Region Straubing

170. Englmari-Suchen ohne Zuschauer

(ra) Seit genau 170 Jahren ist das Englmari-Suchen alljährlich am Pfingstmontag ein fester Termin für tausende Besucher und vor allem für die Bevölkerung des Bergdorfes selbst der höchste Ortsfeiertag. Stattfinden kann es trotzdem nicht in der gewohnten Form.

Dabei erzählt das Englmari-Suchen in einem religiösen Schauspiel die Legende von Tod und Auffindung des Einsiedlers und späteren Ortspatrons, des seligen Engelmar. In einem farbenprächtigen historischen Zug mit hunderten Reitern zieht die Dorfgemeinschaft am Pfingstmontag hinauf zum Kapellenberg, wo symbolhaft eine Holzskulptur des Seligen geborgen wird. Nach einer Feldmesse wird die Figur des erschlagenen Einsiedlers auf einem Ochsenwagen in einer Prozession zur Pfarrkirche begleitet – ein beeindruckendes Erlebnis für die Englmarer selbst, aber auch für viele Pilger aus der vor allem näheren Umgebung.

Das Ritual der Auffindung wird auch in diesem Jahr stattfinden, jedoch unter Ausschluss der Öffentlichkeit. – Foto: TI Sankt Englmar/Karin Wurm

Aufgrund der Maßnahmen rund um die Corona-Pandemie entfällt das Englmari-Fest und das Englmari-Suchen kann heuer leider nicht in der gewohnten Form sattfinden. Besonders schade, denn erst kürzlich hatten die Englmarer Grund zum Feiern: Das Englmari-Suchen wurde als eines von 13 Bräuchen neu in das Bayerische Landesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Und damit nicht genug: Der Brauch wurde vom Bayerischen Heimatministerium zusätzlich zur bereits erfolgten Neuaufnahme in das Bayerische Landesverzeichnis nun auch für die Eintragung in das Bundesweite Verzeichnis vorgeschlagen. Nun heißt es für die Englmarer wieder hoffen, denn erst im Frühjahr 2021 wird die abschließende Entscheidung über die Aufnahme in das Bundesverzeichnis fallen.

In diesem Jahr:
„Englmarisuchen-Light“

Aufgrund der besonderen Situation in diesem Jahr ist jedoch „Englmarisuchen-Light“ angesagt: Das Ritual an sich, also Auffindung, Bergung und Zug zur Pfarrkirche wird nicht öffentlich sein und von einem kleinen Personenkreis um den Ortsgeistlichen durchgeführt.

Eingeläutet werden das Pfingstwochenende und die Feierlichkeiten rund um den Ortspatron am Freitagabend um 20 Uhr mit dem traditionellen Englmarisingen, das – nicht wie gewohnt am Steinernen Engelmar – sondern in der Pfarrkirche stattfindet.

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Ab dem Englmarisingen ist die Statue des Seligen Engelmar in der Pfarrkirche aufgebahrt, damit die Gläubigen trotz aller Einschränkungen in diesem Jahr Gelegenheit haben, dem Ortspatron im Gebet nahe zu sein eine ihre ganz private Wallfahrt zum Waldvater Engelmar durchzuführen. Am Pfingstsamstag gibt es einen Gottesdienst um 19 Uhr, am Pfingstsonntag um 10.30 Uhr. Am großen Festtag, dem Pfingstmontag gibt es ebenso um 10.30 Uhr einen Gottesdienst. Für das Englmarisingen sowie alle Gottesdienste am Pfingstwochenende sind 60 Personen zugelassen, eine telefonische Voranmeldung dazu im Pfarrbüro ist notwendig. Wer keinen Platz mehr in der Pfarrkirche bekommt, kann die Gottesdienste per Livestream im Internet verfolgen. Informationen hierzu gibt’s auf der Internetseite der Pfarrei Sankt Englmar. https://www.pfarrei-sankt-englmar.de/Gottesdienste/.

Damit die Englmarer nicht ganz auf die gewohnten weltlichen Pfingstrituale verzichten müssen, werden auch die Pfingstltuscher ihre Künste darbieten. Diesmal nicht sichtbar, aber laut hörbar. Vor dem Englmarisingen am Freitag um 19.30 Uhr sowie vor dem Gottesdienst am Pfingstmontag um 10 Uhr werden die Männer und Burschen an einem geheimen Ort ihre „Goißln schnoizn“ lassen.