Was wissen die Deutschen über Geld?
(djd) Gedichte in mehreren Sprachen kennen, aber keine Ahnung von Steuern oder Versicherungen haben: Mit ihrer Klage auf dem Kurznachrichtendienst Twitter über das deutsche Bildungssystem löste vor zwei Jahren die damals 17-jährige Naina eine öffentliche Debatte aus. Doch was ist seitdem passiert?
Nicht viel, wie eine Studie des Marktforschungsinstituts Kantar Emnid im Auftrag von Union Investment, der Fondsgesellschaft der Volks- und Raiffeisenbanken, über das Finanzwissen der Deutschen nahelegt. Zwar schätzen 51 Prozent der Befragten ihr eigenes Wissen mit gut oder sogar sehr gut ein. Doch das Urteil von gleichfalls befragten Experten fällt nüchterner aus: Nach Meinung von nur fünf Prozent der Fachleute kennen sich die Deutschen tatsächlich so gut aus.
„Die Studie zeigt, dass Experten Schwächen bei der finanziellen Bildung feststellen. Das Überraschende ist, dass diese Defizite den Betroffenen im Alltag möglicherweise nicht auffallen. Das kann sie teuer zu stehen kommen“, warnt Hans Joachim Reinke, Vorstandsvorsitzender von Union Investment. Dabei zieht sich mangelndes Wissen zum Thema Finanzen wie ein roter Faden durch die Biografien vieler Menschen.
Blockaden beim wichtigsten Wissensbereich „Finanzen“
Nichtsdestotrotz ist den Deutschen das Wissen über Geld und Finanzen lieb und teuer – der Studie zufolge sogar noch wichtiger als das über Gesundheit, Politik oder Ernährung. Und nach Expertenmeinung wird das Thema Finanzen in den nächsten zehn Jahren noch deutlich an Bedeutung zulegen. Realität ist jedoch, dass bei vielen Menschen die sprichwörtliche Klappe fällt, wenn es um die Planung der eigenen Finanzen geht. Nach Ansicht von Hans Joachim Reinke ist das auch kein Wunder: „Wer beschäftigt sich schon gerne mit einem Thema, mit dem er sich nicht so gut auskennt?“ Es müsse klarwerden, dass es nicht belaste, sondern entlaste, wenn man besser Bescheid wisse: „Es geht darum, dass die Menschen ein klares Koordinatensystem haben, auf dessen Basis sie besser beurteilen können, was gut und was schlecht für sie ist.“
Kindliche Faszination für Geld bewahren und Rat suchen
Kinder haben dieses gespaltene Verhältnis noch nicht. Sie sind von Geld und all den Symbolen, die damit zusammenhängen, noch fasziniert: Der erste eigene Geldschein, ein Sparschwein, das erste Sparbuch. In jungen Jahren hat Geld die Emotionalität und Leidenschaft, die später verloren geht, wenn die Auseinandersetzung mit Geld zur Pflicht wird. Hier besteht großer Handlungsbedarf. „Aber auch ohne umfassende Finanzbildung sind Anleger mit fortgeschrittenen Fragestellungen nicht alleine, sofern es noch den Bankberater des Vertrauens gibt“, so Hans Joachim Reinke.