SPD Geiselhöring im Dialog mit dem „Bräu von Perkam“
Geiselhöring (rp) Die Geiselhöringer SPD lud am Donnerstag Ricardo Richter, den „Bräu von Perkam“ zur „SPD im DIALOG“-Veranstaltung in die Taverne Korfu in Geiselhöring ein. Zuvor besuchte die Vorstandschaft die Privatbrauerei Richter mit Hofladen und Bräustüberl in Perkam. Der Mut und das Engagement mit dem der 24-jährige Brauer seine Idee entwickelte und umsetzte, beeindruckte nicht nur Franz Bayer, der selbst jahrzehntelang als erfolgreicher Unternehmer tätig war. Begleitet wurde Ricardo Richter von seiner Freundin Eva Stöckl und Michael Jäpel aus Donaustauf, der im Rahmen einer Projektgruppenarbeit die Firmengründung unterstützt.
Ricardo Richter berichtete anfänglich über den Weg von der Idee und den ersten Schritten bis hin zur Firmengründung 2022. Damit realisierte er sich seinen Traum. Dies alles erinnert schon sehr an die amerikanischen Garagengründungen, die zu Firmen mit Weltrang führten. Seit letztem Jahr ist die Privatbrauerei Richter mit Hofladen und gemütlichem Bräustüberl in einem neugebauten Gebäude untergebracht, was natürlich mit einer stattlichen Investition einhergegangen ist. „Der größte Fehler bei einer Neugründung“, so zeigte sich Richter überzeugt, „ist es zu klein zu denken!“ Im Gespräch gratulierte der erfahrene Unternehmer Franz Bayer dem Neugründer zu seinem Mut und wünschte ihm den erhofften Erfolg. „Mit 24 Jahren hätte ich mich das nicht getraut“, so Bayer, der sich ausführlich mit Richter austauschte.
Familienbetrieb mit Unterstützung
Unterstützt wurde der Firmengründer von seiner Familie. Vater und Mutter sowie seine Freundin, eine gelernte Müllerin, arbeiten im Betrieb, dem Bräustüberl und dem Hofladen mit. Seine Schwester, eine gelernte Schreinerin, liefert das eine oder andere Holzelement aus eigener Produktion dazu. Nebenbei arbeitet Richter noch in seinem Lehrbetrieb in Geiselhöring, in dem er 2018 ausgelernt hat. „Mit meinem Chef habe ich ein gutes, partnerschaftliches Verhältnis. Wir sehen uns nicht als Konkurrenz und ich kann dankenswerter Weise meine Biere bei ihm in Flaschen abfüllen lassen“, so Richter. Die Fässer füllt er selber ab und bietet sie in 10, 20 und 50-Liter-Größen seinen Kunden an.
Bier mit viel Herzblut drin
Womit die Fragerunde endlich beim wichtigsten, beim Bier angekommen war. Während viele neue Kreativ-Bierbrauer auf Craft-Biere setzen, bleibt Ricardo Richter der traditionellen Brauweise verbunden. Neben einem würzigen Weißbier braut Richter ein süffiges Helles, dass er auch als Zwickelbier anbietet. Das Zwickelbier ist ein ungefilterstes, „naturtrübes“ Helles und wird direkt nach dem Nachgärungsprozess abgefüllt. Zwickelbier ist vor allem in Österreich, in Franken sowie in der nördlichen Oberpfalz als „Zoiglbier“ verbreitet – nun gibt es das auch in Perkam. Gefragt nach den Besonderheiten seiner Biere, verwies Richter auf die Verwendung bester Rohstoffe und hier vor allem auf ausgesuchte Hopfensorten. „Die kann eine kleine Brauerei sich leisten und in entsprechenden Mengen besorgen – ein Großbetrieb kommt da schnell an seine Grenzen“, so Richter. Besonders das Weißbier habe eine bemerkenswerte Würze, so ein kleiner Werbeblock. Die Rezepturen hat sich Ricardo Richter selbst ausgedacht und weiterentwickelt, „da steckt auch viel Herzblut drin“, meinte der junge Brauer.
Uralte Handwerkstradition und modernste Technik
Begleitet wurde Ricardo Richter neben seiner Freundin auch von Michael Jäpel. Er ist staatlich geprüfter Lebensmitteltechniker, absolviert derzeit einen Fortbildungskurs „Qualitätsmanagement und Lebensmittelsicherheit“ an den Eckert-Schulen in Regenstauf und unterstützt den jungen Unternehmer, um ein funktionierendes Qualitätssicherungssystem zu etablieren. „Die grundlegenden Qualitätsmanagement-Normen ISO 9001 und ISO 9000 werden immer wieder erneuert, um den Veränderungen im Qualitätsmanagement und im Umfeld der Organisation besser gerecht zu werden. Die Änderungen sind erheblich und wichtig für alle, die für ihr Unternehmen das Qualitätsmanagement verantworten und dieses, nicht zuletzt aus Gründen der Zertifizierungsanforderungen, normkonform halten müssen. Wir begleiten für ein Jahr die Brauerei Richter um für uns das erlernte Wissen in der Praxis zu testen und dem Unternehmen entsprechende Hilfestellung zu gewähren“, so Jäpel.
Das Wir-Bier-Gefühl
Gefragt nach dem Ausblick in die Zukunft, gab sich Richter realistisch. Die Produktion laufe seit Oktober 2023 zufriedenstellen, sei aber noch deutlich ausbaubar. Gerade für Gemeinde- Garten- und Firmenfeste, Partys oder sonstige Events sei sein Angebot an geschmackvollen Bieren ideal. Weiterhin hoffe er auf die Präsenz seiner Biere in nahegelegenen Getränkemärkten. Hier bedürfe es noch entsprechender Werbung, aber sein Bier spreche für sich, so zeigte sich Richter überzeugt. Der Hofladen entwickle sich überraschend gut, das Bräustüberl werde mehr und mehr auch von auswertigen Vereinen besucht. Derr Standort Perkam zeigt sich für Richter als ideal, da es in der Umgebung weder Supermarkt noch Bierstüberl gebe. So schließt Familie Richter eine Lücke im Raum Perkam und sichert die Nahversorgung. Die Verbundenheit spielt eine wichtige Rolle. „Wenn du daheim braust und regionale Produkte anbietest, entsteht das Wir-Bier-Gefühl“, hofft er.Die Jugend – alles andere als faul und untätig
Abschließend gab es noch eine ausführliche Diskussion zum Thema „untätige Jugend“. Schnell wurde deutlich, dass nicht nur die Kinder der Familie Richter sich, beruflich gut ausgebildet, einen Platz in der Geschäftswelt suchen. „Oft wird man als faul und untätig beschimpft, obwohl man vielleicht mehr als andere arbeitet, nur weil man das Ergebnis der Arbeit nicht gleich sieht. Hier gehe es dem Bierbrauer, dessen Bier lange reifen muss, genauso wie dem Software-Entwickler, der halt am Tagesende kein Produkt in Händen halten kann, so Richters Ausführungen dazu.
Betriebsbesichtigung beim „Bräu von Perkam“
Im Vorfeld der „SPD im DIALOG“-Veranstaltung besuchte die Vorstandschaft der Geiselhöringer SPD die Privatbrauerei Richter in Perkam. Firmeninhaber Ricardo Richter und seine Freundin Eva Stöckl führten die Besucher durch den Hofladen und die Brauerei. Neben einer modernen Wasseraufbereitungsanlage, 1000-Liter-Sudkesseln und entsprechenden Gähr- und Lagertanks war das Flachen- und Bierkistenlager sehr beeindruckend. Anschließend konnten die Besucher die Biere der Brauerei verköstigen und sich von der Qualität und geschmacklichen Dimension überzeugen.