Vom Volksfestschleifchen bis zum Dämmstoff – das zweite Leben unserer Kleidung
(jh) Billig, schnelllebig, oft nur für eine Saison gedacht: Die sogenannte Fast Fashion hinterlässt weltweit tiefe Spuren. Seit der Jahrtausendwende hat sich die globale Kleiderproduktion verdoppelt, und mit ihr wächst die Menge an Textilien, die am Ende ihres kurzen Lebenszyklus entsorgt werden. Dieses Thema haben die Verantwortlichen des Zweckverbandes Abfallwirtschaft Straubing Stadt und Land (ZAW-SR) für den Auftritt auf der Ostbayernschau im Rahmen des Gäubodenvolksfestes gestellt.

Am Stand Nr. 1333 in der Halle 13 dreht sich daher diese Woche alles um das Thema Alttextilien. Für Mittwoch hatte die Geschäftleitung zu einem offiziellen Empfang von Ehrengästen eingeladen. Verbandsvorsitzender Josef Laumer und Geschäftsleiter Gangolf Wasmeier sprachen unisono die Thematik an.
Gewinnspiel und Volksfest-Souvenirs

Zur Messezeit gibt es am ZAW-Stand nicht nur Infos zur Altkleiderverwertung, sondern auch Mitmachaktionen: Besucher können sich am beliebten Recyclingtisch ihre eigene Volksfest-Schleife binden – für Dirndl, Frisur, Handtasche oder als Fliege. Außerdem präsentieren die Mitarbeiterinnen Dragana Steiger und Barbara Zwerger handgefertigte Dirndl-Schürzen aus gebrauchten Stoffen. Jede ist ein Unikat mit eigener Geschichte. Für Herren gibt es passende Einstecktücher. Nach der Messe werden die Schürzen verlost – wer mitmachen möchte, kann einfach per E-Mail seine Lieblingsnummer angeben.
Allein in Deutschland werden nach Angaben des Bundesumweltministeriums jährlich rund eine Million Tonnen Alttextilien gesammelt – etwa 15 Kilogramm pro Person, Tendenz steigend. Neben Kleidung landen darin auch Schuhe und Heimtextilien. Doch was geschieht danach?
Zweite Chance für tragbare Stücke
Etwa 62 Prozent der gesammelten Ware sind noch tragbar und werden als Second-Hand-Kleidung weiterverkauft – entweder hierzulande oder auf dem Weltmarkt. 26 Prozent gehen in die stoffliche Verwertung. Kleidungsstücke mit hohem Baumwollanteil werden von Knöpfen und Reißverschlüssen befreit, um anschließend als Industrieputzlappen zu dienen. Mischgewebe hingegen findet seinen Weg in die Produktion von Vliesen oder Dämmstoffen. Der Rest – rund zwölf Prozent – wird energetisch genutzt oder landet im Restmüll.
Altkleider sind längst ein internationales Handelsprodukt. Sie werden rund um den Globus verschifft. Doch gerade bei Restbeständen ist oft nicht nachvollziehbar, wie sie in den Empfängerländern weiterbehandelt werden.
„Nur saubere, trockene Textilien gehören in den Altkleider-Container“, betont der Zweckverband Abfallwirtschaft Straubing Stadt und Land (ZAW). Nasse, verschmutzte oder stark riechende Kleidung muss in den Restmüll. Leichte Schäden wie kleine Risse, defekte Reißverschlüsse oder fehlende Knöpfe sind dagegen kein Problem.
Straubinger Praxis – und eine offene Zukunftsfrage
In Straubing werden Altkleider an allen Wertstoffhöfen angenommen. Die gesammelte Ware kommt dem Landkreis, dem Roten Kreuz und der Caritas zugute. Neben den ZAW-Containern gibt es zahlreiche private Sammler mit eigenen Behältern. Doch deren Zukunft ist ungewiss. „Die Gewinne sind in den letzten Jahren stark zurückgegangen“, heißt es vom ZAW. Man überlegt, die Sammlung vollständig in eigene Hände zu nehmen, um unabhängiger von schwankenden gewerblichen Sammlungen zu sein.
Rechtliche Pflicht seit 2025
Seit 1. Januar 2025 sind alle EU-Mitgliedstaaten verpflichtet, Alttextilien separat zu erfassen. Für den ZAW Straubing ist das Routine: Hier sammelt man bereits seit über 20 Jahren.