In der guten Stube Geisenhausens: „Trio Triniti“ zu Gast in Schmid’s Laden
(ra) Wissen Sie, was ein Clavichord ist? – Es gibt Dinge, von denen weiß man, dass es sie gibt, man muss sie aber nicht unbedingt gesehen, zum Beispiel die Antarktis, oder gehört haben, zum Beispiel das Geräusch eines Presslufthammers. Aber, um zur Sache zurückzukommen: Es gibt Dinge, bei denen man sich denkt: „Ja, ich weiß schon, was das ist; ich kann mir vorstellen, wie das klingt.“ Aber: Wie stark betrügt uns unsere scheinbare Allwissenheit!
Ich dachte bis vor kurzem auch: „Ja, ich weiß, was ein Clavichord ist.“ Aber ich habe noch nie eines gehört. Bis gestern! Und erst, als ich gehört habe, wie ein Clavichord wirklich klingt, da habe ich einen wahren Begriff davon bekommen, was das eigentlich ist – ein Clavichord. Das ist ein ganz, ganz, ganz kleines Klavier. So klein, dass man es überall hin mitnehmen kann. Man könnte es einpacken und im Zug oder im Auto auspacken und einfach darauf spielen. Aber darum geht es mir nicht. Wie das klingt so ein Clavichord! Sagenhaft!
Wie das feine Zirpen einer Grille, das uns ein Windhauch von ganz fern an unser Ohr trägt und man sich erst fragen muss: „Ist da was?“ Und das spannendste war: In dem Moment, in dem die Cembalistin Jitka Slechtova auf diesem Instrument begonnen hat zu spielen, da saß jeder im Publikum auf dem Rand seines Stuhles, denn das Clavichord war ja so leise – und niemand wollte etwas verpassen! Der Applaus danach kommt einem dann ungefähr so laut vor, wie das Getöse, das eine trampelnde Büffelherde macht.
Und, wenn ich jetzt schreibe, das müssen Sie einfach gehört haben, dann meine ich das wirklich so. Denn dieses Instrument muss man erlebt haben. Und Schmid’s Laden ist genau der Ort dafür. Denn das Clavichord ist eigentlich für den Hausgebrauch gedacht: Für einen, maximal zwei oder drei Zuhörer.
Zuhause zu musizieren war ein zentraler Teil der Musikpraxis im 17. und 18. Jahrhundert. Und genauso fühlt man sich beim Konzert des Trio Triniti: Als ob drei hübsche Damen zusammen zu Hause in der guten Stube musizieren. Man merkt es den dreien an, dass sie sich kennen, sich vertrauen können. Und es macht Spaß, ihnen zuzuhören. Vor allem, wenn Martina Stecherova alle Facetten von Witz, Leid, Trauer und Freude verkörpert, die in den Arien, die sie singt vorkommen.
Und: Man versteht es! Selbst, wenn man nicht des Italienischen mächtig ist. Monika Devatas virtuoses, müheloses Flötenspiel – wenn Sie noch nie gehört haben, wie eine Blockflöte „wirklich“ klingen kann, dann können sie es, wenn sie spielt, hören! – ist schon an sich ein Ereignis. Und: Sie kann – wie ein wunderschöner Rahmen zu einem Gemälde gehört, der sich aber nicht aufdrängen darf – einen wunderschönen Rahmen für die Sängerin bilden. Und ohne diesen Rahmen, wäre der Gesang schön, aber nicht so schön, wie mit einem Rahmen. Sie merken schon, ich bin begeistert. Noch zwei Mal haben Sie die Gelegenheit sich von diesen drei Damen begeistern zu lassen. Am 19. Mai um 20 Uhr und am 21. Mai um 17 Uhr – natürlich in Schmid‘s Laden. Der guten Stube Geisenhausens.
Christoph Goldstein