Straubing bald eine plastiktütenfreie Stadt?
(jh) Die Supermarktkette Rewe hatte Anfang Juni mit der Ankündigung „Plastiktüten aus ihren Märkten zu verbannen“ auf sich aufmerksam gemacht. Und dabei ist die REWE Group nicht das einzige Unternehmen in der Vorreiterrolle. Ein Jahr vorher hatte die Drogeriemarktkette dm bekanntgegeben, keine Plastiktüten mehr kostenlos abzugeben. Nun wollen die Stadträte der Grünen-Fraktion im Straubinger Stadtrat, dass die Gäubodenstadt ebenfalls eine Vorreiterrolle einnimmt. Straubing soll eine plastiktütenfreie Stadt werden. Ob sie im Stadtrat eine Mehrheit finden werden, wird sich zeigen.
Fraktionssprecher Erhard Grundl hat am Mittwoch ein entsprechendes Schreiben an Oberbürgermeister Markus Pannermayr geschickt. Darin verlangt er, dass folgende Punkte im Stadtrat (mit Vorberatung in den zuständigen Ausschüssen) behandelt werden:
Aktuelle Situation in Straubing
Wie hoch ist der Verbrauch von Plastiktüten im Einzelhandel in der Stadt Straubing momentan und ist die Problematik von Seiten der Stadt schon thematisiert worden?
Maßnahmen zur Entwicklung einer plastiktütenfreien Stadt Straubing
Information und Aufklärung.
Die Stadt Straubing wird durch Informationsverbreitung und Werbemaßnahmen, die Bürger über
die Problematik von hohem Verbrauch an Plastiktüten,
die Folgen für und Auswirkungen auf die Umwelt und das Klima durch die Produktion von Plastiktüten,
die Problematik der Entsorgung allgemein und besonders der daraus folgenden Verschmutzung der Meere,
sowie über den Verbrauch fossiler Rohstoffe und Wasser im Zusammenhang mit der Plastiktütenherstellung aufklären.
Maßnahmen zur Zusammenarbeit mit dem Einzelhandel
Die Stadt Straubing wird den Dialog mit in Straubing ansässigen Unternehmen sowie Einzelhändlern zum Thema „plastikfreie Stadt“ suchen. Hierzu wird ein runder Tisch eingerichtet werden, an dem sich die Vertreterinnen und Vertreter aller Beteiligten zusammensetzen. Hierzu sollen auch Verantwortliche des Kompetenzzentrums für nachwachsende Rohstoffe gehört werden.
Dabei soll
- die Problematik des Plastiktütenkonsums im Einkaufsgeschäft aus wirtschaftlicher Sicht thematisiert und diskutiert werden,
- sowie Möglichkeiten thematisiert werden, damit möglichst viele Unternehmen in Zukunft vom Angebot von Plastiktüten absehen und Alternativen anbieten.
Aufstellung eines Konzeptes.
Die Stadt Straubing wird ein Konzept ausarbeiten, welches das Ziel einer plastiktütenfreien Stadt verfolgt. Sie soll im Dialog zusammen mit den Bürgerinnen und Bürgern sowie dem Einzelhandel die Initiative ergreifen, um einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz auf regionaler Ebene zu leisten. Es soll dabei auch herausgearbeitet werden, ob sich die Stadt ein verbindliches Reduktionsziel bezüglich des Plastiktütenverbrauchs setzen kann und ob mittelfristig die Plastiktüte als Einkaufstüte in Straubing ersetzt werden kann.
Die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen begründen diesen Antrag so:
Plastiktüten erweisen sich zunehmend als ein Umweltproblem: Neben der Nutzung fossiler Rohstoffe sowie der hohen Wasser- und Energiekosten bei der Herstellung, stellt die nicht vorhandene Entsorgung von Plastiktüten eine weitreichende und langfristige Belastung dar. Plastiktüten landen in der Umwelt, sie machen einen großen Teil des Plastikmülls in den Meeren aus, und stellen so vor allem eine Gefahr für marine Ökosysteme und ihre Lebewesen dar.
Die Europäische Union möchte dieser Entwicklung entgegenwirken und hat daher bereits in einer Richtlinie beschlossen, dass die einzelnen Staaten den Pro-Kopf-Verbrauch von Plastiktüten in ihren Hoheitsgebieten in den nächsten Jahren verringern sollen. Bis 2025 werden nur noch 40 Tüten pro Person angestrebt; in der Bundesrepublik sind es derzeit 71. Deutschland hat die EU-Richtlinie begrüßt und gleichzeitig die Durchsetzung dieses Beschlusses durch – leider nur – freiwillige Schritte als am sinnvollsten bewertet. Im Hinblick auf die Energiewende und den Klimaschutz sollten das Problem der Entsorgung, das unnötige Ausschöpfen fossiler Ressourcen bei der Herstellung und die immensen Ausmaße der Meeresverschmutzung als Argumente gegen die Plastiktüte als „Erste Wahl“ im Einzelhandel angesehen werden.
Die negativen Auswirkungen auf die Umwelt finden wir leider auch direkt vor unserer Haustüre. Eine im Jahr 2014 im Fachjournal „Enviromental Pollution“ veröffentlichte Studie zeigte, dass in der Donau bereits heute stellenweise mehr Plastikpartikel als Fischlarven treiben. Nach Schätzungen der Forscher um Hubert Keckeis von der Universität Wien fanden sich in der Donau im Schnitt 317 Plastikpartikel und nur 275 Fischlarven je 1000 Kubikmeter Wasser.
Auch aus diesem Grund sollte Straubing in dieser Sache Vorreiterin und als eine der ersten deutschen Städte zu einer plastiktütenfreien Stadt werden. Ähnliches Bestreben gibt es schon in Ingolstadt, wo die Stadtratsfraktion der SPD bereits im Oktober 2014 einen Antrag zu einer plastiktütenfreien Stadt gestellt hat. Hier wurde ein runder Tisch mit dem Einzelhandel ins Leben gerufen und einzelne Unternehmen werben gemeinsam mit der Stadt Ingolstadt für das Ziel einer plastiktütenfreien Stadt. Als Oberzentrum hat die Stadt Straubing nicht nur die Möglichkeit als Kommune einen ökologisch sinnvollen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten und in diesem Bereich sogar Vorreiterin zu sein, sondern auch den umliegenden Kommunen in der Region als Beispiel zu dienen.
Foto: Dreiucker/Pixelio