Großes, sehr gut ausgestattetes Mercedes-Wohnmobil für nur 3.500 Euro? – Update
(jh) Wohnmobile zählen nicht gerade zu billigen Fahrzeugen. Selbst gebrauchte rollende Feriendomizile sind kaum unter einem fünfstelligen Eurobetrag erhältlich. Da fällt doch ein aktuelles Angebot auf „Auto Scout 24“ aus der Reihe und lässt den Wohnmobile-Suchenden das Herz extrem höher schlagen: Ein Rimor Super Brig 748, mit Alkoven, 1. Hand, Baujahr 2001 für sage und schreibe nur 3.500 Euro. Ein Schnäppchen?
Im ersten Moment auf alle Fälle, denn so ein „junges“ Wohnmobil mit einer Gesamtlänge von 765 cm, Platz für sieben Personen, 43.000 km auf dem Tacho und motorisiert mit einem 156 PS-Aggregat ist schon ein gigantisches rollendes Kleinhotel. Angeboten wird es von jemanden in München.
Die Zubehörliste scheint nicht aufhören zu wollen. Unter anderem: ABS, Anhängerkupplung, Festbett, Markise, Scheckheftgepflegt, Seitensitzgruppe, Separate Dusche, Standheizung, Standklimaanlage, TV, WC, 1 JAHR GEWÄHRLEISTUNG, Reling Heckleiter, 2x Rückfahrkamera,
Außenleuchte, Rollos und Insektenrollos ringsum, Kühl und Gefrierkombi, vollautomatische Satanlage, großer Frisch und Abwassertank, Backofen, LED TV mit DVD, Fester LPG Tank, Radio CD, Dachklima.
Baujahr 2001 – gerade einmal 16 Jahre alt. 43.000 km – demnach jährlich gerade mal 2.700 km gefahren. Und der nächste TÜV ist auch erst im August 2018 fällig. Leute, da muss /müsste man doch zupacken. Wer sich dieses Schnäppchen entgehen lässt, ist selber schuld?
Ein verlockendes Angebot. Aber ist eine Betrugsmasche!
Wendet sich ein Interessant an den Verkäufer, dann erfährt er via Mail: „Hallo, zuerst möchte ich ihnen mitteilen, dass ich in Dublin / Ireland bin und das Wohnmobil kann an meiner Adresse besichtig und getestet werden. Oder ich kann ein Transport zu ihrer Adresse organisieren. Der Preis für das Wohnmobil beträgt 3.500 Euro, die Transportkosten bezahle ich. Das Wohnmobil ist in einem einwandfreien Zustand und der Innenraum ist wie Neu. Das Wohnmobil kommt mit allen Dokumenten zu ihnen. Wenn Sie noch interessiert sind kontaktieren Sie mich und wir besprechen weitere Details. Vielen Dank, Sllasby Shauna – PS. Ich benutze Google Übersetzer, ich kann nur Englisch“
Aha. Der Anbieter ist also nicht in München, sondern in Dublin. Aber bei der Offerte, das Fahrzeug kostenfrei von Irland nach Deutschland zu bringen, klingt doch mehr als verlockend. Die Dokumente – klingt sehr seriös – kommen auch gleich mit.
Die Neugierde steigt: Wann würde das Wohnmobil nach Deutschland gebracht werden (nur weil ich Interesse zeige?) und wie sieht es mit der Bezahlung aus?
Kaum ist die Mailanfrage raus, dauert es auch nur knapp 20 Minuten und die Antwort ist auch schon da: „Hallo, weil dies eine große Transaktion ist werde ich den Deal nur mit einem autorisierten Dritten wie LogisticGroupRoyal abschließen. LogisticGroupRoyal ist ein Vertraunsvoller Partner für diese Transaktion. Ich bin derzeit für ein von LogisticGroupRoyal angebotenes Schutzprogramm. Das ist eine Track/Trace Firma (Escrow). Wenn Sie dieses Programm nicht kennen,dieses Programm erlaubt Ihnen das Fahrzeug zu testen/überprüfen und zu Fahren,bevor ich bezahlt werde. Ihre Zahlung erfolgt per Banküberweisung an LogisticGroupRoyal. Sie haben 7 Tage zeit um das Wohnmobil zu inspizieren um zu entscheiden ob Sie das Wohnmobil behalten wollen. Ich werde erst Bezahlt wenn Sie die Lieferung mit allen Dokumenten erhalten haben. Ich bin ein ernster und fairer Verkäufer und mache den Deal nur mit einem ernsten Käufer. Für weitere Informationen kontaktieren Sie mich. Sllasby Shauna – PS. Ich bezahle die Lieferung und Sie erhalten das Wohnmobil direkt an ihre Adresse.“
Ist das, als würde ich via PayPal bezahlen? Dann hätten Verkäufer und Käufer kein Risiko. „LogisticGroupRoyal“ – Wenn ich nach sieben Tagen das Wohnmobil dann doch nicht haben will, bekomme ich mein Geld zurück – angeblich!
Ein kurzer Ausflug zu Google und dem Begriff „LogisticGroupRoyal“ öffnet dem Interessenten die Augen. Es gibt einige interessante Links. Hier einer: watchlist-internet Dort wurde schon im Sommer 2014 dort darauf hingewiesen: „Mit vermeintlich günstigen Auto-Angeboten treiben sich Betrüger/innen auf Kleinanzeigen-Plattformen herum. Zeigt der/die potenzielle Käufer/in Interesse an dem PKW, wird von den Betrüger/innen vorgeschlagen, den Kauf über ein Treuhandunternehmen abzuwickeln. Dieses existiert in Wirklichkeit jedoch gar nicht!“ Bereits zu diesem Zeitpunkt spielte Irland und ein Treuhandkonto eine Rolle.
Auch die Firma Cargoline weißt auf die Betrugsmasche hin: „Bezahlen Sie Geld auf das Pseude-Treuhandkonto, sind sie ihr Geld los, ohne jemals die versprochene Ware zu erhalten.“
Der regio-aktuell24-Tipp: Finger weg vor solchen Angeboten!
Update: 4. Mai 2017
Ein Leser ist Opfer der Betrugsfalle geworden und hat uns den Fall aus seiner Sicht geschildert:
„Schockiert las ich Ihren Artikel: Großes, sehr gut ausgestattetes Mercedes-Wohnmobil (Bj. 2001) für nur Euro 3500? Leider zu spät! Ich fand auf reisemobil-international.de ein schönes Wohnmobil, das unsere Erwartungen erfüllt hat. Der Verkäufer war Sllasby Shauna, die Abwicklung des Verkaufs und die Lieferung übernahm die Transportfirma LogisticsGroupRoyal. Alles schien in Ordnung zu sein, sie schickten den Vertrag, alle Dokumente, den Lieferschein und eine Registrationsnummer, mit der wir auf ihrer Website die Lieferung verfolgen konnten.
Ich habe die Anzahlung überwiesen und sie starteten den Transport. Dann schrieben sie, dass der Verkäufer noch 20 Prozent verlangt. Wenn wir die Summe nicht bezahlen, wird er die Lieferung nicht freigeben. Das Wohnmobil war schon auf dem halben Weg. Als die Lieferung nicht weit von uns war, wollten sie, dass ich wieder eine Summe überweise von der übriggebliebenen Kaufsumme. Ich war nicht bereit zu zahlen und verlangte, das Wohnmobil sofort an unsere Adresse zu bringen. Sie antworteten, wenn ich nicht bezahle, werden sie das Wohnmobil zurückschicken und ich muss den Rücktransport bezahlen. Ich akzeptierte, weil der Deal schon verdächtig war. Sofort kam die Antwort, dass sie mein Geld innerhalb von fünf Tagen zurückschicken.
Das haben sie aber nicht gemacht, sie sind seitdem verschwunden. Ich habe sie bei der Polizei angezeigt, die Ermittlung läuft. Ich hoffe, dass die Täter gefasst und bestraft werden. Meine Geschichte ist auch ein Beispiel dafür, wie leicht man den gutgläubigen Käufer betrügen kann. Meine Frau und ich stehen vor der Rente und haben lange auf ein Wohnmobil gespart, leider wird sich unser Traum nicht mehr erfüllen. Bitte warnen Sie weiterhin Ihre Leser vor solchen Betrügern. Ein Opfer aus Ungarn“