21. April 2025
Bogen

Warum eine Virusgrippe eine ganz andere Liga ist

(ra) Die Grippewelle hat vergangene Saison mit deutschlandweit 23 000 Toten um ein Vielfaches mehr Leben gekostet als der Straßenverkehr. Um frühzeitig für die Vorbeugungsmaßnahmen und richtiges Verhalten bei Grippeausbruch zu sensibilisieren, haben daher die Klinik Bogen, AOK, Gesundheitsregion plus und das Sanitätshaus Hausladen Medotech am Donnerstag den Gesundheitsabend im Kulturforum Oberalteich diesem Thema gewidmet.

Es referierten (von links) der Apotheker Dr. Peter Holzner aus Bogen, die Hygienefachkraft Brigitte Stelzer und  Dr. Mathias Grohmann, Chefarzt der Inneren Medizin. – Foto: Klinik Bogen

Zunächst räumte Dr. Holzner mit einer gängigen Verwechslung auf und erklärte, was eine Virusgrippe oder Influenza vom grippalen Infekt unterscheidet: „Die erkältungsartigen Symptome sind ähnlich, aber das Ausmaß sehr unterschiedlich.“ Bei einem grippalen Infekt fühle man sich krank, aber nicht „sterbenskrank“.

Bei Influenza, besonders in Verbindung mit bestehenden Vorerkrankungen, spüre man deutlich, dass man urplötzlich schwer krank ist. Lebensbedrohlich wird es bei Luftnot und hohem Fieber. „Da überlegen Sie nicht mehr lange, was Sie haben, sondern wissen, dass Sie zum Arzt oder ins Krankenhaus müssen“, schilderte der Apotheker.

Bei einem bloßen grippalen Infekt müsse man „nicht gleich die Chemiekeule schwingen“. Stattdessen gebe es zur Linderung der Symptome und Bekämpfung von Husten oder Schnupfen eine große Bandbreite wirksamer Hausmittel, pflanzlicher und rezeptfrei erhältlicher Arzneien.

Zur Vorbeugung stellte Dr. Holzner bewährte Maßnahmen zur Stärkung des Immunsystems vor, vieles davon aus der reichen Palette der Natur. „Die Virusgrippe ist hingegen eine ganz andere Liga“, warnte der Referent. Derzeit biete allein die Grippeimpfung wirksamen Schutz vor einer Infektion. Zusätzlich empfahl er zur Ansteckungsvermeidung aufs Händeschütteln zu verzichten, beim Niesen die Ellenbeuge vorzuhalten und Taschentüchern nach einmaligem Gebrauch wegzuwerfen.

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Gute Nachrichten vermeldete der Apotheker für die anstehende Saison: Es gebe einen Vierfachimpfstoff mit breiterer Schutzwirkung, der nun auch von allen Krankenkassen bezahlt werde. Die Verträglichkeit sei so gut, dass er nicht nur Menschen mit Vorerkrankungen sondern sogar Schwangeren empfohlen werde. „Die Grippeschutzimpfung rettet Leben, vielleicht auch Ihres“, fasste Dr. Holzner zusammen.

Bei Verdacht „so tun als ob“

Chefarzt Dr. Grohmann berichtete, dass auch die Klinik Bogen zuletzt schwere Grippeverläufe zu verzeichnen hatte. Besonders schwierig sei die Therapie, wenn eine Lungenentzündung hinzukomme. Dann werde schnell auch eine aufwändige künstliche Beatmung erforderlich.

Vorerkrankungen wie Asthma und Bronchitis verschlechtern sich durch Influenza rapide. Um dies zu vermeiden, setzen Dr. Grohmann und sein Team auf eine rasche Diagnostik: „Bei jedem Patient mit Grippeverdacht tun wir so als ob: große Isolation im Einzelzimmer, Schutzkleidung fürs Personal und die Besucher, spezielle Desinfektion und Zimmerreinigung.“ Ein Test auf bestimmte Virussubstanzen bringt binnen einer Stunde Gewissheit, ob und welcher Influenzaerreger vorliegt. Diese müssen dann vom Immunsystem selbst bekämpft werden.

Linderung der Symptome bringen Infusionen, Fiebersenker und Schmerzmittel, je nach Lungenbeteiligung auch Sauerstoffgabe oder Beatmung. Antibiotika gibt es nur bei zusätzlicher bakterieller Infektion. Der Chefarzt schilderte auch das durch Vorbeugung vermeidbare Dilemma an den Kliniken bei schweren Grippewellen. Die Aufnahmekapazität für Notfälle aller Art komme dann durch den immensen Isolations- und Reinigungsaufwand rasch an ihre Grenzen. Daher legte auch Dr. Grohmann den Teilnehmern die Grippeschutzimpfung und Hygienemaßnahmen ans Herz. Letztere veranschaulichte die Hygienefachkraft Brigitte Stelzer und trainierte mit den Anwesenden die sachgemäße Händedesinfektion.