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Landshuter Krankenhäuser: Digitale Patientenakte auf dem Vormarsch

(ra) Weniger Aufwand für die Dokumentation und mehr Zeit für die Patienten: Das ist eines der Hauptziele des Projektes Digitale Patientenakte, das die Landshuter Krankenhäuser vorantreiben. Eine Sprecherin der LAKUMED Kliniken schilderte am Donnerstag die bisherigen Fortschritte.

Digitale Patientenakte - an den Landshuter Kliniken
Ärztlicher Direktor Dr. Raimund Busley (links) mit Stefanie Englbrecht, Leiterin des Projekts Digitalisierung (erste Reihe, 3. von rechts), luden zum gemeinsamen Austausch zum Thema digitale Patientenakte nach Vilsbiburg ein. – Foto: LAKUMED Kliniken/Sabine Polacek

Im März diesen Jahres ging in den ersten Abteilungen am Krankenhaus Vilsbiburg die digitale Patientenakte an den Start – mit Erfolg: Das digitale Prozessmanagement wird seitdem im Pflegealltag täglich angewandt und positiv angenommen. Am Klinikum Landshut werden aktuell die verschiedenen Module und Schnittstellen ausgearbeitet und im Projektteam intensiv getestet, bevor die ersten Pilotstationen ans Netz gehen. Dank der umfangreichen Vorarbeiten soll die digitale Akte dann zügig auf das gesamte Klinikum ausgerollt werden.

„Im Kinderkrankenhaus St. Marien wurde seit Jahresbeginn an der erfolgreichen Umsetzung des Projektes gearbeitet. Diese Woche war der Startschuss in den stationären Bereichen. Die ersten Tage haben gezeigt, dass alle Mitarbeitenden und Patienten von der Digitalisierung profitieren. An weiteren Optimierungen wird kontinuierlich gearbeitet“, so Stefanie Bertalanitsch, Projektmanagerin am Kinderkrankenhaus.

Gemeinsamer Erfahrungsaustausch

Aus diesem Anlass und vor dem Hintergrund der beabsichtigten Zusammenarbeit aller drei somatischen Krankenhäuser in Landshut trafen sich am 12. Juli im Krankenhaus Vilsbiburg Vertreter der Krankenhäuser zum gemeinsamen Erfahrungsaustausch und um einheitliche Dokumentationsstandards zu prüfen. Mit dabei waren die LAKUMED Geschäftsführung und Stefanie Englbrecht, Leiterin des Projekts Digitalisierung, sowie einige Vertreter des Klinikums Landshut und des Kinderkrankenhauses St. Marien. Dr. Raimund Busley, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin in Vilsbiburg, begrüßte die Teilnehmer aus den Bereichen der Ärzteschaft, Pflege, Medizincontrolling, Apotheke und IT sowie die Projektverantwortlichen der Kliniken.

Dazu sagte Dr. Busley: „Es freut mich sehr, dass wir durch diesen inhaltlichen Austausch Kontakte vertiefen und das gemeinsame Vorankommen stärken können.“ „Warum sollten wir nicht voneinander lernen?“, hieß es aus der Runde. Auch die geladenen Gäste vom Klinikum Landshut bewerteten die künftig engere Zusammenarbeit mit den LAKUMED Kliniken positiv.

Ziel: Alle Stationen arbeiten komplett papierlos

Bei dem Treffen stellte LAKUMED sein Projekt zur Einführung der digitalen Patientenakte am Krankenhaus Vilsbiburg vor – von der Vorbereitung bis hin zur Umsetzung. Die Akzeptanz bei den Pflegekräften am Krankenhaus Vilsbiburg war laut Englbrecht groß. Diese haben ihre Prozesse schnell an das neue digitale Prozessmanagement angepasst. Unterstützung erhielten sie von Spezialisten der Projektteams, die die Pflegekräfte neun Tage lang in jeder Schicht begleitet und technisch unterstützt hatten. Nach und nach sollen jetzt auch die restlichen Abteilungen des Krankenhauses Vilsbiburg sowie das Krankenhaus Landshut-Achdorf und der Schlossklinik Rottenburg auf die digitale Patientenakte umgestellt werden. „Unser Ziel ist, dass eines Tages alle Stationen komplett papierlos arbeiten können“, sagte Stefanie Englbrecht, Leiterin des Projekts Digitalisierung bei den LAKUMED Kliniken.

Am Klinikum Landshut steht neben vielen weiteren Punkten auch die softwarebasierte Unterstützung des Personals im Vordergrund – was vorher aufwändig geplant und händisch dokumentiert wurde, soll dann zu großen Teilen digital ablaufen. Einige Beispiele stellte das Projektteam des Klinikums bei dem Erfahrungsaustausch vor. „Über eines der neu eingeführten Tools werden die Pflegekräfte künftig in der Planung ihres Pflegeprozesses unterstützt. Betreuen sie beispielsweise einen insulinpflichtigen Diabetes-Patienten, werden Pflegemaßnahmen, wie Blutzuckermessungen, automatisch eingeplant“, erklärt Ines Paintner, Projektleitung Digitalisierung am Klinikum Landshut. „Unser Fokus liegt derzeit darauf, die Module und Schnittstellen auszuarbeiten und umfangreich zu testen“, so Paintner. „Für alle Berufsgruppen, die am Patienten tätig sind, wird die digitale Akte zu einer deutlichen Arbeitserleichterung führen.“

Die Projektteams in den Kliniken

Ein Projektteam der LAKUMED Kliniken, bestehend aus zwölf Mitarbeitenden an allen drei LAKUMED Standorten, befasste sich seit Januar 2022 mit der Ausarbeitung und Realisierung der einzelnen Module der elektronischen Patientenkurve. Die Digitalisierungsprojekte an den LAKUMED Kliniken werden im Rahmen des Krankenhauszukunftsgesetzes (KHZG) mit insgesamt 4,8 Millionen Euro aus dem Krankenhauszukunftsfonds (KHZF) der Europäischen Union gefördert. Für das Projekt „Digitale Patientenkurve“ wurden insgesamt 65 neue IT-fähige Pflege- und Visitenwägen, Vitalzeichenmonitore sowie Tablet-PCs beschafft sowie die Leistungsfähigkeit der IT-Infrastruktur ertüchtigt. Die sogenannte „elektronische Fieberkurve“ stellt eine Erweiterung des vorhandenen Krankenhaus-Informationssystems Medico der Firma CompuGroup Medical (CGM) dar, das sowohl bei LAKUMED als auch im Klinikum Landshut und in der Kinderklinik St. Marien im Einsatz ist.

Am Klinikum Landshut besteht das Projektteam aus 15 Mitarbeitern, regelmäßig werden zudem Fachspezialisten aus verschiedenen Bereichen des Krankenhauses hinzugezogen. Neben dem Ausbau der IT-Infrastruktur ist auch eine Aufstockung der Hardware nötig: So werden unter anderem für Pflegekräfte und Ärzte IT-Visitenwägen konzipiert. Damit kann das Personal im laufenden Betrieb digital dokumentieren, die neuen Daten stehen der Pflege, Ärzten und weiteren Therapeuten in Echtzeit im gesamten Haus zur Verfügung. „Das Projekt Digitalisierungsprojekt, das am Klinikum Landshut durch die EU mit 5,7 Millionen Euro gefördert wird, ist ein großer und wichtiger Schritt für uns“, so die Projektleitung Ines Paintner. Nach einer mehrwöchigen Pilotphase auf zwei Stationen soll die digitale Patientenakte im Frühjahr 2024 auf alle Stationen und Ambulanzen ausgerollt werden.

Weitere Etappen bei der Realisierung

Das Digitalisierungsprojekt am Kinderkrankenhaus St. Marien wurde mit knapp einer Million Euro gefördert. Dieses umfasst die Digitalisierung der Patientenakte, der Fieberkurve sowie der Medikation im stationären Bereich des Kinderkrankenhauses. Zum 18. Juli fand auf den Stationen 1 bis 3 die Umstellung auf die digitale Arbeitsweise statt, zum 25. Juli folgt das Zentrum für Integrative Medizin und Psychosomatik (ZIP).

Zahlreiche weitere Digitalisierungsprojekte befinden sich zudem parallel in der Umsetzungsphase oder stehen bereits in den Startlöchern. Dazu gehören beispielsweise die Digitalisierung der Patientenakten im Sozialpädiatrischen Zentrum (SPZ), die Einführung von digitalen Formularen und Unterschriften oder aber auch die weitere Verbreitung einer Spracherkennungssoftware im gesamten Haus. In den kommenden Monaten und Jahren wird sich in St. Marien noch einiges ändern um den gesetzlichen Festlegungen nachzukommen. Ziel ist es, das digitale Arbeiten rund um unsere Patienten und Patientinnen für unsere Mitarbeitenden weiter zu optimieren.