19. April 2025
Allgemein

Umweltmediziner Dr. Peter Kaiser zur Zika-Virus-Lage

(ra) Das Zika-Virus breitet sich derzeit in über 40 Ländern vor allem in Mittel- und Südamerika aus. Die Olympiade und die Paralympics in Brasilien sind zwar ohne große Ausbrüche verlaufen. Doch mittlerweile hat Zika Singapur und jüngst auch den US-Staat Florida erreicht. Auch in Deutschland steigen die registrierten Fälle. Dazu weiß der Umweltmediziner am Klinikum Landshut, Dr. Peter Kaiser, einiges zu sagen:

Das Insektengift kommt per Flugzeug: In den USA bekämpfen die Behörden das Zika-Virus aus der Luft. Das Insektizid hat nebenher auch noch Millionen Bienen getötet, manche Schwangere verlassen das Haus sicherheitshalber nicht mehr. In dem US-Staat Florida wurden kürzlich erste durch Mücken übertragene Fälle registriert. Einen eigenen Impfstoff oder ein Medikament gegen das Virus gibt es momentan nicht. „Wenn es gut läuft, ist eine zugelassene Impfung in Monaten und nicht in Jahren verfügbar“, ist die Einschätzung von Dr. Peter Kaiser, Leiter der Abteilung Klinikhygiene  am Klinikum Landshut.

Noch wird eine Zika-Infektion symptomatisch behandelt: Das heißt mit schmerz- und fiebersenkenden Medikamenten, viel Ruhe und ausreichend Flüssigkeit. Oftmals fällt den Betroffenen gar nicht auf, dass sie erkrankt sind, da sie milde oder keinerlei Symptome zeigen. Übertragen wird das Virus in den meisten Fällen durch den Stich infizierter Mücken, z.B. durch Gelbfiebermücken (Aedes aegypti). In einigen Fällen ist das Virus auch auf sexuellem Weg übertragen worden.

Was das Zika-Virus so gefährlich macht

Zwei Punkte machen Zika so bedrohlich: Erstens steht inzwischen fest, dass das Virus in der Schwangerschaft tatsächlich für Mikrozephalie beim Fötus verantwortlich ist. Bei dieser Hirnfehlbildung werden die Kinder mit besonders kleinem Kopf geboren. Zweitens kann es in seltenen Fällen zum Guillain-Barré-Syndrom kommen, einer Erkrankung der peripheren Nerven. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat deswegen im Februar 2016 eine gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite erklärt und geht davon aus, dass sich das Virus weiter ausbreitet.

Wie hoch ist die Gefahr bei uns?

In Deutschland besteht seit dem 1. Mai 2016 eine Meldepflicht für Zika-Virus-Infektionen. Seit Oktober 2015 sind in Deutschland knapp über 150 Fälle bei Reiserückkehrern diagnostiziert worden, außerdem ist ein Fall durch sexuelle Übertragung aufgetreten.

[the_ad id=“7397″]Eine relevante Verbreitung bei uns ist jedoch nicht zu erwarten, da die Gelbfiebermücke in Deutschland nicht vorkommt. Ob eine heimische Mückenart das Virus übertragen kann, ist noch nicht abschließend geklärt. Die Gefahr ist bisher insgesamt als gering einzustufen. „Wir sind trotzdem aufmerksam. Vor allem, wenn unklares Fieber in Zusammenhang mit einem Mückenstich auftritt“, erklärt der Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin, Dr. Kaiser. „Unsere Linie im Klinikum ist, lieber vorsichtig und frühzeitig zu reagieren.“ So wie 2015, als bei einem Patienten der Verdacht auf Ebola bestand: „Das war jedoch nur ein Erstverdacht, der sich glücklicherweise nicht erhärtet hat“, so Kaiser.

Fünf Tipps: So schützen Sie sich in den betroffenen Ländern vor gefährlichen Insektenstichen

  1. Grundsätzlich vor Antritt eine reisemedizinische Beratung zur Abklärung von Infektionsrisiken und Prophylaxemaßnahmen einholen. Maßnahmen sind z.B. Achten auf konsequenten, ganztägigen Schutz. Auch nachts sollte man nicht nachlässig werden.
  2. Insektenabwehrmittel spätestens alle zwei bis vier Stunden auf alle freien Körperstellen dünn auftragen. Die Knöchelregion und den Nacken nicht vergessen.
  3. Insekten-(Moskito)-Netze sind ein zuverlässiger Schutz, wenn sie korrekt angewendet werden. Also keine Öffnungen freilassen und so anbringen, dass man im Schlaf das Netz nicht berührt.
  4. Kleidung: Empfohlen wird ganztags lange Kleidung zu tragen, am besten aus hellen Stoffen (Leinen oder Baumwolle).
  5. Im Haus sollten Sie an allen Fenstern, Luftöffnungen etc. engmaschige Fliegengitter anbringen. Auch Türen mit einer Schleuse aus Moskitonetzstoff sichern.