Integration: Unternehmer Sargon Kanon stellt sich bei IHK-Seminar für Flüchtlinge vor
(ra) Die Heimat zu verlassen für ein Land, in dem man Fremder ist – diese Erfahrung hat Sargon Kanon gemacht, der als Kind mit seinen Eltern aus Syrien geflüchtet und nach Deutschland gekommen ist. Der Inhaber einer Versicherungsagentur in Straubing kann die Schwierigkeiten, Sorgen und Nöte von jungen Flüchtlingen nachvollziehen, weiß aber auch, dass die beste Integration über Arbeit und einen deutschen Freundeskreis erfolgt.
Genau diese Botschaft hat er im Rahmen des mehrtägigen IHK-Seminars „Leichter in die Berufswelt“ in der Straubinger Marianne-Rosenbaum-Berufsschule transportiert, das beim Start in eine Berufsausbildung unterstützt.
Zunächst diskutierten in dem Seminar Veronika Nagler, Integrationsberaterin bei der IHK Niederbayern, und Trainerin Andrea von Gleichenstein von Training Development Consulting intensiv mit den Jugendlichen die Abläufe in einer Ausbildung, Rahmenbedingungen, Zukunftsaussichten und vieles mehr. Einige der Anwesenden, die aus Syrien, Afghanistan und Somalia stammen, hatten bereits erste Erfahrungen gesammelt – und in manchen Fällen Enttäuschungen erlebt. Nicht nur durch Absagen, sondern etwa auch, weil zugesagte Ausbildungsplätze aufgrund von laufenden Asylverfahren nicht angetreten werden durften.
Auf Sargon Kanon, Landsmann für einen Großteil der Anwesenden, waren die Teilnehmer dann umso gespannter. Gemeinsam mit Nagler und von Gleichenstein hatten sie Fragen für den Unternehmer gesammelt, die dieser nach einer kurzen Vorstellungsrunde ausführlich beantwortete.
„Ich kam zwar als Kind nach Deutschland, aber für mich war es auch nicht immer einfach. Ich rate euch, sucht euch deutsche Freunde und geht in einen Verein! Das trägt zum Kultur- und zum Spracherwerb bei, nur so integriert ihr euch“, appellierte Kanon an die Anwesenden. Diesen Weg habe auch er eingeschlagen. Es sei wichtig, sich anzupassen und sich zum Beispiel an Pünktlichkeit als deutsche Regel zu halten, um akzeptiert zu werden und einen möglichen Arbeitsplatz zu behalten. Den Jugendlichen, die schon Absagen erhalten haben oder ihre Ausbildung nicht beginnen dürfen, riet er, sich nicht entmutigen zu lassen: „Irgendwann bekommt ihr eure Chance und dann müsst ihr bereit sein. Ich habe gelernt, mir ein Ziel zu setzen und es zu verfolgen. So musste ich über 100 Bewerbungen schreiben, bis ich Erfolg hatte, aber ich habe nie aufgegeben.“
Insgesamt drei Ausbildungen hat der Unternehmer abgeschlossen, bis er seinen Traumberuf gefunden hatte und schließlich den Schritt in die Selbstständigkeit wagte. Mittlerweile leitet er erfolgreich seine eigene Versicherungsagentur, beschäftigt vier Mitarbeiter und einen Auszubildenden und ist im Vorstand der Straubinger Wirtschaftsjunioren aktiv. „Man muss ständig lernen und sich weiterentwickeln“, gab er der Gruppe mit auf den Weg. Zum Abschluss überreichte er gemeinsam mit Veronika Nagler und Andrea von Gleichenstein die Zertifikate für das IHK-Seminar.