20. April 2025
Allgemein

Zum Internationalen Tag der Pflege: Beschäftigte demonstrieren in Straubing

(jh) Experten sind sich einig: Der Pflegeberuf wird in Zukunft noch mehr an Bedeutung gewinnen. Zum Internationalen Tag der Pflege forderten am Freitag auf dem Straubinger Stadtplatz Pflegekräfte mehr politische Unterstützung, ein Entscheidungsrecht auf Augenhöhe und gesellschaftliche Anerkennung. Etwa 120 waren bei der Abschlusskundgebung mit dabei. Zuvor bewegte sich ein Demonstrationszug mit Transparenten und Fahnen vom Peterswöhrd zum Theresienplatz.

Etwa 120 Teilnehmer nahmen an der Kundgebung am Theresienplatz teil. – Foto: Haas

Vielen sind die Bilder von am Boden liegenden Pflegekräften bekannt. Jeden zweiten Samstag im Monat machen sie um die Mittagszeit (von fünf vor zwölf bis fünf nach zwölf) auf dem Straubinger Stadtplatz auf ihre Situation aufmerksam. Und dies bereits seit dreieinhalb Jahren. Zum Internationalen Tag der Pflege organisierten sie unter der Federführung von Kay Hoppe eine Aktion, die nicht weniger Aufmerksamkeit erlangte: Am Peterswörd hatten sich Pflegekräfte aus Kliniken, Seniorenheimen und Pflegediensten sowie ein paar politische Mandatsträger getroffen, um bei einem Demonstrationszug gemeinsam ein Zeichen zu setzen.

Die beiden Redner bei der Abschlusskundgebung: Prof. Dr. M. Bossle (links) und Kay Hoppe. – Foto: Haas

Mit dabei auch Prof. Dr. Michael Bossle, Dekan für Angewandte Gesundheitswissenschaften der TH Deggendorf. Er forderte mehr Einfluss der Pflegenden in den Parlamenten – ob in der Kommune oder im Land: „Sie wissen, was Pflege bedeutet und können für praxisnahe Entscheidungen sorgen.“ Außerdem sei ein Pflegeberufegesetz dringend notwendig. „Wenn die Arbeitsbedingungen passen, dann bleiben die Pflegekräfte auch in den Altenheimen und Kliniken“, unterstrich er.

Kay Hoppe ermunterte die Teilnehmer, auch zukünftig die Schilder hoch zu halten und auf sich aufmerksam zu machen. Nicht nur, weil bis 2030 rund 250.000 Pflegende fehlen werden und deshalb die Weichen heute schon gestellt werden müssen, sondern auch um die Kultur der guten Pflege verteidigen zu können. „Pflegende Angehörige und professionelle Pflegende sind die starke Säule im Gesundheitssystem. Ohne Pflege würde das System kollabieren“, stellte Hoppe fest. Dabei hätten Pflegende eine hohe Kompetenz, was auch dazu führen müsste, dass sie ein Entscheidungsrecht gegenüber anderen Akteuren im Gesundheitssystem auf Augenhöhe erhalten sollten. Immerhin seien Pflegende die größte Berufsgruppe im Gesundheitswesen. Daher unterstrich er auch die Forderung von Prof. Dr. Bossle, „mit der Pflege zu entscheiden, statt über die Pflege zu entscheiden“.

Die Situation in allen Bereichen der Pflege brauche sofortige Verbesserungen. „Es muss ein Ende des ‚Auf-Zeit-Spielen‘ erfolgen“, so Hoppe. Die geplante Entlastung der Pflegenden durch Personaluntergrenzen auf Intensivstationen und dem Nachtdienst für 2019 komme viel zu spät und greife zu kurz, da sich alle Stationen in Krankenhäusern zu „pflegeintensiven Einheiten“ verändert haben.

Nicht unerwähnt ließ der Sprecher der Aktion „Pflege am Boden Straubing“ neben der Arbeitsbelastung auch die finanzielle Situation: „Setzen wir ein Zeichen gegen die drohende Altersarmut von pflegenden Angehörigen und professionell Pflegenden, welche teilzeitbeschäftigt sind.“ Nur durch Verbesserungen im finanziellen Bereich und durch eine deutliche Erhöhung des anwesenden Personals könne die Berufsflucht verhindert und ehemalige Pflegekräfte zurück gewonnen sowie die Attraktivität für Berufsanfänger gesteigert werden.

Zahlen:

  • Im Bereich der Pflegeversicherung sind 1,2 Millionen Pflegende tätig.
  • Rund drei Millionen Pflegebedürftige sind auf Hilfe angewiesen.
  • Zwei Millionen pflegende Angehörige unterstützen das Gesundheitssystem.
  • In den Krankenhäusern wird das Gesundheitspersonal mit einer Million beziffert.
  • 19,2 Millionen Menschen wurden 2015 in Krankenhäusern behandelt.
  • Die Gesundheitsausgaben betrugen 2015 rund 344 Milliarden Euro.