8. Juni 2025
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Die aktuelle Entwicklung der Strompreise

(ra) Zum ersten Mal seit vielen Jahren senkte sich der Strompreis im Jahr 2015. Grund waren eine geringere EEG-Umlage und niedrigere Einkaufspreise. Doch im Rahmen der Energiewende und erheblicher Investitionen in den Netzausbau ist in den nächsten Jahren mit einem erneuten, kontinuierlichen Anstieg der Strompreise zu rechnen.

Deutsche Strompreise sind zweithöchste Preise in Europa

Im europäischen Vergleich belegt Deutschland den zweiten Platz beim Strompreis nach absoluten Werten (29,81 Cent pro Kilowattstunde). Das ist doppelt so viel wie beim polnischen Nachbarn. Nur in Dänemark müssen die Verbraucher noch mehr zahlen: 30,14 Cent pro Kilowattstunde. Die Gründe für diese hohen Preise sind vielschichtig. In Deutschland kritisieren Experten und Verbraucherverbände den mangelnden Wettbewerb, der durch die Liberalisierung des Energiemarktes vor gut 15 Jahren eigentlich vorangetrieben werden sollte. Die vier großen Energielieferanten E.On, RWE, EnBW und Vattenfall kontrollieren 80 Prozent des deutschen Stromangebotes und einen Großteil des Handels. Der Markt ist in vielerlei Hinsicht undurchsichtig.

Bild: © istock.com/Paolo Cipriani
Bild: © istock.com/Paolo Cipriani

Ein weiterer Grund für die verhältnismäßig hohen Strompreise liegt in der Entwicklung der Nettolöhne. Während in den letzten zehn Jahren die Nettolöhne um ca. 20 Prozent gestiegen sind, erreichten die Strompreise eine dreimal höhere Steigerung. 2005 musste ein 3-Personen-Haushalt etwa 54 Euro monatlich für Strom ausgeben. Dies entsprach umgerechnet 56 Arbeitsstunden. 2015 liegen die monatlichen Ausgaben bei 84 Euro, der Arbeitnehmer muss dafür jedoch durchschnittlich 71 Stunden arbeiten. Der Verbraucher hat jedoch die Möglichkeit, durch regelmäßige Vergleiche und Wechsel zu günstigeren Stromanbietern seine Ausgaben zu senken. Durch kleine Gesten, beispielsweise das Ausschalten von Geräten im Stand-by-Modus, kann zusätzlich Strom gespart werden.

Aussichten 2015/2016: EEG-Umlage und Energiewende

Der Strompreis setzt sich aus verschiedenen Elementen zusammen. 52 Prozent davon entsprechen staatlichen Abgaben und Steuern. Bedeutend ist hier die EEG-Umlage. Mit ihr soll die Energieerzeugung aus erneuerbaren Energien gefördert werden. Betreiber von Ökostromanlagen erhalten für jedes eingespeiste Kilowatt einen festgelegten Betrag. Dieser errechnet sich aus der Differenz zwischen Marktpreis und Vergütungspreis. Seit der Jahrtausendwende hat sich diese Umlage verdreißigfacht, seit 2010 verdreifacht. 2015 wurde die EEG-Umlage erstmals gesenkt, auf 6,17 Cent. Dies ist auf günstigere Herstellungskosten bei den erneuerbaren Energien zurückzuführen.

Auch für die kommenden Jahre müssen Verbraucher mit weiteren Preiserhöhungen rechnen. Die Politik treibt die Energiewende unermüdlich voran. In Ostdeutschland beispielsweise werden 42 Prozent des produzierten Stroms aus Sonne, Wind und Biomasse gewonnen. Laut 50Hertz ist dies ein Weltrekord. Der bundesdeutsche Durchschnitt liegt bei 26 Prozent. Hohe Investitionen sind im Netzausbau zu erwarten. Die umstrittenen Nord-Süd-Trassen sollen die Offshore-Windenergie nach Süddeutschland transportieren. Bleibt beispielsweise Bayern bei seiner ablehnenden Haltung, könnte es zu einer Spaltung im Strommarkt kommen. Der Strom wäre dann im Süden der Republik drei bis fünf Prozent teurer. Wenn es zum intensiven Netzausbau kommt, werden die Kosten auf den Strompreis umgelegt.