Life-Style

Spannende Bücher, in denen Zocken und Casinos eine Rolle spielen

(ra). Wenn James Bond sein Pokerface aufsetzt, wissen die Fans, dass es aufregend wird. Der weltweit aktive fiktive Geheimagent, der seinen ersten Auftritt in einem Roman 1953 hatte und seit 1962 die Kinos mit seinen Abenteuern in Scharen füllt, ist genauso berühmt für seine Schwäche für Glücksspiel, schöne Frauen, schnelle Autos und Martinis wie für seine Duelle mit größenwahnsinnigen Schurken.

Casino Royale

Bonds Schöpfer, Ian Fleming, ließ sich für seine Romane und Kurzgeschichten rund um den Agenten mit der Lizenz zum Töten von seiner eigenen Geheimdienstvergangenheit und seinen privaten Vorlieben inspirieren. Das wird in keinem Buch deutlicher als in „Casino Royale“, einem Roman, der bis heute als einer der populärsten Thriller mit einem im Casino spielenden Plot gilt.

Casino Royale

Fleming, der jedes Jahr mehrere Monate auf seiner heute zum Hotel umfunktionierten Villa „Golden Eye“ verbrachte und sich dort seine Zeit vor allem mit Schreiben, Schnorcheln, Fischen, Zocken vertrieb, benutzte in seinem ersten Bond-Abenteuer eine Idee, die er als Geheimdienstler im Zweiten Weltkrieg nicht hatte umsetzen können. Sein Plan war in der Theorie relativ simpel gewesen – er wollte im Casino Estoril mit deutschen Spionen pokern, ihnen sämtliches Geld abknöpfen, und so die Gegner in die Bredouille bringen.

Casino im James Bond-Streifen

Doch selbst der gewiefteste Pokerspieler braucht neben mathematischem Verständnis und psychologischem Wissen auch etwas Glück. Fleming verließ den Casinotisch im neutralen Portugal selbst um einiges ärmer, aber die Grundidee ließ ihn nicht los.

Der Roman um Geheimagent 007 wurde in Flemings Heimat Großbritannien schnell zum Erfolg, obwohl der internationale Siegeszug Bonds etwas länger warten musste. Verfilmt wurde „Casino Royale“ gleich zweimal, obwohl nur einer davon ein „echter“ Bond ist. Die Persiflage von 1967 hat nicht allzu viel mit dem Roman zu tun, obwohl auf der Leinwand wie im Buch im Einsatz gegen „Le Chiffre“ Bonds (und Flemings) Lieblingsspiel Baccarat gespielt wird.

Zum Superhit und nach Meinung etlicher Kritiker besten Bond-Film wurde 2006 Daniel Craigs erster Auftritt als 007 in „Casino Royale“. Dabei erlaubten sich die Macher zwar ein paar Freiheiten, wie das Ersetzen von Baccarat durch Poker in dem millionenschweren Kartenduell am Casinotisch, bei dem Bond erfolgreich „Le Chiffre“, den Zahlmeister der Terrororganisation SMERSH, um ein Vermögen erleichtert. Die Essenz von Roman und Flemings Vision blieb jedoch gewahrt.

Die Kombination aus verlockenden Schauplätzen wie Jamaika, Japan und den Bahamas, aber auch London, Monte Carlo und mehr berühmten Städten sowie spannenden Glücksspielszenen wurden rasch zu einem Markenzeichen der Bond-Romane. Las Vegas, das als „Sin City“ berühmt-berüchtigt gewordene Glücksspielparadies in Nevada, wurde ebenfalls von James Bond besucht. Geheimagent 007 ist in der Stadt in „Diamantenfieber“ auch im Casino im Einsatz.

The Professor, the Banker and the Suicide King

Doch auch andere Schriftsteller konnten der Kombination aus Las Vegas und Casinospiel nicht widerstehen. Michael Craigs Thriller „The Professor, the Banker and the Suicide King: Inside the Richest Poker Game of all Time” erzählt die Geschichte eines knallharten Pokerspiels, bei dem es buchstäblich um alles oder nichts geht.

Ein unbekannter Milliardär aus Texas fordert die besten Pokerspieler der Welt zu einem Turnier heraus: Das auf einer wahren Geschichte beruhende Buch taucht tief ein in die nervenzerfetzende Welt von professionellen Glücksspielern, die genauso viel Selbstbeherrschung wie Sensibilität für ihre Kontrahenten aufbringen müssen.

Glücksspiel

Der Brite Felix Francis, der als Schriftsteller in die Fußstapfen seines Vaters Dick Francis getreten ist, hat sich auch allein einen Namen gemacht. Während Francis Senior als Ex-Jockey vor allem durch im Pferderennmilieu spielende Thriller zu Weltruhm gelangt ist, hat sein Sohn seinen eigenen Weg gefunden, obwohl auch er die Liebe zum Rennmilieu beibehalten hat.

„Glücksspiel“ ist eines seiner spannendsten Werke. Ex-Jockey und Finanzberater Nicholas Foxton bekommt es mit Online-Poker in Amerika, Subventionsbetrug in Brüssel und millionenschweren, nicht ganz einwandfreien Geschäften in London zu tun. Doch bei diesem Spiel zu verlieren kann ihn das Leben kosten.

Mollys Game

Wie ein Roman liest sich die auf Tatsachen beruhende Geschichte von Molly Bloom. „Mollys Game“ führte die einstige Olympiaanwärterin im Skisport nach einem Unfall in die Welt des Pokers, wo sie rasch von der Barkeeperin zur Organisatorin von Texas Hold‘ em und anderen Pokerrunden wurde. Doch außer Hollywood-Stars zog es auch Kriminelle an Mollys Tisch, und schon bald wurde aus Mollys Spiel etwas anderes, gefährlicheres, was das FBI auf den Plan rief. Mollys Geschichte, die ihr eine mehrjährige Gefängnisstrafe einbrachte, wurde von Aaron Sorkin mit Jessica Chastain in der Titelrolle verfilmt.

Der Spieler

Schonungslose Autobiografien aus dem Zockermilieu sind seit Jahren häufig auf den Bestsellerlisten zu finden. Die berühmtesten Bücher aus dem Casinobereich sind allerdings weiterhin die Werke, die Autobiografisches auf dichterische Weise aufarbeiten.

Bei Ian Flemings Bond-Thrillern ist die Trennlinie zwischen 007 und seinem Schöpfer dünn genug, um seinen Biographen jede Menge Parallelen zu erlauben. Die Verbindung aus blühender Fantasie und Realismus macht dabei einen Großteil des anhaltenden Reizes von Bond aus, und das fast 60 Jahre nach dem frühen Tod seines Schöpfers.

Doch kein anderer Roman hat die dauerhafte Wirkung von Fjodor Dostojewskis „Der Spieler“ übertreffen können. Der russische Dichter, der sich nach Jahren in einem sibirischen Gefangenenlager erholen wollte, hatte 1863 erstmals den deutschen Kurort Baden-Baden besucht. Im dortigen Casino wurde er besessen vom Roulettespiel und verzockte alsbald fast sein gesamtes Geld.

Dostojewski kam auch danach nicht vom Spiel los. Mit seiner zweiten Frau Anna, die ursprünglich als Stenotypistin sein Leben betreten hatte, verbrachte er 1867 die Flitterwochen in Baden-Baden. Erneut zog es ihn, der bereits etliche Gläubiger in Russland hatte, ins Casino. Er war in der festen Überzeugung, ein unfehlbares System für den Roulettetisch entdeckt zu haben, und erste Gewinne bestärkten ihn darin. Doch statt aufzuhören, machte er immer weiter, bis sich sein Glück wendete. Mit leeren Taschen stand er wieder auf.

Anna wurde seine Rettung. Obwohl er ihre Kleidung und ihren Schmuck versetzen musste, um die Gläubiger zu befriedigen, blieb sie bei ihm und tippte sein in nur vier Wochen entstandenes Meisterwerk „Der Spieler“. Sein Verlust wurde zum Gewinn für die literarische Welt, als er in dem Roman die Faszination des Glücksspiels, den Rausch des Gewinnens, und das Elend von Verlust und Spielsucht mitreißend schilderte.

Dabei arbeitete er unter einem enormen Zeitdruck, weil er die Rechte an dem Roman genau wie die an seinen bereits bestehenden Werken verpfändet hatte, um seinen Schuldenberg zu begleichen.

Spieler-Glück

Zu einem Klassiker der Literatur ist auch E. T. A. Hoffmanns im Jahr 1820 erschienenes „Spieler-Glück“ geworden. Die Erzählung, in der Gewinne und Verluste am Spieltisch auf tragische Weise über die Geschicke eines Liebespaares bestimmen, zeigt genau wie Dostojewskis Werk die Faszination, aber auch die Gefahren des Glücksspiels auf. Präventionsmaßnahmen wie durch den seit Juli 2021 geltenden neuen Glücksspielstaatsvertrag der Länder gab es damals nicht. Vielleicht wäre Dostojewski und seiner Anna ansonsten viel Leid erspart geblieben.

Was das Gesetz weiterhin unberührt lässt, ist der Adrenalinrausch, den so mancher Leser erlebt, wenn er sich von einem Autor in die Welt des Zockens entführen lässt, ganz gleich ob wie bei Hoffmann in Paris gezockt wird oder James Bond in einem Privatclub in London sein Pokerface aufsetzt. Schauplätze und Plots wechseln. Die Spannung von Glücksspielszenen bleibt.