21. April 2025
BogenGesundheit

Über Chirurgie und Physiotherapie für Hand und Fuß

(ra) Verletzungen und Erkrankungen an Hand und Fuß schränken den Menschen in seiner Arbeitsfähigkeit, Mobilität und Lebensqualität stark ein. Daher hat die Klinik Bogen ihren Gesundheitsabend am Donnerstagabend der konservativen und chirurgischen Behandlung von Hand- und Fußbeschwerden gewidmet.

Der Unfallchirurg Dr. med. Raimund Bauer und der Physiotherapeut Rochus Dedler von der Klinik Bogen gingen in ihren Vorträgen auf die häufigen Krankheits- und Verletzungsformen, die Diagnostik und Therapie ein. Im Fokus stand die ganzheitliche Behandlung in Bogen, von der Akut- und Regelversorgung durch die Hauptabteilung unter der Leitung von Chefarzt Dr. med. Wolfgang Lehner, die Zusammenarbeit unter anderem mit der handchirurgischen Belegabteilung von Dr. med. Alexander Schütz bis hin zur physiotherapeutischen Behandlung an der Klinik und im FachArztZentrum Bogen. Dr. Bauer präsentierte dabei ausgewählte Hand- und Fußbeschwerden, wie sie häufig in der Hauptabteilung behandelt werden.

Leitender Oberarzt Dr. med. Raimund Bauer (l.) und Physiotherapeut Rochus Dedler. - Foto: Klinik Bogen
Leitender Oberarzt Dr. med. Raimund Bauer (links) und Physiotherapeut Rochus Dedler. – Foto: Klinik Bogen

Schnappfinger, Hausfrauendaumen und Co.

„Beim weit verbreiteten Karpaltunnelsyndrom ist der Mittelnerv im Bereich der Handwurzel eingeengt“, schilderte Leitender Oberarzt Dr. Bauer. „Dies betrifft Frauen dreimal häufiger als Männer.“ Die Therapie reiche von konservativer Behandlung mit einer Nachtschiene bei leichten Formen bis hin zur operativen Spaltung des queren Handgelenksbandes. Weitere Fingerbeschwerden wie der „Schnappfinger“ oder der sogenannte „Hausfrauendaumen“ sind ebenfalls operativ gut behandelbar. Auch störende Knoten und Stränge an der Handinnenfläche (Morbus Dupytren) oder an der Fußsohle (Morbus Ledderhose) können chirurgisch entfernt werden.

Weniger ist mehr bei modernen Implantaten

Reicht bei Knochenbrüchen eine Ruhigstellung mit Gips oder Schiene nicht aus, kommen winzige aber stabile Schrauben-, Platten- und Drahtimplantate zum Einsatz. Diese sogenannten Osteosynthese-Techniken halten die Bruchenden zusammen, bis sie miteinander verwachsen sind. Kennzeichnend für moderne Implantate sei laut Dr. Bauer das gut verträgliche Material, in der Regel Titan, so dass Allergien und Unverträglichkeiten ausgeschlossen sind. Außerdem geben winkelstabile Schrauben in der Platte mehr Halt bei brüchigen Knochen und auch die Anzahl der Schrauben konnte reduziert werden. Anhand von Bildbeispielen zeigte Dr. Bauer, wie die Chirurgie selbst Patienten, die beruflich auf ihre Hände angewiesen sind, zu einer individuell geeigneten Form der Knochenstabilisierung verhelfen konnte.

Ein besonderes Eigenleben haben Sehnen nach Verletzungen, wusste Dr. Bauer zu berichten: „Beugesehnen sind aufwändiger zu versorgen als Strecksehnen, da sie sich nach Durchtrennung weiter zurückziehen.“ Sie verkleben leicht und müssen nach der Operation mit einem Spezialverband versorgt werden.

 

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Die Biomechanik des Fußes wird besonders oft durch die Fehlstellung „Hallux valgus“ gestört. Der erste Mittelfußknochen weicht dabei nach innen ab. Gegen die Schmerzen und Schwielen helfe auf Dauer nur eine Operation mit anschließendem Tragen eines Entlastungsschuhs. Hammer- oder Krallenzehen hingegen können auch physiotherapeutisch, durch Barfußgehen oder mit Orthopädietechnik behandelt werden.

Physiotherapie vor, nach und anstelle einer OP

Die Rolle der Physiotherapie bei Hand- und Fußbeschwerden schilderte anschließend der Physiotherapeut Rochus Dedler, ebenfalls von der Klinik Bogen. Wenn so manche Operation heutzutage auch als kurzer Eingriff von nur etwa zehn Minuten durchgeführt werden kann, so sei doch Geduld beim anschließenden physiotherapeutischen Training erforderlich. „Der häufigste Fehler ist, dass operierte Patienten die Hand oder den Fuß zu früh zu stark belasten“, stellte Dedler fest. Ganz ohne Bewegung gehe es aber auch nicht. Gezielte Physiotherapie verbessert die Wundheilung, wirkt gegen Verklebungen, Blockaden und Kraftverlust, regt den Stoffwechsel an und beugt Fehlbelastungen vor.

Die erlernten Übungen müssen konsequent zu Hause fortgesetzt werden. Vorbeugung sei zwar nicht bei allen Leiden an Hand und Fuß möglich, bedauerte Rochus Dedler. Jedoch könne man manchen chronischen Problemen besonders im Frühstadium aktiv entgegenwirken, zum Beispiel mit Hilfsmitteln, angepasstem Schuhwerk, Korrektur von Fehlhaltungen, Stoffwechselanregung oder funktionellem Training. Hand und Fuß seien dabei nicht isoliert sondern im Zusammenspiel mit dem ganzen Körper und der Psyche zu sehen. Beschwerden der Gliedmaßen können nämlich auch von der Wirbelsäule, den Organen oder gar Stress herrühren. Entsprechend ganzheitlich sei daher auch der Behandlungsansatz der Physiotherapie.