Ratgeber: Auch der Schulweg will gelernt sein
(amp) Im September treten tausende Schulanfänger zum ersten Mal ihren Schulweg an. „Mit guter Vorbereitung ermöglichen Eltern es ihren Kindern, sicher ihren Schulweg zu bestreiten“, sagt Marc-Philipp Waschke, Referent für Verkehrssicherheit beim TÜV-Verband (VdTÜV). Dazu gehören die Suche nach dem sichersten Schulweg, das gemeinsame Abgehen der Strecke und das Einbeziehen von verkehrssicherem Verhalten in den Alltag.
So finden Eltern den sichersten Schulweg
Orientierung bei der Suche nach dem sichersten Schulweg bieten Schulwegpläne, die Strecken empfehlen und über mögliche Gefahrenpunkte auf dem Weg informieren. Lehrkräfte, Eltern und Behörden erstellen sie gemeinsam auf Basis ihrer Erfahrungen. „Der kürzeste Schulweg ist nicht zwangsläufig der sicherste“, sagt Waschke. Gefährliche Punkte wie Baustellen oder stark befahrene Straßen sollten auf der Strecke möglichst vermieden werden. Ampeln, Zebrastreifen und Mittelinseln hingegen eignen sich gut zum Überqueren von Straßen. Dafür lohnt sich auch ein kleiner Umweg.
Übung macht den Meister
„Wenn die sicherste Route zur Schule einmal gefunden ist, sollten Eltern sie gemeinsam mit ihrem Kind einstudieren – am besten zu der Uhrzeit, zu der es den Weg während des Schuljahres auch nutzen wird“, rät Waschke. Die ABC-Schützen sollten wissen, wo Gefahren lauern und wie sie mit ihnen umgehen sollten. Kritische Punkte können auch aus verschiedenen Perspektiven durchgespielt werden. Auf diese Weise übernehmen Kinder den Blickwinkel anderer Verkehrsteilnehmer und lernen beispielsweise zu beurteilen, wo sie übersehen werden können. Schließlich können Kinder erst ab einem Alter von ungefähr acht Jahren vorausschauend Gefahren einschätzen. Vorher erkennen sie diese erst, wenn sie bereits eingetreten sind.
Wann können Kinder allein zur Schule gehen?
Eine allgemeingültige Antwort auf die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt gibt es nicht, da die Kinder unterschiedlich weit in ihrer Entwicklung sind. Nutzt das Kind den besprochenen Weg? Hält es sich an Verkehrsregeln? Kennt es die Gefahrenstellen auf der Strecke und kann richtig mit ihnen umgehen? Eine sinnvolle Entlastung für Eltern sind Schulweg-Gemeinschaften: Kinder aus der Nachbarschaft gehen anfangs noch begleitet von einem Erwachsenen in der Gruppe zur Schule, später dann allein. Wichtig ist hierbei, den Kindern auch das richtige Verhalten in der Gruppe beizubringen. Sie sollten sich nicht ablenken oder dazu verleiten lassen, auf dem Weg Ball zu spielen und plötzlich über die Straße zu rennen.
Eltern und Kindern ausreichend Zeit geben
Besonders wichtig ist es, dass Eltern sich selbst und ihren Kindern morgens genügend Zeit geben. „Kinder sollten morgens rechtzeitig zur Schule aufbrechen“, sagt Waschke. „Zeitstress kann dazu führen, dass sie unsichere Abkürzungen wählen, rennen oder anderen Verkehrsteilnehmern gegenüber unaufmerksam sind.“
Schulanfänger sind Verkehrsanfänger
Nicht erst mit der Einschulung sollten Eltern ihre Kinder mit den Eigenheiten des Verkehrs vertraut machen. Alltägliche Verkehrssituationen sind willkommene Anlässe, um Kinder schon früh an verkehrssicheres Verhalten heranzuführen. Mit einer gewissen Routine verfestigen sich die richtigen Abläufe von häufig auftretenden Situationen wie beim Überqueren einer Straße.
Zu Fuß, mit dem Rad oder doch mit dem Auto?
Erstklässler sollten den Schulweg wenn möglich zu Fuß bestreiten. Auf diese Weise bauen sie wichtige Fähigkeiten wie das Einschätzen von Entfernungen oder Richtungshören aus und lernen, Gefahren im Straßenverkehr selbst zu erkennen. Ist der Schulweg zum Laufen zu lang, empfiehlt sich die Fahrt mit dem Öffentlichen Personen-Nahverkehr, mit Bus oder Bahn. Auch hier sollte man das Schulkind nicht von Beginn an allein auf den Weg zu schicken. Das richtige Verhalten an der Bushaltestelle, das Vorzeigen des Tickets, die sichere Mitfahrt und die Kenntnis der Strecke wollen gelernt sein. Genaue Absprachen für unvorhergesehene Fälle wie der Ausfall einer Verbindung geben Kindern zusätzliches Selbstvertrauen.
Nur in Ausnahmefällen sollten Schüler mit dem Auto gefahren werden. „Das unübersichtliche Getümmel und wilde Parken von Elterntaxis erhöht vor Schulgebäuden die Gefahr von Unfällen“, sagt Waschke.
Vorbild sein
Kinder orientieren sich am Verhalten ihrer Bezugspersonen. Wenn diese sicheres Verkehrsverhalten vorleben, ahmen die Kinder es ihnen nach.
Wegen ihrer geringen Körpergröße können Kinder von anderen Verkehrsteilnehmern leichter übersehen zu werden. Besonders in den Wintermonaten sollte man ihre Sichtbarkeit deswegen durch helle oder reflektierende Kleidungsstücke steigern.
Autofahrer sind jetzt gefordert, an die unerfahrenen Erstklässler zu denken und gerade nach den Sommerferien in der Nähe von Schulen besonders achtsam sein.