Miese Masche – Vorsicht vor unseriösen Handwerkern!
(ra) Wenn ein Rohr verstopft ist, man sich zu Hause ausgesperrt hat oder das Dach undicht ist, vertrauen viele Menschen auf die professionelle Hilfe eines Handwerkers. In Notfallsituationen sind Verbraucher froh, wenn sich jemand mit Sachverstand um den Schaden kümmert, sodass sie ohne Bedenken den geforderten Betrag zahlen – manchmal geschieht dies sogar ohne Rechnung und in bar.
Die Polizei warnt in dem Zusammenhang jedoch vor unseriösen Handwerkern, die den Verbrauchern überteuerte Leistungen berechnen und ihre Reparaturen unsachgemäß und unvollständig ausführen. Um seriöse Handwerker von Betrügern zu unterscheiden, sollte man sich als Verbraucher vorab ausreichend über Handwerkerbetriebe und entstehende Kosten informieren.
Verschiedene Vorgehensweisen
Unseriöse Handwerker versuchen auf unterschiedliche Weise, den Verbrauchern ihre Dienstleistungen anzubieten. Einige gehen durch die Straßen und klingeln bevorzugt bei Häusern, denen man von außen ansieht, dass sie eine Sanierung benötigen. „Bei Häusern mit lockeren Dachziegeln oder verrosteten Dachrinnen erhoffen sich die Betrüger, dass die Bewohner ein schnelles und kostengünstiges Angebot annehmen, weil sie sich die Reparaturen sonst nicht leisten können. Die Arbeiten werden dann von Arbeitskräften ohne spezielle Vorausbildung ausgeführt, falls überhaupt Reparaturen vorgenommen werden“, erklärt Gerrit Cegielka, Rechtsexperte der Verbraucherzentrale in Bremen.
Besonders anfällig für betrügerische Angebote sind seiner Erfahrung nach Verbraucher, die sich in einer Notsituation befinden und einfach möglichst schnell jemanden brauchen, der etwas repariert. „Betrügerische Handwerker sind in dem Fall sehr gut organisiert. Sie tun so, als seien sie Handwerker aus der Gegend und sind auch im Telefonbuch gelistet. Ruft man die Nummer an, telefoniert man jedoch in Wirklichkeit zunächst mit einem Callcenter, das den Kontakt zu Handwerkern herstellt, die keinesfalls aus der Gegend kommen“, erklärt Cegielka das Vorgehen. Neben der Tatsache, dass durch die weite Anfahrt höhere Fahrtkosten entstehen, die am Ende zu Lasten des Verbrauchers berechnet werden, wisse dieser in dem Fall auch nicht, wer für die geplanten Reparaturen eigentlich zu ihm kommt.
Vorausschauend planen
Um nicht auf unseriöse oder überteuerte Handwerkerleistungen hereinzufallen, sollte man sich als Verbraucher schon vor dem Eintreten des Bedarfsfalls ausreichend informieren. Dazu zählt, sich über ortsansässige Handwerkerfirmen mit Notdienst zu informieren, um im Notfall die richtige Nummer kontaktieren zu können. Außerdem sollte man von Handwerkerfirmen immer einen detaillierten Kostenvoranschlag anfordern. „Wenn ein Unternehmen einen kostenfreien Kostenvoranschlag verweigert, ist das bereits ein Indiz für seine Unseriosität“, erklärt Cegielka.
Auch online kann man auf den Internetseiten von Handwerkerbetrieben einen ersten Eindruck von ihren Leistungen und ihrer Seriosität bekommen. Dabei warnt Cegielka aber davor, sich nicht von der vermeintlich professionellen Webseite eines Unternehmens blenden zu lassen. Zweifelt man an der Vertrauenswürdigkeit eines Handwerkerunternehmens, kann man sich an die Handwerkskammern wenden und sich nach dem Betrieb erkundigen. Wenn sich Handwerkerbetriebe selbstständig machen, müssen sie ihr Unternehmen ordnungsgemäß anmelden und in die Handwerksrolle eintragen lassen. Sind sie dort nicht angemeldet oder aufgelistet, darf man an ihrer Seriosität berechtigte Zweifel haben.
Das richtige Maß an Vertrauen finden
Leider fällt vielen Verbrauchern oftmals erst später auf, dass sie dem gerufenen Handwerker zu viel gezahlt haben, die Reparaturen nicht richtig ausgeführt wurden oder der Schaden weiterhin besteht. In dem Fall kann man sich an die Verbraucherzentrale wenden. „Wenn Verbraucher zu uns kommen, weil sie zu viel für eine Handwerkerleistung gezahlt haben, dann helfen wir ihnen dabei, ihre Möglichkeiten durchzusprechen und ein Schreiben zu verfassen, um das zu viel gezahlte Geld zurückzufordern. Das geht aber nur, wenn sie auch Kontaktdaten von den Handwerkern haben“, erklärt Cegielka.
Deswegen zählt zu den Informationen, die man sich vorab einholen sollte, auch unbedingt eine gültige Anschrift und eine Steuernummer des Betriebs. Cegielka findet es grundsätzlich verständlich, dass Verbraucher Handwerkern vertrauen, rät aber zu einer gesunden Skepsis: „In einer Notsituation ist man heilfroh, dass sich jemand um den Schaden kümmert. Dennoch sollte man wachsam sein und beobachten, was der Handwerker genau macht. Wenn einem etwas merkwürdig erscheint, sollte man eine Erklärung fordern.“
Misstrauen ist vor allem auch dann gerechtfertigt, wenn der Handwerker die Zahlung nach getaner Arbeit in bar anfordert. Wurde vorab nichts anderes vereinbart, hat man das Recht, sich eine Rechnung ausstellen zu lassen. Reagiert der gerufene Handwerker auf diesen Vorschlag ungehalten oder fordert einen dazu auf, Nachbarn um Bargeld zu bitten, sollte man die Polizei anrufen. „Dazu ist auch Mut erforderlich. Aber Verbraucher sollten sich immer vor Augen halten, dass sie ein Recht darauf haben, das zu bekommen, was sie bestellt haben“, fasst Cegielka zusammen.