Schwungvolle Premiere von „Hollywood in Hollerbach“ der Theatergruppe in Sankt Englmar
(ra) Dass ein Theaterstück aus der Feder Toni Lauerers – 2024 sollte es nun Hollywood in Hollerbach sein – sehr gut ankommt, das war den Ensemblemitgliedern der Theatergruppe Sankt Englmar e. V. nicht neu. Dass sich jedoch ein Publikum begeistert mitreißen lässt und umgekehrt die Schauspieler mit exzessiven Lachsalven und unzähligen Szenenapplause zu künstlerischen Höchstleistungen anspornt, das erlebt so man nicht alle Tage.
Insofern darf man von einer mehr als geglückten Premiere der Laienbühne aus dem Bergdorf am Neujahrstag im „Waidlersaal“ des Gasthauses Bayerwald sprechen. Spielleiter Andi Aichinger hatte mit seinem Griff zum Oberpfälzer Humoristen Lauerer im Vorfeld alles richtig gemacht und auch bei der Besetzung der insgesamt elf, durchaus auch anspruchsvollen, Rollen sehr gutes Gespür bewiesen.
Liesl Dimpfl ist unheimlich stolz auf ihren Sohn Sepp. Ab sofort aber soll er „Josef von Hollerbach“ heißen. Schließlich studiert er an der Filmhochschule in München und wird nach deren Vorstellung ein weltberühmter Regisseur. Daniela Wittmann gibt die affektierte Mutter Josefs in wahrer Perfektion. Sie ist es auch, die zu Beginn ihren Freundinnen Vroni und Moni einmal mehr erläutert, dass sie es schon sähen: „Eines Tages kommt der große Durchbruch meines Josefs“. Dessen Vater Sepp wiederum ist der ganze Trubel zu viel. Er hätte sich für seinen Sohn „etwas Solides, wie Bank oder Landratsamt“ gewünscht. Andi Aichinger schlüpft in die Rolle des einfältigen aber doch gutmütigen Bauern. Sepp ahnt noch nicht, dass er später als Beleuchter mit seinem Nachttischlämpchen eine tragende Rolle bei Josefs Filmprojekt in Hollerbach einnimmt.
Als Josef tags darauf endlich wieder einmal nach Hause kommt, ist die Freude riesig. Als er dann auch noch verkündet, mit seiner österreichischen Studienkollegin Franzi ein Kurzkomödiendrama zu drehen, bei dem der geliebten Mama eine Hauptrolle als „Geheimnisvolle Fremde“ zugedacht ist und viele andere Hollerbacher mitspielen dürfen, ist im Dorf der Teufel los. Die beiden Debütanten Michael Mader und Lena Dietl brillieren in Rollen. Sie agieren bei ihren vielen Einsätzen textsicher und warten mit viel natürlicher Bühnenpräsenz auf. Lena Dietl besticht darüber hinaus durch ihren österreichischen Dialekt. Fast möchte man glauben, sie sei „Muttersprachlerin“.
Dass Josef für seinen geplanten Film ein Casting ansetzt, spricht sich rum wie ein Lauffeuer. Und alle Bewohner Hollerbachs, alle wollen jetzt mitmachen, wenngleich sie sich im Vorfeld über Josefs Ambitionen lustig gemacht haben. Sofort stürmt Vroni zur Tür herein. Neuling Katharina Reiner versteht es blendend, Vroni ohne wirklichen Intellekt, aber dabei nicht übertrieben dümmlich, darzustellen. Das wirkt professionell. Ihre geplanten Sprechübungen wollen Vroni trotz aller Mühen nicht wirklich gelingen. Amüsiert beobachtet das ihre Freundin Moni. Nachdem sie Vroni aus der Stube gebissen hatt, versucht sie sich -mit mäßigem Erfolg- als knisternder und erotischer Faktor, der bereit ist, alle Hüllen und Hemmungen fallen zu lassen.
Kristina Romig bekleidet mit Moni einer der schauspielerisch anspruchsvollsten Rollen. Immer wieder muss sie sich wandeln und in einer Person – nicht ganz klug und trotzdem erotisch und dann wieder schleimig und falsch und dann doch auch wieder ein wenig wohlwollend wirken. Zu jeder Sekunde wird die versierte Schauspielerin diesem außergewöhnlichen Spagat gerecht. Kraut, das Dorfunikum, hat so scheine Schwierigkeiten in den Film hineinzufinden. Doch dann, dann gibt er Gas. Der ebenfalls erstmals mitwirkende Elias Steinkirchner wartet bei einem fordernden Rollenprofil mit einer außergewöhnlich starken Leistung auf. Das Thema Schauspielnachwuchs scheint mit vier frischen und sofort routiniert agierenden Darstellern – zumindest – auf einem guten Weg zu sein im Bergdorf.
Die Nachbarn Rudi und Rosi möchten beim Filmprojekt auch mitwirken. Rudi überzeugt beim Casting und ergattert gleich eine Hauptrolle, wenn er auch nicht so recht weiß, was er sagen oder ohne Inbusschlüssel anfangen soll. Florian Six zieht einmal mehr alle Register und unterstreicht mit seiner ansprechenden Kunst, warum er seit vielen Jahren zu den Stützen des Ensembles zählt. Veronika Mader gefällt als Rosi außerordentlich. Sie weiß immer genau, was sie tut und harmoniert mit Six spielerisch derart, dass man ihnen das lange verheiratete, aber am Ende doch glückliche Paar jederzeit abnimmt. Franzi Bindl verkörpert deren Tochter Lisa. Sie ist in alle Pläne eingeweiht und unterstützt Josef, wo sie kann. Leider gibt es keine Lovestory zwischen den beiden, aber Franzi Bindl überzeugt – wie immer – mit viel, viel Charme und dem ihr so eigenen, liebenswürdigen Spielwitz. Für einen echten Lacher bei den Dreharbeiten sorgt der Postbote Kare. Mangels Schauspieltalent bleibt es – sehr zu seinem Verdruss – bei einem Kurzeinsatz. Der Vorsitzende der „Bergdorfbühnhe“ Lukas Troiber schafft mit Genialität, seiner Figur trotz wenig Spielzeit eine gewisse Unverzichtbarkeit einzuhauchen. Das gilt es erst einmal hinzukriegen.
Am Ende muss Josef schließlich einräumen, dass weder Casting noch Filmprojekt einen ernsthaften Hintergrund hatten. Es geht nur darum, „die Hollerbacher einmal so richtig zu verarschen!“ Und genau das anzuschauen, macht großen Spaß. Der nicht enden wollende Schlussapplaus unterstreicht das und ist der verdiente Lohn für gut drei Stunden Unterhaltung auf höchstem Niveau. Friseurmeisterin Susanne Wirl und Nicole Stahl von der H-Schneiderei zeigen bei der Maske ihr facettenreiches Können. Es ist immer wieder beeindruckend, was Handwerk alles zu können vermag.
Gelegenheit im „Waidlersaal“ des Gasthaues Bayerwald“ dabei zu sein, ist am Freitag, 5. Januar, am Samstag, 6. Januar, am Sonntag, 7. Januar und am Freitag, 12. Januar. Mit Ausnahme von Sonntag, 7. Januar (Beginn um 19 Uhr, Einlass um 18 Uhr) starten die Vorstellungen jeweils um 20 Uhr. Einlass wird ab 19 Uhr gewährt. Für 7. Januar sind noch Vorverkaufskarten verfügbar. Für alle Tage können Karten an der Abendkasse erworben werden.