besser. Nichts destotrotz spielen wir zu Hause besser. Wir wollen da schon reingehen und beide Spiele gewinnen. Wir sind super ehrgeizig und super motiviert dafür. Das war auch schon nach dem Spiel in Aachen deutlich. Wir wollen da raus und wir wissen, dass wir gut genug sind, um beide Spiele zu gewinnen.
„Jede Spielerin hat das Potential zu explodieren“ – Bei welcher Spielerin siehst du in dieser Saison noch das größte Entwicklungspotential?
Es kann jede Spielerin noch richtig explodieren, richtig aus sich rausgehen. Da muss man dann mal schauen, ob die richtige Phase und der Moment auch passt und ob sich die Spielerinnen auch trauen. Die Jungen können richtig explodieren. Im Training explodieren sie teilweise schon. Es ist immer eine Frage des Großen und Ganzen, dass das funktionieren kann. Deswegen kann man nicht voraussagen, wer es ist oder ob es vielleicht alle sind. Was Claudia aktuell an Stabilität in das Spiel reinbringt ist unfassbar. Sie berührt jeden einzelnen Ball. Das ist Wahnsinn. Das ist richtig gut.
Vor der Saison kam mit Bart ein neuer Co-Trainer. Wie würdest du die Zusammenarbeit zur Saisonhälfte bewerten?
Das ist aller Ehren wert, was wir an Zusammenarbeit haben. Er weiß ganz genau, was Sache ist, was er übernehmen muss. Er nimmt mir Arbeit ab und hilft mir. Er hilft den Mädels. Er übernimmt viel im Training. Wir haben die Möglichkeit das Training komplett zu teilen. Da muss man nichts beibringen. Wir kooperieren gut, schreiben Pläne schreiben und haben Ideen, wie wir Spielerinnen und die Mannschaft voranbringen. Wir sprechen alles sehr genau und detailliert ab. Eine der schönsten und besten Zusammenarbeit, die ich bisher hatte und habe. Ich freue mich darauf, dass wir die Rückrunde auch zusammen angehen. Schade, dass er noch nicht von Anfang an da war, dann wäre es vielleicht noch besser geworden. Aber ich bin sehr froh, dass es geklappt hat. Dass wir es geschafft haben Bart-Jan hierherzubringen ist Gold wert.
Blicken wir auf die Teams des FTSV Straubing. Gibt es hier von deiner und Bart-Jans Seite schon Überlegungen, wie ihr die Talente schnell wieder auf das Vor-Corona-Niveau bekommen könnt, wenn sie wieder trainieren dürfen?
Das ist natürlich spannend. Das muss man mit Bart-Jan besprechen. Wir besprechen, welche Überlegungen er hat. Wir machen es derzeit so, dass die Kaderspielerinnen mit Tests und sämtlichen Vorkehrungen beim Erstligatraining mitmachen dürfen. Das heißt, es ist alles sehr strukturiert und wir versuchen auch jungen Spielerinnen weiter zu helfen. Selbst auch, wenn sie wohl nie ein Erstliganiveau erreichen können. Wir probieren auch währenddessen Spielerinnen aus, die vielleicht irgendwann einmal Erstliganiveau erreichen können. Nicht zwingend nur vom FTSV. Für die jungen Spielerinnen wird sich Bart-Jan überlegen, wie man den Restart angeht. Man hat momentan nur die Chance in kleinen Schritten vorwärts zu gehen. Das muss man auch mit Roman besprechen. Es wird dann wohl mit einem langsamen Hochfahren wieder funktionieren. Also langsam die Belastung zu steigern und dabei gezielt das Athletiktraining mit einzubauen, damit die Spielerinnen keiner Verletzungsgefahr ausgesetzt sind. Es darf im Breitensport in diesem Jahr nicht um Ergebnisse gehen, es geht nur um die Entwicklung und die Vermeidung von Verletzungen und darum den Spaß am Volleyball wieder zurückzubringen.