Textilien – Verwenden statt Verschwenden
(ra) Ein Straubinger Paar war von einiger Zeit von einem Brandschaden betroffen. Sämtliche Kleidung war durch die Rauchentwicklung unbrauchbar geworden und ging auf Kosten der Versicherung in die Reinigung. Dazu wurde jedes einzelne Stück registriert. Eine elend lange Liste an Hosen, T-Shirts, Pullis… kam zustande. Die Bilanz war für die Besitzer selbst ernüchternd! Sie waren sich ihres umfangreichen Sortiments gar nicht bewusst.
Wie steht es um den eigenen Kleiderschrank: Werden alle Stücke genutzt? Wie lange sind sie in Benutzung? Ist auch Secondhand-Ware darunter? Sind die Textilien nachhaltig hergestellt?
Anlässlich der europäischen Abfallvermeidungswoche, die vom 19. bis 27. November stattfindet, wirft der Zweckverband Abfallwirtschaft Straubing Stadt und Land (ZAW-SR) die Frage nach dem eigenen Umgang mit Kleidung auf. Unter dem Titel der diesjährigen Aktionswoche „Wiederverwendung statt Verschwendung“ ruft der Zweckverband zur bewussten Nutzung von Ressourcen, vor allem mit Textilien auf. Im Durchschnitt werden in Europa jedes Jahr elf Kilogramm Textilien pro Person weggeworfen. Weltweit wird jede Sekunde eine LKW-Ladung Textilien auf Deponien abgelagert oder verbrannt. Die weltweite Textilproduktion hat sich zwischen 2000 und 2015 fast verdoppelt und der Verbrauch von Bekleidung und Schuhen wird bis 2030 voraussichtlich um 63 Prozent ansteigen, so heißt es auf der Website der europäischen Kommission.
Eine nachhaltige Strategie setzt unter anderem auch auf eine lange Nutzungsdauer. Dabei muss die Nutzung nicht immer in einer Hand liegen. Es gibt bereits viele Möglichkeiten, Abwechslung in den eigenen Schrank zu bringen ohne immer Neuware zu beschaffen und Altes zu entsorgen. Über Internetplattformen wie Kleiderkreisel oder eBay-Kleinanzeigen können alle Interessierten Gebrauchtes anbieten oder erwerben. Damit erreicht die Kleidung direkt einen neuen Nutzer und wird nicht in den großen Altkleiderstrom eingeschleust.
Altkleiderverwertung
Die Altkleidersammlung erlebt je nach Marktsituation ein großes Auf und Ab. Allgemein wird die nachlassende Qualität bedauert. Die Textilien nehmen je nach Beschaffenheit, modischen wie stofflichen Kriterien unterschiedliche Wege. Allein Herrenhemden werden in bis zu zwölf Kategorien sortiert. Nach Auskunft des Verwerters, an den der ZAW-SR die Altkleider weitergibt, muss die Kleidung manuell aufgeteilt werden. Eine maschinelle Behandlung würde das Material zu sehr strapazieren. Etwa 50 Prozent der Sammelware wird als tragbare Kleidung zur Wiederverwendung herausgenommen. Weitere 40 Prozent dienen als Rohstoff für Reißware, Putzlappen, Dämmstoffe und ähnliches. Sechs Prozent dienen als Ersatzbrennstoff und vier Prozent bleiben als Restmüll zurück. Laut Aussage von Verwertern lässt sich erst durch den späteren Verkauf der Secondhandware, also der tragfähigen Bekleidung, der Sortierprozess wirtschaftlich gestalten. Die anfallenden Materialgruppen fürs Recycling lassen sich derzeit nur mit einer Quersubventionierung absetzen.
Der Großteil der Secondhandware wandert ins Ausland. In Deutschland kaufen 60 Prozent nie gebrauchte Kleidung. Allerdings geben 79 Prozent der Konsumenten in Deutschland getragene Klamotten weiter. Das ist das Ergebnis einer Studie aus dem Jahr 2021, die beim Umweltbundesamt veröffentlicht ist (Rückert-John et al.).
Zeit für einen neuen Trend
Weg von Fast Fashion hin zu Slow Fashion! Das ist ein Ziel, das die allgemeine Klima- und Ressourcensituation fordert, und auch bereits von der europäischen Kommission formuliert wurde. Im März dieses Jahres legte diese eine Strategie vor, die bis 2030 eine nachhaltige und kreislauffähige Textilwirtschaft sicherstellen soll. Demnach soll Kleidung haltbarer und ihre Recyclingfähigkeit verbessert werden. Aber auch der Anteil an verwendeten Recyclingfasern soll sich erhöhen, der Einsatz gefährlicher Stoffe vermieden und die Produktionsbedingungen fair gestaltet werden.
Verbrauchertipps
- Tragbare Kleidung weitergeben, wenn sie nicht mehr selbst benutzt wird.
- Qualitätsvolle Kleidung bleibt länger tragbar.
- Kleidung aus einer einheitlichen Faser lässt sich hochwertiger wiederverwerten.
- Keinen Müll oder feuchtes Material in Altkleidercontainer werfen. Sie ruinieren die Sammelware.
- Altkleider vor dem Einwurf in Container in Säcke oder Tüten verpacken.
- Auch Haushaltstextilien und saubere Daunenbetten werden gesammelt.
Einladung zur Kleidertauschparty in den Räumen der Uni
Am Mittwoch, 23. November laden Green Office des TUM Campus Straubing und ZAW-SR alle Interessierten zu einer Kleidertauschparty ein. Die Veranstaltung findet im Vorlesungssaal U2 im Campusgebäude an der Uferstraße 53 in Straubing von 18.30 bis 20.30 Uhr statt.
Egal, ob Hüte, Kleider, Hemden oder auch Accessoires – alles, was im Schrank überflüssig geworden ist, kann mitgebracht werden. Zudem können sich Besucher in einem DIY-Workshop kostenlos individuelle Schlüsselanhänger aus Alttextilien anfertigen.
Und so funktioniert´s: Bei der Ankunft wird die Kleidung nach Kategorien (Hosen, Pullover, …) sortiert. Es bleibt dabei jedem selbst überlassen, wie viele Stücke mitgebracht oder mitgenommen werden – die Tauschparty wird auf Vertrauensbasis durchgeführt. Falls die angelieferten Sachen nicht alle ein neues Zuhause finden, können sie dem Green Office für die nächste Kleiderbörse gespendet werden.