Straubing

Kommentar: Wer reitet am Schnellsten und überbringt die Botschaft als Erstes?

„Bing“, „Bing“, „Bing“ – es sind nur wenige Minuten, die das Eintreffen mehrerer Mails – eines elektronischen Briefes – ankündigen. Alle haben sie den selben Inhalt. Verschiedene Projekte bekommen einen Zuschuss der Landesstiftung. Aber es muss dies nun jeder Landtagsabgeordnete, der mit der Region mehr oder weniger zu tun hat, kund tun?

Ja, es geht ja immerhin um die stolze Summe von knapp über 130.000 Euro. Welche eine horrende Summe! Bei vier Projekten erhält jeder Empfänger für sich eine bedeutsame Unterstützung. Die ist so wichtig, dass sie gleich von vier Vertretern des Landtages in wettbewerbsähnlicher Manier an die Medien versandt wird. Dass aus den Büros unterschiedliche Zahlen genannt werden und wir erst einmal recherchieren müssen, welche der Realität entsprechen, das stellen wir einmal nicht in den Vordergrund. Aber welchen Wert hat diese Summe bei den Geldern, mit denen die Abgeordneten sonst jonglieren?

Ist schon Wahlkampfzeit? Ja, wir befinden uns in der Tat schon im Wahlkampf – aber für den Bundestag! Hier eine neue politische Spielwiese aufzumachen kommt zumindest bei uns nicht gut an. Baumaßnahmen am Klinikum Elisabeth werden vom Landtag mit über 40 Millionen finanziert – da geht es wirklich um Geld! 130.000 Euro – auch wenn es von der Landesstiftung kommt – sind hier im Vergleich Peanuts. Aber dafür wird der Run auf die Redaktionen gestartet.

Vier Mails innerhalb weniger Minuten – mit dem selben Inhalt, außer der jeweils eigenen Beweihräucherung. Ja, wir kommen unserer journalistischen Arbeit nach und teilen der Bevölkerung mit, dass die Landesstiftung für vier Projekte 130.000 Euro zur Verfügung stellt – aber nicht in vierfacher Weise! Wahlkampf – und dabei haben wir noch nicht einmal Landtagswahlkampf – heißt nicht, dass man die Medien ausnutzen kann. Medien sind nicht die Lakeien der Politiker!

Johann Haas