28. April 2025
Region Straubing

Theater Am Hagen: Die Urgestalt des Weibes

(ra) Zwischen Kunstfigur und Männerfantasie: So zeigt sich „Lulu“, die Protagonistin von Alban Bergs gleichnamiger Oper, die am 27. Mai um 19.30 Uhr zum ersten Mal am Theater am Hagen in Straubing gezeigt wird. Bereits um 18.45 Uhr findet die dazugehörige Einführung im Foyer statt.

Foto: Landestheater Niederbayern/Peter LItvai

Lulu provoziert. Eine Frau, die sich nimmt, was sie will, weil es ihr zusteht. Die nicht den bürgerlichen Moralvorstellungen entspricht, sich nicht um gesellschaftliche Normen schert. Lulu existiert jenseits von Begriffen wie Verantwortung und Schuld, Tugend und Scham, Gut und Böse. Sie ist Kunstfigur, Männerfantasie und Projektionsfläche – quer durch alle Altersklassen, Geschlechter und Bildungsschichten. Wer ihr begegnet, ist ihr rettungslos verfallen. Mit dem Begehren zusammen fällt der Wunsch nach Kontrolle über dieses erotische Wesen. Der Männerblick richtet sich gleichermaßen mit Faszination wie mit Furcht auf die „Urgestalt des Weibes“. Doch wirklich zu fassen bekommt sie keiner. Ihr unergründliches Wesen ist Teil ihrer Faszination.

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Klar ist nur eins: Wer Lulu liebt, wird ruiniert – er stirbt den gesellschaftlichen, finanziellen und ganz realen Tod. Am Ende bleiben nur brutale Unterdrückung und rohe Gewalt, um sie zu bezwingen. Die Ehemänner Lulus, die für ihren sozialen Aufstieg standen, kehren im dritten Akt als Kunden der zur Straßenhure hinabgesunkenen Lulu wieder.

Lulu von Alban Berg ist die erste Zwölftonoper der Geschichte und basiert auf Frank Wedekinds Tragödien Erdgeist und Die Büchse der Pandora. Die posthume Uraufführung erfolgte 1937. Berg entwickelt hier die Schönberg’sche Lehre von der Komposition mit zwölf aufeinander bezogenen Tönen weiter und schafft eine ungeheuer expressive und sinnliche Musiksprache. Seine Sympathie galt der geschundenen Kreatur Lulu.

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Das Kreativteam von Chicago rund um Intendant Stefan Tilch (Regie), Charles Cusick Smith sowie Philip Ronald Daniels (Ausstattung) und GMD Basil H. E. Coleman widmet sich nun diesem hochspannenden Schlüsselwerk des 20. Jahrhunderts.

Die mörderische Partie der Lulu wird von der jungen brasilianischen Sopranistin Natasha Sallès verkörpert, derzeit Ensemble-Mitglied am Theater Freiburg. Lulus Verehrer sind der Zeitungsbesitzer Dr. Schön (Peter Tilch), die lesbische Gräfin Geschwitz (Reinhild Buchmayer), der Komponist Alwa (Edward Leach), die Vaterfigur Schigolch (Stefan Stoll) und viele weitere. Es spielt die Niederbayerische Philharmonie.

Karten sind in der Tourist-Info  (09421 / 944 691 99) erhältlich. Es gilt der Straubing-Pass.