Gesundheit

Wenn der Diabetes Augen, Nerven, Nieren und Herz angreift

(djd) Viele der rund 6,7 Millionen Diabetiker in Deutschland wissen zu wenig über Folgeschäden, die ihre Krankheit mit sich bringen kann. Das zeigt sich am Beispiel der Neuropathie: In der sogenannten Protect-Studie, die jetzt auf dem Deutschen Diabetes-Kongress vorgestellt wurde, wurden bei rund jedem zweiten Diabetiker Anzeichen für Nervenschäden in den Füßen festgestellt.

Obwohl sie sich bei zwei Drittel der Betroffenen sogar durch typische Beschwerden wie schmerzende oder brennende Füße bemerkbar machte, ahnten viele von ihnen nicht, dass sie an dieser Folgeerkrankung leiden. Besonders hoch war die Dunkelziffer, wenn die Neuropathie nicht schmerzhaft war, sondern sich durch eine nachlassende Sensibilität, Kribbeln oder Taubheit in den Füßen bemerkbar machte. Auch Schäden an den Nieren, Augen und am Herzen entwickeln sich häufig unbemerkt. Experten beantworteten viele Fragen zu Ursachen sowie zu Symptomen von Diabetes-Folgeschäden und gaben im Chat auf www.experten-im-chat.de Ratschläge, wie diese ausgebremst werden können.

Regelmäßige Untersuchungen auf mögliche Schäden

Ein Diabetes verursacht häufig Nervenschäden in den Füßen. Zu den ersten Symptomen zählt eine nachlassende Sensibilität in den Füßen. Der Arzt überprüft unter anderem das Vibrationsempfinden mit einer Stimmgabel. – Foto: djd/COLOURBOX

Wer sich vor Folgekomplikationen des Diabetes schützen möchte, sollte sich regelmäßig – etwa halbjährlich – auf mögliche Schädigungen an den Nerven, Nieren, Augen und am Herzen untersuchen lassen. Da sind sich alle Spezialisten einig. Der Grund: Folgeerkrankungen entwickeln sich oft unbemerkt, können aber schwerwiegende Konsequenzen haben. So kann eine Nervenschädigung zu starken Schmerzen in den Füßen führen, aber auch ein diabetisches Fußsyndrom begünstigen. Am Herzen kann es zu einem „stummen Infarkt“ kommen, weil die angegriffenen Nerven keine warnenden Schmerzsignale mehr senden. Auch die Nieren können unbemerkt leiden, bis sie ihren Dienst versagen. Achtet man auf eine gute Einstellung des Blutzuckers und des Blutdrucks, so ist im Hinblick auf die Vorsorge schon viel gewonnen, so der Rat der Experten.

Bewusst ernähren, Vitaminmangel ausgleichen

Der Lebensstil spielt bei einem möglichst gesunden Alltag mit Diabetes eine große Rolle. Dabei muss man nicht auf spezielle Diät-Produkte für Diabetiker zurückgreifen. „Wenn man sich bewusst ernährt und regelmäßig bewegt, lässt sich eine bessere Einstellung des Diabetes erreichen und Betroffene haben auf diese Weise gute Voraussetzungen, Folgeschäden vorzubeugen“, sagt Dr. Helga Zeller-Stefan, Fachärztin für Innere Medizin sowie Ernährungsmedizin und Diabetologin aus Essen. Gemeinsam mit ihren Kollegen weist sie darauf hin, dass auch ein Mangel an Vitamin B1 Neuropathien sowie Herz-Gefäßerkrankungen fördert. „Bei vielen Patienten mit Diabetes mellitus wird ein Vitamin B1-Mangel festgestellt“, erklärt Dr. Alin Stirban, Facharzt für Innere Medizin, Endokrinologie und Diabetologie vom Sana Klinikum und den Remscheider Sana Arztpraxen. Denn durch den Diabetes steigt der Bedarf an dem Vitamin oftmals erheblich an – unter anderem, weil es vermehrt über die Nieren ausgeschieden wird.

Einem Vitamin B1-Mangel entgegenwirken

Um mangelbedingten Nerven- und Gefäßschäden entgegenzuwirken, eignet sich eine Vorstufe des Vitamin B1, das Benfotiamin. Entsprechende Präparate, zum Beispiel Milgamma protekt, gibt es rezeptfrei in Apotheken. Benfotiamin kann vom Körper wesentlich besser aufgenommen werden als das normale Vitamin B1. So kann es auch mögliche Beschwerden durch Nervenschäden wie Kribbeln oder Brennen in den Füßen lindern. Eine beruhigende Nachricht für Menschen, die infolge ihres Diabetes auf einmal verschwommen sehen, hat Prof. Dr. Hilmar Stracke, Facharzt für Innere Medizin, Endokrinologie und Stoffwechselerkrankungen am Medizinischen Versorgungszentrum MVZ des Evangelischen Krankenhauses Gießen: Diese Situation kann sich wieder normalisieren, wenn der Blutzucker gut eingestellt wird. Geschieht das jedoch nicht, kann die Netzhaut der Augen dauerhaft geschädigt werden. Deshalb sollten Diabetiker regelmäßig ihre Augen untersuchen lassen.