Internationaler Schlag gegen Callcenter-Betrüger – Opfer auch aus Niederbayern
(pol) Kosovarische Sicherheitsbehörden gelang es in enger Zusammenarbeit mit deutschen Ermittlungs- und Justizbehörden die Betreiber eines Callcenters im Kosovo festzunehmen. Von dort aus wurde jahrelang im Bereich der „falschen Lotterie-Gewinnversprechen“ agiert und primär wohlhabende Geschädigte betrogen. Die Verdächtigen sind für etliche Betrugstaten in der gesamten Bundesrepublik verantwortlich und erzielten Beute in Millionenhöhe.
Der Aktion vorausgegangen waren monatelange intensive Ermittlungen verschiedener Dienststellen in Deutschland. Zudem gelang es der unterstützenden Kriminalpolizei Niederbayern mit Sitz in Passau, die Ermittlungen wesentlich zu verdichten. In einer konzentrierten Aktion im Kosovo gelang es den dortigen Behörden und beteiligten Dienststellen insgesamt 13 Objekte zu durchsuchen, neun Verdächtige, hierunter auch die Köpfe der Bande, festzunehmen, sowie umfangreiches Beweismaterial sicherzustellen. Hierzu zählten neben Vermögenswerten wie hochwertigen Fahrzeugen auch umfassendes technisches Equipment zweier betriebener und nunmehr zerschlagener Callcenter, sowie auch Schusswaffen.
Vorgehensweise der Täter
Die äußerst perfide Vorgehensweise der Täter war hierbei fast immer gleich: Zumeist rief die Bande ältere, alleinstehende Senioren in Deutschland an und suggerierte diesen einen Lotterie-Gewinn von mehreren hunderttausend Euro. Um den vermeintlichen Gewinn zu erlangen, wurden die Opfer zunächst dazu bewegt, für die Gewinnausschüttung anfallende Gebühren wie Transport-, Versicherungs- oder Notarkosten zu begleichen. Dies erfolgte durch Geldüberweisungen der Geschädigten ins Ausland, der Übermittlung von E-Cash-Codes, Einkaufsgutscheinen für große Internetportale oder persönliche Geldabholungen.
In unzähligen Telefonaten bauten die Täter eine regelrechte Vertrauensbasis zu den Opfern auf, die sie gezielt für ihre kriminellen Handlungen ausnutzten. Teilweise setzte die Bande sogar Geschädigte, mit der Erwartung, sie werden ihr verlorenes Geld zurückbekommen, unter Druck und veranlassten diese so, Geld bei anderen Geschädigten abzuholen. In vielen Teilen nahmen die Täter so enorme Geld- und Vermögenswerte an sich. Neben dem materiellen Schaden hatten die Anrufe für die Opfer auch häufig massive psychische Folgen.
Geldabholer festgenommen
So haben die Täter aus dem Kosovo im Mai dieses Jahres bei einem 78-jährigen Mann aus Landshut mehrfach durch betrügerische Anrufe insgesamt einen hohen fünfstelligen Eurobetrag erlangt. Bei einer Geldübergabe konnten in diesem Zusammenhang im Juni zwei Geldabholer auf frischer Tat festgenommen werden. Diesem 28-jährigen Geldabholer, der ebenfalls kosovarischer Staatsangehöriger war, konnten insgesamt vier Geldabholungen in Dingolfing, Landshut und München nachgewiesen werden.
Auch zu einer Geldabholung in Baden Württemberg, bei denen einer der im Kosovo maßgeblich beteiligten Personen involviert war, konnten Bezüge hergestellt werden. Durch mit Hochdruck geführte Ermittlungen der Kriminalpolizei Niederbayern wurde festgestellt, dass die 79-jährige Seniorin aus Dingolfing, die bereits an diesen 28-jährigen Geldabholer einen mittleren vierstelligen Eurobetrag übergeben hat, weiterhin massiv mit Telefonanrufen überhäuft wurde.
So gaben sich die Täter mit verschiedensten Identitäten aus. Sie bezeichneten sich selbst unter anderem als Polizeibeamte der örtlichen Dienststelle in Dingolfing, Mitarbeiter einer Geldtransportfirma, Notare, Mitarbeiter der Bundesbank, Mitarbeiter einer europäischen Gewinnspielfirma usw.. Dem Erfindungsreichtum der Betrüger waren hier keine Grenzen gesetzt.
Bei einer erneuten geplanten Geldübergabe im Juni in Dingolfing konnten weitere zwei Geldabholer festgenommen werden. Auch diese beiden Täter waren kosovarische Staatsangehörige. Ermittlungen ergaben, dass sie durch die Täter, die im Kosovo festgenommen wurden, direkt für die Geldabholung angeleitet wurden. Diese Täter wiederum standen in Verbindung mit mindestens vier weiteren Geldübergaben im Bundesgebiet. Die Hauptverhandlungen gegen die hier festgenommen Personen stehen noch aus.
Tipps der Polizei
- Machen Sie sich bewusst: Wenn Sie nicht an einer Lotterie teilgenommen haben, können Sie auch nichts gewonnen haben!
- Geben Sie niemals Geld aus, um einen vermeintlichen Gewinn einzufordern. Zahlen Sie keine Gebühren oder wählen gebührenpflichtige Sondernummern (gebührenpflichtige Sondernummern beginnen z.B. mit der Vorwahl: 0900…, 0180…, 0137…).
- Geben Sie niemals persönliche Informationen weiter: Keine Telefonnummern und Adressen, Kontodaten, Bankleitzahlen, Kreditkartennummern oder Ähnliches.
- Fragen Sie den Anrufer nach Namen, Adresse und Telefonnummer der Verantwortlichen, um welche Art von Gewinnspiel es sich handelt und was genau Sie gewonnen haben. Notieren sie sich seine Antworten.
- Weisen Sie unberechtigte Geldforderungen zurück.
- Kontrollieren Sie regelmäßig Ihre Kontoauszüge und Ihre Telefonrechnung. Lassen Sie unberechtigte Abbuchungen von Ihrer Bank oder Sparkasse rückgängig machen. Abbuchungen können Sie innerhalb einer bestimmten Frist problemlos widersprechen. Wenden Sie sich zudem unverzüglich an Ihren Bankberater.
- Erstatten Sie im Zweifel eine Anzeige bei der Polizei oder wählen sie den Notruf 110!
- Beim Verkauf von Online-Gutscheinkarten sollten Verkäufer ihre Kunden auf diese Betrugsmasche hinweisen.