Bayern

Umfrage: Verkaufsoffene Sonntage sind kein Mittel gegen Online-Konkurrenz

(ra) Der Bund der Selbstständigen in Bayern (BDS) hat seine Mitglieder zum Jahreswechsel gefragt, ob diese sich nach Einführung generell verkaufsoffener Sonntage besser gegen die wachsende Online-Konkurrenz positionieren könnten. Aufgrund der Aktualität des Themas stellte der Verband am Freitag die Ergebnisse vor. Die Antworten waren überraschend eindeutig: Mehr als drei Viertel glauben nicht, dass man dem zunehmenden Online-Handel mit längeren Ladenöffnungszeiten begegnen kann.

91,3 Prozent erwarten sogar, dass das Onlinegeschäft auch unabhängig von den Ladenöffnungszeiten weiterwachsen wird. Folgerichtig sprachen sich stolze 62,8 Prozent der Teilnehmer für eine unveränderte Regelung der Ladenöffnungszeiten aus.

Die Antworten zeigen außerdem: Der stationäre Einzelhandel, muss seine Vorteile ausspielen, um den Wettbewerbern im Internet erfolgreich begegnen zu können. So besteht bei 77,3 Prozent der Teilnehmer Einigkeit darüber, dass durch besondere Angebote wieder mehr Kunden in die Geschäfte und Innenstädte gelockt werden können. Auch der bessere Service sowie die Beratung vor Ort sind für 92,4 Prozent ein klarer Vorteil, mit dessen Hilfe die Kunden zum persönlichen Einkauf beim Einzelhändler motiviert werden. Hier liegen nach Auffassung der Befragten die besonderen Vorteile gegenüber dem anonymen Einkauf im Internet.

Für die große Mehrheit der Umfrageteilnehmer ist das Internet keine Bedrohung, sondern vielmehr ein attraktives Werbemittel: 69 Prozent stimmten der Aussage zu, dass Einzelhandelsgeschäfte, die im Internet ausführlich über ihre Produkte informieren, mehr Kunden zum Einkauf im Laden motivieren können.
Die Teilnehmer der Umfrage hatten die Möglichkeit, Einzelaussagen abzugeben. Sie nutzten diese Möglichkeit vielfältig. Hier einige markante Beispiele:

  • Der Online-Handel müsste die gleichen Preise haben wie der Einzelhandel. Es gilt, eigene Alleinstellungsmerkmale hervorzuheben und zu kommunizieren.
  • Ein Stolperstein sind fehlende Parkplätze. Wer in Innenstädten zu wenig kostenlose Parkplätze anbietet, darf sich nicht wundern, wenn lieber vor Ort auf der grünen Wiese oder im Online-Handel gekauft wird.
  • Es ist nicht sinnvoll, gegen etwas (den Online-Handel, Anm. d. A.) zu kämpfen, das die Mehrheit befürwortet. Vielmehr bedarf es einer sinnvollen Kombination aus on-und offline.
  • Es kommt auf ein gutes Sortiment, freundliche Bedienung, und Heimlieferung an.
  • Ausschlaggebend sind Service, Beratung und genügend Personal. Man darf den Kunden die Vorteile des stationären Handels öfter vor Augen führen: Gewährleistung, Umtausch, Umweltschutz, in der Regel gleicher Preis, wenn nicht sogar billiger.

Dies zeigt nach Ansicht des BDS, dass die Teilnehmer es nicht als die Aufgabe des Gesetzgebers ansehen, durch die Ausweitung der Öffnungszeiten in den Wettbewerb einzugreifen, sondern sich selbst in die Pflicht nehmen. Der stationäre Einzelhandel muss aktiv seine Stärken hervorheben. Diese liegen unzweifelhaft in der persönlichen Begegnung mit dem Kunden.

Initiativen wie „Selbstbestimmter Sonntag“, bei denen die großen Warenhäuser mitwirken, um die Öffnungszeiten auf den Sonntag ausweiten zu dürfen, sollen nach häufig kolportierter Argumentation den Wettbewerb zu Gunsten des Einzelhandels beeinflussen. Aus der Sicht des BDS und seiner Mitglieder ist das aber klar zu bezweifeln, so wie es die Umfrage-Ergebnisse klar belegen.

Im Gegenteil. Die in den Innenstädten verstärkt angesiedelten Warenhäuser und kleine Einzelhändler stehen hier in direkter Konkurrenz. Warenhäuser werden die mit den sonntäglichen Öffnungszeiten verbundenen Personalfragen deutlich leichter stemmen können als mittelständische Einzelhändler. Diese Probleme könnten zu vermehrten Schließungen in Innenstädten führen und damit deren „Verödung“ durch leerstehende Einzelhandelsflächen vorantreiben. Insofern wäre eine generelle Öffnung an Sonntagen kein Segen, sondern vielmehr ein Angriff auf den mittelständischen Einzelhandel, den es abzuwehren gilt.