ERCP-Raum: Neue Ausstattung und kürzere Wege
(ra) Die Endoskopieabteilung der Klinik Mallersdorf ist mit ihrem ECPR-Raum zur Untersuchung von Gallengängen und Bauchspeicheldrüse (siehe Infobox) von der Röntgenabteilung in unmittelbare Nachbarschaft zu den weiteren Endoskopieräumen umgezogen. Bei dieser Gelegenheit wurde die ERCP-Ausstattung mit Investitionen in Höhe von 160.611 Euro inklusive Umbauten und Anschlüssen auf den neuesten Stand der Technik gebracht.
Herzstück des neuen Raums ist ein C-Bogen mit Untersuchungstisch und Strahlenschutz. Eingriffe wie endoskopische Gallensteinentfernungen oder das Legen von Drainagen in die Gallengänge waren zuvor im Bereich der Röntgenabteilung durchgeführt worden.
Chefärztin Dr. med. Claudia Schott, Fachärztin für Innere Medizin, Gastroenterologie und Rheumatologie wähnt sich „insgesamt sehr glücklich mit dem neuen Konzept“. Vor allem beeindruckt sie die Bildqualität des neuen C-Bogens, eines Röntgengeräts, das mit einem C-förmigen Schwenkarm um den Körper herumfahren und Organe aus verschiedenen Perspektiven aufnehmen kann: „Der neue C-Bogen ist mobil und kein Festgerät mehr, dadurch viel leichter, flexibler einsetzbar und funktioneller.
Die digitale Bildqualität hat sich in den letzten Jahren so verbessert, dass selbst ein kompaktes Gerät mit einer hohen Auflösung sehr gute Ergebnisse liefert, ja sogar unser Vorgängermodell um ein Vielfaches übertrumpft.“ Leitender Oberarzt Dr. med. Jürgen Ippenberger, der mit Dr. Schott die anspruchsvollen Untersuchungen durchführt, bestätigt: „Die feinen Strukturen der Gallenwege und eventuelle Gallensteine oder sonstige krankhafte Veränderungen können röntgengestützt mit hoher Detailgenauigkeit dargestellt und somit gezielter behandelt werden.“
Seinen Standort hat der neue C-Bogen nahe der Endoskopie in einem einstigen Ultraschallraum gefunden. Dieser wurde mit hohem technischen Aufwand von der hauseigenen Medizintechnik in Zusammenarbeit mit Spezialfirmen umfunktioniert. Verena Graf, Leitung der Endoskopieabteilung, sieht darin Vorteile für die Patienten und das Personal: „Die Lage näher an der Endoskopie verkürzt für uns die Wege und vereinfacht die Abläufe. Geräte und Instrumente sind schneller verfügbar. Auch nach einem ERCP-Eingriff sind die Patienten näher bei uns, was eine engmaschige Nachüberwachung unkomplizierter macht.“
Nötig werden kann eine ERCP zu jeder Tages- und Nachtzeit, berichtet Verena Graf weiter. Patienten mit den typischen Symptomen einer Gallenkolik leiden beispielsweise unter plötzlich einsetzenden und heftigsten Oberbauchschmerzen. „Manche haben auch schon Gelbsucht infolge einer akuten Gallengangsentzündung“, schildert die Endoskopieleitung weiter. „Sie müssen daher zeitnah untersucht und behandelt werden. Kurze Wege und eine zuverlässige Gerätetechnik auf dem neuesten technischen Stand sind deshalb in der Endoskopie besonders wichtig.“
Neben dem C-Bogen im Wert von 113.050 Euro wurden auch die zugehörigen Monitore und eine neue, hygienisch leicht wiederaufzubereitende Komfortliege für 25.585 Euro mit Röntgenstrahlenschutz für 9.037 Euro mit angeschafft.
Michael Stöberl, Leiter Bau und Medizintechnik der Kreiskliniken Bogen-Mallersdorf, der die Um- und Einbauten der neuen Gerätschaften federführend begleitet hat, sieht in der modernen Technik vor allem Vorteile für den langfristig und durchgängig sichergestellten Betrieb: „Die Verfügbarkeit und Nachlieferung von Ersatzteilen ist mit dieser Lösung auch auf lange Sicht gewährleistet, ebenso der Support durch den Hersteller.“
ERCP steht für Endoskopisch-Retrograde-Cholangio-Pankreatikographie (altgr: chole/Galle; angeion/Gefäß, med.: Pankreas/Bauchspeicheldrüse), eine endoskopische Untersuchung über einen flexiblen Schlauch wie bei einer Magenspiegelung. Röntgenkontrastmittel wird dabei entgegen (retrograd) der natürlichen Flussrichtung der Galle in den Ausführungsgang von Gallen- und Bauchspeicheldrüse injiziert, um das Gangsystem mit einem Röntgengerät sichtbar zu machen. Gallengangs- und Pankreastumore lassen sich auf diese Weise feststellen. Während einer ERCP-Untersuchung sind auch kleine therapeutische Eingriffe möglich, zum Beispiel die Entnahme von Gewebeproben (Biopsien) das Setzen eines Stents an Engstellen, um den Gallenabfluss wiederherzustellen. Bei einer Abflusshinderung durch einen Gallenstein, eventuell auch mit einer Entzündung, kann dieser nicht nur sichtbar gemacht, sondern auch entfernt werden. Auch andere Erkrankungen wie Zysten in diesem Bereich können diagnostiziert werden.