(ra) Das „Bergdorf beeeeeebt!“ hallte auch in diesem Jahr wieder über den Dorfplatz von Sankt Englmar – und selten passte der Ausruf so gut wie diesmal. Die Englmarer Rauhnacht präsentierte sich am Sonntagabend weiterentwickelt, dichter inszeniert und spürbar näher am Publikum. Die Veranstalter setzten bewusst auf das Herzstück des Abends: die Rauhwuggerl, die Hexen und eine noch eindrucksvollere Bühnenshow.

Mit sicherem Gespür für Dramaturgie und Publikum führte Moderator Andi Aichinger durch das Programm. Seine pointierten Ansagen hielten die Spannung hoch und sorgten immer wieder für heitere Momente auf dem voll besetzten Dorfplatz.
Ein zentraler Akzent lag auf der verständlichen Vermittlung des Brauchtums. Johannes Altmann, bekannt als „Osoga“ und zugleich Vize des WSV, nahm die Besucher mit in die Welt der Sagengestalten des Bayerischen Waldes. Er erklärte Hintergründe zur Rauhnacht so anschaulich, dass auch Neulinge Zugang zu diesem alten Brauch fanden. Der angenehme Nebeneffekt: mehr Zeit für Begegnungen. Die Rauhwuggerl waren nicht nur zu sehen, sondern erlebbar – zum Anfassen, Fotografieren und für manche sogar zum Kuscheln.

Musikalisch unterstrich Tobi Beinrucker alias DJ Moastoarugga die mystische Atmosphäre mit viel Feingefühl. Etwas mehr Dunkelheit, mehr Spannung, mehr Information – und zugleich mehr Interaktion. Diese Mischung prägte den Abend und wirkte auch auf die Darsteller zurück. Vor allem die Hexen, die sich intensiv auf ihren Showact vorbereitet hatten, zeigten sich im Nachgang hochzufrieden mit ihrem Auftritt.
Für zusätzliche Gänsehautmomente sorgte Mich Röhrl mit einer spektakulären Feuershow, die neue visuelle Akzente setzte. Ein fester Höhepunkt blieb auch in diesem Jahr das mächtige Geläut der Zellertaler Wolfausläuter, das traditionell das Eintreffen der Rauhwuggerl ankündigte und den Dorfplatz in eine archaische Klangkulisse tauchte.
Zum großen Finale der Bühnenshow verteilten sich sämtliche Rauhwuggerl, darunter auch mehrere Midi-Rauhwuggerl, auf der Schneebar. Ein imposantes Bild und zugleich der stimmungsvolle Schlusspunkt des offiziellen Programms. Nach einer kurzen Verschnaufpause kehrten die pelzigen Gestalten nochmals zurück auf den Platz und mischten sich unter die Besucher – sehr zur Freude des Publikums.

Neu war in diesem Jahr der Start des Rauhwuggerllaufs an der Alten Mühle. Das besondere Ambiente begeisterte Akteure und Zuschauer gleichermaßen, bevor der Lauf durch Straßen und Wirtshäuser führte. Insgesamt setzte die Rauhnacht stärker denn je auf Performance und Inszenierung – mit sichtbarem Erfolg.
Ein starkes Zeichen setzte der Nachwuchs: Mit 22 Kindern bei den Mini- und Midi-Rauhwuggerln wurde ein neuer Rekord erreicht. Jakob Stahl und Xaverl Holzapfel zeigten zudem auf der Bühne ihr Können im Goißlschnoizn. Das sonnige Wetter und die milden Temperaturen zum Start bei Sonnenuntergang trugen ihren Teil zu einem rundum gelungenen Abend bei.
Die Organisation durch den WSV Sankt Englmar und die Gemeinde verlief gewohnt professionell. Das neue Sicherheitskonzept griff reibungslos, alle Ortsfeuerwehren waren im Einsatz. Eine zweite Leinwand ermöglichte es, das Bühnengeschehen von allen Bereichen des Dorfplatzes aus zu verfolgen und trug zur entspannten, friedlichen Atmosphäre bei.
An der 115 Meter langen Schneebar, der längsten im Bayerischen Wald, wurde bis spät in die Nacht gefeiert. WSV-Vorsitzender Mario Muhr und Johannes Altmann zeigten sich hochzufrieden. Bürgermeister Anton Piermeier hob besonders das Zusammenwirken der mehr als 200 Beteiligten hervor. Am Ende blieb einhellige Zustimmung: Die Englmarer Rauhnacht war auch in diesem Jahr ein Erlebnis für alle Generationen.
