7. September 2025
BogenReise & Erholung

Trinitatiskirche in Arco – Kleinod mit Geschichte und farbenprächtigem Charakter

(jh) Die Trinitatiskirche in Arco – der italienischen Partnerstadt von Bogen (Landkreis Straubing-Bogen) zählt zu den wenigen evangelisch‑lutherischen Kirchen im gesamten Trentino – womöglich ist sie sogar die einzige im Trentino und ist architektonisch wie historisch ein bemerkenswertes Kleinod. Wer die Stadt im nördlichen Teil des Gardasees besucht, sollte es nicht versäumen, diese Kirche in der Via Roma 8 zu besuchen.

Die Trinitatiskirche (italienisch: Santissima Trinità) ist ein architektonisches und kulturelles Juwel in Arco, im Norden des Gardasees. – Foto: Haas

Der Bau der Trinitatiskirche begann 1897 und spiegelt den Aufschwung Arcos als Kurort und steht für die Präsenz deutschsprachiger Gäste in einer mehrheitlich katholischen Region. Die Kirche prägt das Stadtbild ebenso wie ihr bunter Majolikaziegeldach und der filigrane Glockenturm – ein markanter Kontrast zur Umgebung

Neugotisches Bauwerk mit süddeutschem Einschlag

Planung und Entwurf gehen auf den Maler und Architekten Heinrich Fricke zurück, der in Meran ansässig war und mit seinem Stil zwischen norddeutschem Neugotik‑Art‑Nouveau und Tiroler Traditionswirkung spielte.

Neugotisch, entworfen vom Hamburger Architekten Heinrich Fricke. – Foto: Haas

Der Grundstein wurde am 31. März 1899 gelegt, die Einweihung erfolgte am 18. Februar 1900. Die Saalkirche aus rot‑grauem Bossenwerk ist mit einem weit heruntergezogenen Dach ausgestattet, das von farbigen Majolikafliesen bedeckt ist. Große dreiteilige Fenster zerschneiden das Mauerwerk.

Im Inneren zeigt sich die Kirche schlicht und klar gegliedert: eine zentrale Hallenanlage mit Spitzbogen‑Gewölbe, ein umlaufender Atriumgang sowie überlieferte Holz‑Arbeiten wie Kanzel und Altarmöbel von den Colli‑Brüdern aus Innsbruck, ergänzt mit einem Kruzifix und Marmorelementen aus der katholischen Phase.

Zeit der Kur, Konflikte und Wandel

Die Notwendigkeit eines evangelischen Gotteshauses entstand aus den seit 1878 abgehaltenen Gottesdiensten für deutschsprachige Kurgäste. Ab 1885 organisierte ein Frankfurter Verein spezielle Kurseelsorgen; ab 1895 unterstützte die evangelische Landeskirche diese Gottesdienste offiziell.

Der Ankauf des Weinbergs südlich der Altstadt erfolgte 1892 und ermöglichte den Kirchengrundbau – eine großzügige Geste eines Meraner Gemeindemitglieds. Während des Ersten Weltkriegs führte das politische Klima 1915 zur Einstellung des evangelischen Gemeindelebens. Das Gebäude diente später als Lagerraum und Pferdestall. 1917 verwüstete eine Granate das Kirchendach.

Ein umlaufender Atriumgang sowie überlieferte Holz‑Arbeiten wie Kanzel und Altarmöbel von den Colli‑Brüdern aus Innsbruck, ergänzt mit einem Kruzifix und Marmorelementen aus der katholischen Phase. – Foto: Haas

Erst ab neunzehnhundertvierundzwanzig setzte das protestantische Gottesdienstangebot schrittweise wieder ein, unterstützt durch neue Glocken seit neunzehnhundertsiebenundzwanzig. Kurz darauf wurde die Kirche katholisch umgewidmet und bis siebzig ein katholisches Gotteshaus unter dem Titel Santa Teresa.

Am Weihnachtstag 1971 kehrte der erste evangelische Gottesdienst zurück. Ein Erdbeben im Friaul 1976 führte zur ersten Schadensaufnahme. Von 1991 bis 1994 restaurierte man Außen- und Innenbereiche, später erfolgten Sanierungen 2015 sowie Innenrestaurierung bis 1919, unterstützt durch die evangelische Gemeinde Meran. Ab zweiundzwanzig dient das Gebäude zudem als Kultur‑ und Konzertsaal.

Heute: Gottesdienste, Kultur und Tourismus

Gottesdienste in deutscher Sprache finden jeden Sonntag von Palmsonntag bis Ende Oktober um 10.45 Uhr statt. Die Kirche ist ganzjährig von 9 bis 20 Uhr für Besucher geöffnet .

In Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung nutzen heute kulturelle Veranstalter den sakralen Rahmen für Konzerte und Lesungen. Damit verbindet sich religiöse Tradition mit modernem Stadtleben.

Besonderheiten und architektonischer Wert

Die Architektur ist einmalig – Foto: Haas
  • Beheizbarkeit: sie war die erste geheizte Kirche im italienischsprachigen Tirol
  • Majolikadach: Steinerner Dachbelag in leuchtenden Farben – seltene handwerkliche Besonderheit
  • Weitwinkel‑Fenster: große frontale Glasflächen, die dem Saal Innenraum Licht und nordischer Klarheit verleihen
  • Innenraumgestaltung: schlichtes Design mit Holz‑Arbeiten aus Innsbruck, gelungenes Zusammenspiel protestantischer Zurückhaltung und handwerklicher Tradition

Bedeutung für Arco und Trentino

Symbolisch steht die Trinitatiskirche für Arcos multikulturelle Epoche als Kurort, in der sich verschiedenste Glaubensrichtungen begegneten. Sie erinnert an deutschsprachige Besucher und die Integration religiöser Vielfalt in eine historisch katholische Dominanz.

Die Burg von Arco – das Wahrzeichen der Partnerstadt von Bogen – ist ebenso einen Besuch wert, wie die Tinitatiskirche. – Foto: Haas

Als einziges evangelisches Gotteshaus in der Region bleibt sie ein Zufluchtsort für protestantische Arco‑Besucher und ein lebendiger Ort auch für kulturelle Begegnungen.

Fazit

Die Trinitatiskirche in Arco beeindruckt als architektonischer Schatz, historischer Zeuge und lebendiger Kulturort. Sie verbindet Neugotik, handwerklichen Reichtum und religiöse Geschichte auf einzigartige Weise. Besucher*innen erleben hier einen Ort, der vom Kampf um Identität und Ausdruckkraft des Glaubens erzählt, aber auch Gastfreundschaft, Wandel und kulturelle Offenheit widerspiegelt.

Ein Ziel, das sowohl spirituell als auch ästhetisch beeindruckt – und Arcos vielfältige Geschichte als Alpenkurort in Stein sowie Ziegeln lesbar hält.