Geiselhöring

Hitzeschutzkonzept ist eine kommunale Aufgabe – auch in Geiselhöring?

(rp) Der Straubinger Bürgermeister Werner Schäfer warm am Donnerstag bei der Geiselhöriger SPD um einen Hitzeschutzplan nach Straubinger Vorbild. Seine Genossen in Geiselhöring hatten ihn in die Taverne Korfu eingeladen. Bei dieser „SPD im DIALOG“-Veranstaltung ging es um Maßnahmen, die im Rahmen des Klimawandels auch Geiselhöring tangieren.

Fordern auch einen Hitzeschutzplan für Geiselhöring: SPD-Ortsvorsitzende Barbara Kasberger (rechts), die Stadträte Josef Eisenhut (2. von rechts) und Ludwig Kerscher (links.) sowie Referent Werner Schäfer und SPD-Kreisvorsitzender (Rottal) Severin Eder – Foto: Pasta

„Der Klimawandel wird Hitzeschutz zu einem Dauerthema machen“, erklärte SPD-Ortsvorsitzende Barbara Kasberger mit Verweis auf den erneut zu warmen Mai. Sie forderte auf, zwischen „Wetter“ und „Klima“ zu unterscheiden, denn dies wären zwei völlig verschiedene Dinge. Viele Kommunen setzten sich seit langem für Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel ein. Dabei spiele der Hitzeschutz eine besondere Rolle.  Die Stadt Straubing sei Vorreiter in Sachen kommunales Hitzeschutzkonzept.

Referent Bürgermeister Werner Schäfer stellte den Hitzeaktionsplan von Straubing vor, bei dem die Handlungsfelder Gesundheit, Raumplanung, Tourismus, Land-, Forst- und Wasserwirtschaft, Naturschutz sowie Infrastruktur eine besondere Bedeutung spielten. Die Frage, ob auch Geiselhöring einen Hitzeschutzplan brauche, hat die Stadtverwaltung mit „NEIN“ beantwortet. Eine persönliche Anfrage der SPD-Vorsitzenden bleib seit Monaten unbeantwortet.

„Es ist Zeit zum Handeln“

Am diesjährigen Hitzeaktionstag am 5. Juni stand überall in Südbayern das Hochwasser vor der Tür, trotzdem sollte der Tag ein Bewusstsein für die Gefahren von Hitze und die Maßnahmen zum Schutz, insbesondere für gefährdete Personen, schaffen. Deshalb freute sich Werner Schäfer besonders, dass er nur einen Tag später das Straubinger Hitzeschutzkonzept bei der Geiselhöringer SPD vorstellen konnte. Die Stadt Straubing habe auf Initiative von Bürgermeister Dr. Albrecht Solleder im vergangenen Jahr als eine der ersten Kommunen einen Hitzeaktionsplan ins Leben gerufen, so Werner Schäfer. Gefördert wurde das Vorhaben vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention.

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Hitzeperioden belasten weite Teile der Bevölkerung und stellen das Gesundheitssystem vor neue Herausforderungen. Insbesondere ältere Menschen, pflegebedürftige Menschen, Menschen mit Vorerkrankungen, Säuglinge und Kinder, Schwangere und im Freien arbeitende Menschen seien besonders gefährdet. Die Verschiebung der Niederschläge im Jahresverlauf brächten einerseits Trockenheit, andererseits Starkregenereignisse. Die Zahl der Hitzetage und Tropennächte steigen. „Hitzebedingte Todesfälle werden mehr – es war Zeit zum Handeln“ so Werner Schäfer.

So hat Straubing gehandelt

Im Fortlauf der Dialogveranstaltung stellte Werner Schäfer die kurz-, mittel- und langfristigen Maßnahmen vor, die der Straubinger Hitzeaktionsplan beinhaltet. So wurde schnell eine Kommunikationskaskade zu Hitzewarnungen etabliert. Hitzepatenschaften des Freiwilligenzentrums zur Unterstützung von Senioren werden angeboten. Eine Bestandsaufnahme von kühlen Orten führte zu einer Übersichtskarte, die im Internet abrufbar ist. Gleichzeitig ist als mittelfristige Maßnahmen eine Klimakarte zur Visualisierung der Wärmeinseln digital zur Verfügung gestellt worden. Neben einem zweiten Trinkbrunnen am Volksfest sollen auch der Ludwigs- und Theresienplatz damit ausgestattet werden. Sprühnebelanlagen am Stadtplatz sollen nach Wiener Vorbild die Temperatur senken. Auf lange Sicht, so Schäfer, muss aber auch städteplanerisch etwas passieren: Flächenentsiegelungen, Verschattung der Innenstadt, Fassaden- und Dachbegrünungen, weitere Renaturierungen von Gewässern sowie die Friedhofsbegrünungen wurden genannt.

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Werner Schäfer erklärte, dass sich sowohl beim Denkmalamt als auch bei der Bevölkerung die Abkehr vom „steinernen Stadtplatz“ hin zu mehr „Grün in der Stadt“ vollziehe. Für Neuanlagen sowie Bau- und Gewerbegebiete wurde ein Katalog mit ökologischen, sozialen und nachhaltigen Kriterien entworfen. Im privaten Bereich werde ein „Entsiegelungsprogramm“ sowie der „geschenkte Baum“ für Verbesserungen sorgen, zeigte sich der Referent überzeugt. In den Schulen, so Schäfer, hat sich grundlegend die Einstellung zum Trinken geändert. War früher das Trinken im Unterricht verpönt, seien heute Trinkflaschen und Wasserspender überall gang und gäbe.

Stadtverwaltung: Geiselhöring braucht kein Hitzeschutzkonzept

Stadtrat Ludwig Kerscher trug anschließend die Stellungnahme der Stadtverwaltung vor, um die im Vorfeld gebeten wurde. Fazit: Geiselhöring braucht kein Hitzeschutzkonzept. Begründung: Geiselhöring ist dafür zu klein. Im Detail ließ Bürgermeister Lichtinger erklären, dass der Weg zwischen der Ruheinsel „Schäffler-Brunnen“ und der Ruheinsel „Kriegerdenkmal am Lins“ nur 440m betrage. Weiterhin würde die Verkehrsführung durch den Stadtplatz keine Maßnahmen ermöglichen.

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Als „positive Maßnahme“ wurde die Begrünung des Friedhofes aufgeführt. Wo der Rasen die Steinwüste ablöst, Baume Schatten spenden und Bänke zum Ausruhen einladen würden. Für die Schule sei im Laufe der Renovierungsarbeiten ein Trinkbrunnen geplant. Im Freizeitgelände scheiterte diese Idee aufgrund einer abgelehnten ILE-Förderung. Erwähnt wurde dazu aber auch das ILE-Projekt „700 Obstbäume für die ILE Laber“ bei dem man sich um bis zu drei kostenlosen Obstbäumen bewerben konnte – das Programm endet aber zum 19. Juli.

Es gäbe aber eine Reihe von Maßnahmen …

Die Erklärung rief deutliches Unbehagen und Unverständnis hervor. Dass Geiselhöring zu klein für ein Hitzeschutzkonzept sei, ändere nichts an der Tatsache, dass am Stadtplatz (z.B. beim letzten Bürgerfest) Temperaturen am Boden von über 45°C gemessen wurden. Ach dass es nirgends am Stadtplatz und am Freizeitgelände kostenloses Trinkwasser gäbe, habe mit der Größe nichts zu tun. Jedes bisschen MEHR an Aufenthaltsqualität käme auch den verbleibenden Geschäften am Stadtplatz zugute, erklärte Barbara Kasberger. Es wurde in der Diskussion ebenfalls darauf verwiesen, dass die Begrünung des Friedhofs vor allem Pflegekosten einsparen solle. Es wurde angemerkt, dass Baumpflanzungen im Friedhof schon mehrmals durchgeführt wurden, die Bevölkerung aber dies nicht dulde und die Bäume immer wieder entfernt werden mussten.

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Von einer „parkähnlichen Anlage mit Aufenthaltsqualität sei man noch weit entfernt“ – im beschatteten, neuen Friedhof mit Parkambiente seien nur wenige Bänke vorhanden. Es wurde weiter darauf hingewiesen, dass im Baugebiet „Timbertown“ auf die im Bebauungsplan geforderte Dachbegrünung seitens der Stadt verzichtet wurde. Ein weiterer Hinweis war, dass an vielen Straßenzügen und Parkplätzen die einmal gesetzten Bäume, die ja Genehmigungsauflage waren, nicht mehr vorhanden sind und nicht nachgepflanzt werden müssen…. also im Großen und Ganzen ein vernichtendes Urteil! Es gäbe aber eine Reihe von Maßnahmen, die in Geiselhöring – unabhängig von der Größe – zugunsten des Hitzeschutzes umgesetzt werden könnten.

Wasserhaltiges Obst statt Schokolade

Abschließend konnte Seniorenheimleiter Ralf Neißer die Diskussion wieder etwas beruhigen. Er erklärte, dass gerade die stationären Seniorinnen und Senioren aufgrund der Professionalität der Pflegekräfte im Seniorenheim bestens versorgt seien. Man habe seit Jahrzehnten ein Hitzeschutzkonzept und halte dies ständig aktuell. Es gebe mehrere Wasserspender, die das Flaschenwasser abgelöst haben und sehr gut angenommen würden. Eine Verschattungsanlage habe die Sonnenschirme auf der Terrasse abgelöst und der Sonnenschutz an den Fenstern sei neu. Es würden auch die Familienangehörigen mit eingebunden und ggf. gebeten wasserhaltiges Obst statt Schokolade mitzubringen.

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Anders sehe es natürlich bei alleinlebenden Seniorinnen und Senioren aus, so Neißer. An besonders heißen Tagen gelte es um ein bis zwei Liter mehr zu trinken als sonst. Pflegebedürftige und ältere Menschen hätten oftmals mangelndes Durstgefühl, aber auch Kinder vergessen beim Spiel oft das Trinken. Körperliche Aktivitäten in der Hitze seien zu vermeiden, aber auch ein Spaziergang brauche seine Schatten-Pausen.

Nächstes Thema: Grundwasser/Trinkwasserversorgung

Die Geiselhöringer SPD werde den Hitzeschutz auch weiterhin im Auge behalten und ggf. weitere Maßnahmen fordern. Für den nächsten Dialog-Termin am 18. Juli wurde aufgrund eines Hinweises aus der Zuhörerschaft das Thema Grundwasser/Trinkwasserversorgung festgelegt. Bereits die erste SPD-im-DIALOG-Veranstaltung 2018 beschäftigte sich mit der Trinkwasserversorgung in Geiselhöring – viel hat sich seitdem verändert.