(ra). Bargeldloses Bezahlen ist längst Alltag, doch die eigentliche Revolution findet gerade erst statt. Debit- und Kreditkarten, virtuelle Karten in Smartphone-Wallets und neue europäische Dienste verändern, wie wir an der Kasse, im Online-Shop und in Apps bezahlen. Klar ist, ohne Bezahlkarten in physischer oder digitaler Form wird der Zahlungsverkehr auf absehbare Zeit kaum auskommen.

Bargeld – auch in Zukunft noch vorhanden? – Foto: Pixabay

Karten statt Bargeld – wo wir heute stehen

Im deutschen Einzelhandel wird inzwischen ein großer Teil der Umsätze bargeldlos abgewickelt. Knapp 60 Prozent des Umsatzes entfallen auf Kartenzahlungen, Bargeld kommt nur noch auf etwa ein Drittel. Die Girocard ist dabei die wichtigste Karte und steht für den größten Teil der Transaktionen im stationären Handel, während Kreditkarten und andere Debitkarten vor allem bei Reisen, im Onlinehandel und bei höherpreisigen Käufen genutzt werden. Die Haltung der Verbraucher hat sich verändert. Viele Kundinnen und Kunden greifen heute standardmäßig zur Karte und heben Bargeld nur noch für kleine Beträge oder besondere Alltagssituationen ab.

Kontaktlos und kleinteilig – neue Routinen an der Kasse

Den größten Schub haben Bezahlkarten durch kontaktloses Bezahlen bekommen. Im ersten Halbjahr 2025 wurden in Deutschland bereits rund 87 % aller Girocard-Zahlungen kontaktlos abgewickelt. Damit werden nicht mehr nur größere Beträge bargeldlos bezahlt, sondern auch Kaffee, Brötchen oder der Snack am Bahnhof. Der durchschnittliche Zahlbetrag mit der Girocard lag zuletzt bei nur etwa 37 Euro. Die Karte ist damit vom Ersatz für den Geldbeutel zu einem praktischen Alltagswerkzeug geworden, das viele Kleinstzahlungen übernimmt und den Griff zum Bargeld weniger notwendig macht.

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Prepaid und Privacy – Paysafecard als Brücke zwischen Bar und Digital

Nicht alle möchten ihre Hauptbankkarte überall einsetzen oder ihre Kontodaten an jeden Online-Shop weitergeben. Hier kommen Prepaid-Angebote ins Spiel. Die Paysafecard funktioniert nach einem Guthabenprinzip. Kundinnen und Kunden kaufen an Kassen, Tankstellen oder online einen Code mit festem Betrag und nutzen diesen anschließend zum Bezahlen im Netz. So lässt sich digital bezahlen, ohne Bank- oder Kreditkartendaten preiszugeben. Solche Produkte bedienen Nischen wie Gaming, digitale Gutscheine oder kleinere Online-Einkäufe, die bewusst vom laufenden Konto getrennt werden sollen. Sie zeigen, wie breit das Spektrum kartengestützter und kartenähnlicher Lösungen inzwischen ist.

Neue Player im Kartenspiel – Wallets, Wero und der digitale Euro

Parallel zu klassischen Bezahlkarten wachsen digitale Alternativen, die meist weiterhin auf Kartensystemen oder Kontozugriffen basieren. Mobile Wallets wie Apple Pay oder Google Pay binden Debit- und Kreditkarten direkt ins Smartphone ein. In Europa kommt mit Wero ein neuer Dienst hinzu, der Echtzeitzahlungen direkt aus dem Konto ermöglicht und nach und nach für Online-Shops und den stationären Handel ausgebaut wird. Perspektivisch soll Wero auch den digitalen Euro unterstützen und so ein europäisches Gegengewicht zu globalen Wallet- und Kartenanbietern bilden. Für Verbraucher verändert sich die Oberfläche, doch im Hintergrund bleiben Bezahlkarten und kontobasierte Verfahren der technische Kern.

Werden sich Karten – und damit bargeldloses Zahlen – durchsetzen? – Foto: Pixabbay

Kosten, Sicherheit und Regulierung – was sich verändert

Für Händler sind Kartenzahlungen teils teurer als Bargeld, weil Terminal- und Netzgebühren anfallen. Eine gemeinsame Analyse von Bundesbank und Handelsforschung zeigt allerdings, dass moderne Debitkarten durch effizientere Abläufe und sinkende Gebühren zunehmend wirtschaftlich attraktiv sind. Parallel dazu verschärft die Regulierung mit starker Kundenauthentifizierung und Instant-Payment-Vorgaben die Anforderungen an Sicherheit und Verfügbarkeit. Tokenisierung, 3D-Secure-Verfahren und KI-gestützte Betrugserkennung sollen dafür sorgen, dass Karten und kartenbasierte Zahlungen trotz wachsender Angriffsfläche sicher bleiben.

Damit Bezahlkarten ihre Rolle in der Zukunft behalten, werden vor allem drei Punkte entscheidend sein:

– einfache, einheitliche Nutzung an Kasse, im Netz und mobil
– faire Gebühren für Handel und Kundschaft
– transparente Sicherheitsstandards, die Vertrauen schaffen

Bezahlkarten bleiben Dreh- und Angelpunkt des Zahlungsverkehrs

Neue Apps, Wallets und in Zukunft der digitale Euro werden den Zahlungsverkehr sichtbar verändern. Doch Bezahlkarten in all ihren Varianten bleiben auf absehbare Zeit das Rückgrat des bargeldlosen Zahlungsverkehrs. Sie sind vertraut, flächendeckend akzeptiert und technisch anschlussfähig an neue Lösungen. Wahrscheinlicher als eine reine Smartphone- oder reine Kontowelt ist ein Zusammenspiel. Physische Karten, virtuelle Karten im Handy, Prepaid-Lösungen wie Paysafecard sowie konto- oder walletbasierte Dienste ergänzen sich. Für Verbraucherinnen und Verbraucher bedeutet das mehr Auswahl und Komfort, für den Handel und die Banken mehr Wettbewerb und Innovation und für den Zahlungsverkehr insgesamt eine Zukunft, in der Karten noch lange eine zentrale Rolle spielen werden.