Diskussion: Kann Deutschland gerechter gestaltet werden?
(ii) Gerechtigkeit und Zusammenhalt sind zwei Worte, die für die Juso-Bundesvorsitzende und SPD-Bundestagskandidatin Johanna Uekermann weit mehr als Schlagworte bedeuten. Sie betreffen nicht nur Soziales, sie finden ihren Niederschlag bei guter Bildung, anständigen Ausbildungsverhältnissen, sicheren Arbeitsverhältnissen, bei den Steuern, der Rente und nicht zuletzt bei der Integration. Am Freitagabend diskutierte sie in der Keglerhalle in Straubing mit Vertretern der Arbeitsgemeinschaften SPD 60plus und Arbeitnehmerfragen (AfA) – moderiert von Stadtrat Werner Schäfer.
In einer Diskussionsrunde zwischen den Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaften Irene Ilgmeier und Stefan Rückert mit der Juso-Bundesvorsitzenden wurde schnell klar, die Diskutanten waren sich in der Grundeinschätzung der Frage einig und unterschieden sich, wenn überhaupt, nur in der Schwerpunktsetzung.
So beantwortete Johanna Uekermann die Eingangsfrage von Werner Schäfer: „Was ist für dich gerecht?“ mit: Gerecht ist für mich, wenn alle die gleichen Lebenschancen haben, beginnend mit guter Bildung. Wenn Arbeitnehmer gute und sichere Arbeit haben mit der sie gut verdienen, keine Leiharbeit und keine befristeten Arbeitsverhältnisse. Gerecht ist, wenn durch diese Arbeit eine Lebensstandard sichernde Rente erzielt wird. Gerecht ist, wenn Vermögen besser verteilt wird und sich diejenigen, die mehr haben, besser am Gemeinwohl beteiligen. Eine Spaltung der Gesellschaft droht hingegen, wenn weiterhin wenige Viel und viele Wenig haben. Hier muss angesetzt werden‘.
Für Stefan Rückert beginnt Gerechtigkeit beim Organisationsgrad der Arbeitnehmer in den Gewerkschaften. Hier lägen sie weit hinter den Arbeitgebern zurück, die nahezu alle in den verschiedenen Verbänden organisiert seien. Gerecht ist für ihn, wenn die Leiharbeiter in den Betrieben den gleichen Lohn erhalten, wie die Stammbelegschaft. Ihm mache es Angst, wenn Studien zeigten, dass es 2040 fast keine Arbeitnehmer mehr brauche, weil Roboter sie dann ersetzen könnten.
„Niemand weiß derzeit so genau, wo es hingeht. Die verschiedenen Studien kommen zu völlig unterschiedlichen Bewertungen. Vielleicht wird es, bedingt durch die Digitalisierung, auch völlig andere Arbeit geben. Darum ist eines zukünftig so wichtig wie nie: Gute Bildung und ein Recht auf Weiterbildung, außerdem eine bessere Verteilung der Arbeit und der Arbeitszeit“ ist sich Frau Uekermann sicher.
Für Irene Ilgmeier ist es gerecht, wenn man im Alter von seinem Erarbeiteten – der Rente – gut leben könne. Der gegenwärtigen Rentnergeneration gehe es überwiegend gut. Doch für die zukünftigen Rentnergenerationen mache sich 60plus große Sorgen, denn durch Leiharbeit und Werkverträge sowie gebrochene Erwerbsbiografien sehe es da ganz anders aus. Bei niedrigem Einkommen und einem Rentenniveau von derzeit 48 Prozent (geplant weiter sinkend) seien zukünftig zunehmend Renten unterhalb der Grundsicherung zu erwarten.
Im weiteren Verlauf diskutierten die Teilnehmer um Gerechtigkeit in den Bereichen Lebensstandard, Rentenniveau, Löhne, Absicherung, Integration und Wohnungsbau.