Englmarer Rauhnacht – Vorbereitung zur größten Winterparty im Bayerischen Wald läuft
(ra) Bereits zur Tradition geworden ist die Party zur „Englmarer Rauhnacht“, die die Gemeinde und der Sankt Englmarer Wintersportverein (WSV) alljährlich am 28. Dezember ausrichten. Ihr Ruf ist mittlerweile legendär und nicht nur aus der Region kommen die Besucher alljährlich nach Sankt Englmar. Kern der Rauhnacht ist der Auftritt der Rauhwuggerl und Hexen, mystischen Gestalten aus der Sagenwelt des Bayerischen Waldes. Sie tauchen zu späterer Stunde aus Nacht und Nebel auf und treiben ihr Unwesen.
Die furchterregenden Gesellen im rauhen Pelzgewand, mit kunstvoll handgeschnitzten und -bemalten Masken tanzen um ein großes Lagerfeuer, um die Geister der Rauhnacht zu bannen. Sie scheppern mit Kuhglocken, schnalzen mit Peitschen, trommeln und lärmen auf vielfältige Weise. Bluadiger Damerl, Lucia und Haberngoaß sind nur einige der vielköpfigen Schar von Protagonisten, die zusammen mit der Musik für eine einzigartige Stimmung sorgen. Waldgeister mischen sich unters Publikum, der Bluadige Damerl haut mit dem Hammer, ein Unhold wird von der „Drud druckt“ und die Lucia geht mit der Sichel um…
Natürlich ist bei dieser Rauhnachtsparty auch sonst allerlei geboten, wie zum Beispiel eine über 100 Meter lange Schneebar mit speziellen Rauhnachts-Getränken. Rund um den Kirchplatz gibt’s eine Reihe von weiteren Verpflegungshütten mit Rauhnachts-Spezialitäten, damit man die „Wilde Jagd“ auch gut gestärkt übersteht. Die jungen Burschen und auch die Pfingstltuscher werfen sich ins Rauhwuggerlgewand und zeigen ihre Kunst. Partymusik, eine Licht- und Feuershow und Auftritte der Englmarer Mini- und Midi-Rauhwuggerl sorgen ab 17 Uhr für Abwechslung und vor allem für die richtige Stimmung, bevor schließlich die „gstandnen“ Unholde nach ihrem Zug durch die Wirtshäuser gegen 20.15 Uhr am Kirchplatz eintreffen.
Im Anschluss an die traditionelle Rauhnacht gibt’s eine Aftershow-Party im Waidlersaal. Damit auch in diesem Jahr wieder alles wie am Schnürchen läuft, beginnen die Vorbereitungen für die Rauhnacht schon früh: Bereits Ende September trifft sich das Organisationsteam zur ersten Vorbesprechung. Man hält noch einmal Rückschau, diskutiert über den groben Ablauf und sammelt neue Ideen für die nächste Rauhnacht. Denn etwas Neues will man eigentlich jedes Jahr bieten. Hausaufgabe für die Beteiligten bis zur nächsten Sitzung ist die Prüfung der Umsetzbarkeit.
Chef der Truppe ist der WSV-Vorsitzende Mario Muhr, bei dem alle Fäden zusammenlaufen. Er hat den abwechslungsreichsten Job und die meisten Aufgaben auf der ToDo-Liste abzuarbeiten und wird dabei von seinem Vize Johannes Altmann unterstützt. So etwa ist Muhr auch für das „Snowfarming“ für die Schneebar zuständig. Deshalb hat er auf seinem Firmengelände zusammen mit den Bauhofarbeitern ein isoliertes Schneedepot angelegt, aus dem dann am Vorabend der Rauhnacht die über 100 Meter lange Schneebar entsteht.
Mario Muhr betont, dass zwar sein Aufgabenbereich schon sehr umfangreich, aber „ohne die Mithilfe der vielen Freiwilligen, die nicht einmal unbedingt WSV-Mitglieder sind, ohne die Unterstützung der Anwohner, die die Stromversorgung sichern und schon in der Vorbereitungszeit viele Einschränkungen in Kauf nehmen und die vielen anpackenden Hände von Bauhof, Feuerwehr und örtlichen Firmen wäre die Veranstaltung nicht durchführbar.“ Um das das leibliche Wohl der Besucher kümmern sich Andi Klingerbeck und Robert Bugl, der als Einzelhändler an der Quelle sitzt. Er hat den besten Riecher dafür, was momentan in der Christkindlmarkt-, Schnee- und Schirmbarszene “in” bzw. “out” ist.
Aber nicht nur das „was?“, sondern v.a. das „wie viel?“ ist zu klären: Wie viele Besucher werden kommen? Wie viel wird konsumiert? “In früheren Jahren wurde man förmlich überrannt. Mittlerweile kann man den Bedarf relativ gut abschätzen: Wetter und Wochentag sind die wichtigsten Determinanten für den Verbrauch und so bleibt man beim Festlegen des Getränkeangebots flexibel bis zur letzten Gelegenheit, um etwa bei sehr mildem Wetter noch reagieren zu können. Während auf der Bühne Moderator Andi Aichinger den Besuchern einheizt, herrscht an den Schneebars und Essenshütten Hochbetrieb. Etwa 80 freiwillige Helfer schenken Glühwein, Kinderpunsch und Hot Aperol aus, versorgen die Hungrigen mit Würschtln, Gulaschsuppe und Ofenkartoffeln, stellen die Nachschubversorgung sicher und kümmern sich um die Müllentsorgung.
Damit rund um das Event alles reibungslos läuft, sind die drei örtlichen Feuerwehren aus Sankt Englmar, Rettenbach und Klinglbach im Einsatz, regeln den Verkehr und sorgen für Sicherheit und einen geregelten Ablauf. Wie jedes Jahr hoffen die Veranstalter, dass die Bergwacht, die den Sanitätsdienst übernimmt, möglichst arbeitslos bleibt. Mit allen Darstellern und Helfern sind etwa 200 Englmarer*innen beinahe aller Altersgruppen im Einsatz bei dem großen Winterevent. Dies freut auch Bürgermeister Anton Piermeier, der in dieser Veranstaltung einen Beweis für den guten Zusammenhalt und die intakte Dorfgemeinschaft sieht und vor allem das Engagement des Wintersportvereins und aller Beteiligten lobt. „Nur durch den unermüdlichen Einsatz der zahlreichen Helfer*innen konnte die Rauhnacht ihren Stellenwert und den hohen Bekanntheitsgrad weit über die Grenzen des Landkreises hinaus erreichen.“