Landkreis Straubing-Bogen

Gelungene Premiere – Theatergruppe überzeugt mit dem "Fast keuschen Josef"

(ra) Die Rotlichtszene mag nicht jedermanns Geschmack sein und doch wagte sich die Theatergruppe Sankt Englmar um Vorsitzenden Lukas Troiber und Spielleiter Andi Aichinger in diesem Jahr an den vom Komödienstadel erprobten „Fast keuschen Josef“ von Cornelia Willinger. Die Premiere fand am Neujahrstag statt.

Pater Fidelis (Lukas Troiber, links) freut sich über die Geschäftszahlen Raublingers (Andi Aichinger) – Foto: Kandler

Wolfgang Josef Raublinger ist eine Milieugröße, die alles fest im Griff hat. Die Mitmenschen tanzen ausschließlich nach seiner Pfeife und müssen dessen stellenweise seltsam anmutenden Manieren erdulden. Seine Schwester Anna, die Madame, Dr. Schlauch, die Hausangestellten Maria und Pauli und nicht zuletzt Pater Fidelis haben da – in jeglicher Hinsicht – nur wenig Einfluss auf ihn. Erst als Raublinger vom Pferd fällt ändert sich alles. Er will plötzlich Pfarrer werden…

Andi Aichinger gelingt mit der Wandlung vom wenig charismatischen Zuhälter hin zum mit Gott im Einklang angehenden Priester, der die Skala seiner Laufbahn nach oben offen sieht, eine Meisterleistung.

Werbung

Kristina Romig glänzt in ihrer Rolle als Anna, die Schwester Raublingers. Sie ist es, die Wolfgang auf den rechten Weg zurückbringen will. Zunächst hat sie dabei nur wenig Erfolg. Als sich das Blatt jedoch wendet, ist sie auch nicht wirklich zufrieden. Schließlich stellt sich nun die Frage, wovon man den künftig leben solle.

„Vielleicht von seinen Vögeln unter dem Himmel, die nicht säen und ernten“, wie Pater Fidelis sagt. Er ist von Wolfgang gar nicht begeistert und regelrecht entsetzt darüber, dass dieser anstrebt, ein braver Hirte Gottes zu werden. Den Rest gibt ihm, dass er beim Pokern Raublingers Imperium samt der Madame gewinnt. Als Pater Fidelis aber erfährt, wie viel Geld man mit „diesen“ Sachen verdienen kann, ist ihm deutlich wohler. Lukas Troiber brilliert als gottesfürchtiger, aber auch schlitzohriger Kirchenmann einmal mehr in einer Rolle und darf zurecht als einer der besten Schauspieler Sankt Englmars bezeichnet werden.

Die Madame und Dr. Schlauch geben der ganzen Handlung das gewisse Etwas. Was wäre schließlich ein im Rotlichtmilieu verortetes Stück ohne klassische „Puffmutter“? Madame kann Wolfgangs „Vogel“ nicht so recht begreifen, freundet sich aber nach kurzer Zeit mit ihrem neuen Chef Pater Fidelis an. Dr. Schlauch ergeht es ähnlich. Wenn er die Schulden schon nicht bei Raublinger „aboperieren“ kann, dann doch beim Pater.

Werbung

Über Daniela Leidl muss man in der Theaterzene nicht viele Worte verlieren. Was sie spielt hat stets Hand und Fuß. Alexander Altmann beeindruckt durch sein wohl überlegtes Spiel, welches die Rolle des Dr. Schlauch nicht in den Vordergrund rückt, aber doch unverzichtbar macht.

Der Hausmeister Pauli indes hat ganz andere Probleme, er hat sich in „Zimmer Nr. 3“ verliebt und bittet Pater Fidelis schließlich um dessen Hand. Felix Six hat seine Figur komödiantisch angelegt und macht mehr als aufmerksam, dass die guten Schauspieler in Sankt Englmar auch künftig nicht ausgehen. Für die Hausangestellte Maria gibt es ein Happyend. Erst erhält sie Haus und Hof zurück, dann ihr geliebtes Pferd „Bella Donna“ und aus dem Hass gegenüber Raublinger wird schlussendlich doch Liebe, wenngleich es zwei Schläge mit der Bibel braucht, um diesen davon zu überzeugen, dass eine Josefsehe dann doch nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Laura Schmelmer erfreut mit ihrer lockeren Art und nimmt den Zuschauer mit in ihre Achterbahnfahrt der Gefühle.

Die Schneiderei um die Chefin, Friseurmeisterin Susanne Wirl, zaubert eine fernsehreife Maske und das Bühnenbild, federführend von Nicole Stahl und Florian Six gestaltet, lässt die Liebe zum Detail, mit der in Sankt Englmar Theater gemacht wird, greifbar werden. Kulinarisch sorgen „Waidlers“ Schmankerl für Begeisterung, sodass sich ein Besuch der drei bevorstehenden Aufführungen in jeden Fall lohnt.

Gelegenheit gibt es noch am Samstag, 4. Januar, am Sonntag, 5. Januar und am Freitag, 10. Januar jeweils um 20 Uhr (Einlass 19 Uhr) im Waidlersaal des Gasthauses Bayerwald. Zu jeder der drei Vorstellungen gibt es noch Karten an der Abendkasse!