Specherfund: Wer kann diesen Oldtimer gebrauchen?
(ra) In Pfatter (Landkreis Regensburg) entdeckte Georg Pöllath einen ganz besonderen Oldtimer: eine 1938 in Nürnberg gebaut „Victoria“. Er möchte das Motorrad gerne loswerden. Momentan steht das Vehicle auf dem Dachboden einer ehemaligen Bäckerei am Marktplatz von Pfatter. Pöllaths gleichnamiger Vater hatte die Maschine mit 196 „Kubik“und sieben PS kurz vor Beginn des Krieges einem Steinsberger abgekauft. Der Vorbesitzer hatte die „Victoria“ laut Fahrzeug-Brief nur vier Monate lang besessen. Damaliger Listenpreis: 590 Reichsmark. Wer Interesse an dem leicht angerosteten Oldtimer hat, der meldet sich einfach bei Georg Pöllath unter Telefon 09481/205.

Die Zweirad-Marke Victoria wurde 1886 zuerst als „Frankenburger und Ottenstein Nürnberg“ gegründet, ging 1958 mit in die Zweirad Union über und endete 1968 mit der Übernahme durch Hercules. Sie zählte zu den Pionieren der Nürnberger Motorradindustrie.

1958 gingen in ganz Deutschland die Verkaufszahlen dramatisch zurück, was auch bei Victoria nicht durch die Moped-Modelle ausgeglichen werden konnte. Deshalb fusionierten Victoria, die Express-Werke (Neumarkt) und die DKW-Zweiradfertigung der Auto-Union GmbH (Ingolstadt) zur Zweirad Union AG. Victoria brachte seine „Vicky“-Moped-Linie, Express seine „Radexi“ und DKW seinen guten Namen, sowie die DKW Hummel, in das neue Unternehmen ein.
Da aber fortan keine „Motorrad-Leute“ mehr der Unternehmensleitung angehörten, sondern einfach nur das produziert wurde, was sich besser verkaufen ließ, war Victoria seither kein klassischer Motorradhersteller mehr.
1966 wurde die Zweirad Union formell von der Nürnberger Hercules Werke GmbH übernommen, womit der Name „Victoria“ endgültig aus den Preislisten der Motorradhändler verschwand.
Wiederbelebung der Marke Victoria
Die Rechte am Namen „Victoria“ besaß Hercules, musste sie jedoch abtreten, weil sie länger als fünf Jahre nicht genutzt wurden. Daraufhin sicherte sich 1995 die Hermann Hartje KG[6] in Hoya an der Weser die Markenrechte und stellt Fahrräder und Elektrofahrräder mit Radnabenmotoren von Panterra, Tranz-X, Panasonic und Bosch her. Gefertigt werden die Modelle zum Teil im Stammhaus in Hoya wie auch bei anderen Fahrradherstellern.