Selbstversuch eines Redakteurs: Auf Schneeschuhen ins Winterglück
Das Thermometer zeigt frostige minus sechs Grad an und ich stehe vor dem Eingangsbereich des Hotels Steirerhof in Vorberg, einem kleinen Ort in der Region Dachstein-Schladming. In einigen Stunden werde ich wissen, ob es für mich tatsächlich einen Freizeitsport gibt, der meinem Körper und meiner Seele gut tut.

Das Hotel Steirerhof, so habe ich bei meinen Recherchen herausgefunden, will mir in den Wintermonaten eine Möglichkeit anbieten, einen Ausgleich zu meiner meist sitzenden Tätigkeit zu verschaffen: Auf Schneeschuhen eine seelische Entspannung und eine Prise Glücksgefühl zu bekommen.
Hannes Pitzer – er ist der Chef des Hauses – hat mir gestern Abend erklärt: „Das Schneeschuhwandern wirkt sich als gemäßigtes Ausdauertraining positiv auf das Herz-Kreislauf-System aus und beugt Bluthochdruck, Infarkten und Diabetes vor. Vor allem aber aktiviert es den Hormonhaushalt und fördert somit das Immunsystem, den Stressabbau und die Ausgeglichenheit.“
Stressabbau, da wurde ich hellhörig. Wer also durch die atemberaubende Schneelandschaft rund um den Steirerhof stapft, der würde nicht nur seinem Körper Gutes tun, sondern sorge auch gleichzeitig für seine seelische Entspannung und eine Prise Glücksgefühl.

Heute im Selbstversuch, möchte ich wissen, ob die Aussage des Hoteliers tatsächlich zutrifft. Bekleidet mit einer Skihose, einem T-Shirt, darüber einen warmen Pullover und eine dicke Daunenjacke, die Füße in Wanderschuhen eingeschnürt sowie eine Mütze, die ich bis über die Ohren herunterzog – so stand ich also da. Ich muss zugeben: es entspricht nicht gerade meiner Alltagsbekleidung.
Es ist 9.20 Uhr. Der Bruder des Hoteliers, Markus, öffnet unweit des Hoteleingangs eine Garage. Ich sehe schon, hier befindet sich eine große Auswahl an Schneeschuhen und Skistöcken. Als „Premium Wanderhotel“ bieten die Pitzers ihren Gästen kostenlos diese Gerätschaften. Dreimal die Woche gehen Hannes und Markus mit ihnen auf Tour – kurze und längere Strecken, mit leichten und schwierigeren Herausforderungen.
Meine Schneeschuhe sind schnell angepasst. Vorne ein Riemen, hinten eine Schlaufe, die um mein Fußgelenk gelegt und festgezurrt wird. Die passenden Skistöcke halte ich auch gleich in den Händen. Nach mir kommen auch noch weitere Hotelgäste, die ausgestattet und ebenfalls mit mir aufbrechen wollen.
Ich mache ein paar Gehversuche. Die Füße etwas mehr anheben als sonst. Das funktioniert schon – auf dem Platz vor der Garage. Wie wird es aber sein, wenn wir die Straße überquert haben und ich mich inmitten der glitzernden Natur befinde? In wenigen Minuten werde ich es wissen. Es hat letzte Nacht geschneit. Etwa zehn Zentimeter Neuschnee. Vor mir eine unberührte Natur – offensichtlich eine Wiese. Dazwischen einige Obstbäume.

Markus und Hannes stapfen voraus, geben die Strecke vor und spuren sozusagen den Weg. Wir hinterher. Wer in der Reihe weiter hinten mit dabei ist, kann den „ausgetretenen Pfad“ leichter bewältigen. Ich habe mich daher nicht nach vorne gedrängt.
Der Spaß beginnt so richtig, als wir nicht hintereinander, sondern nebeneinander einen kleineren Hang hinunterlaufen. Von Markus erfahre ich, dass bei dieser ersten Übung schon so mancher via Purzelbaum das Hangende erreichte. Unsere Gruppe kommt aber ohne Sturz wohlbehalten an.
Entlang eines kleinen Waldstückes tauchen wir nach etwa 100 Meter hinein in eine kleine Schlucht. Links und rechts eine Bergwand. In Blicknähe macht der Weg eine Kurve. Ich stapfe der Gruppe hinterher. Manchmal treffe ich nicht exakt den Fußabdruck meines Vordermannes. Dann sinke ich ein paar Zentimeter ein. Klar mein Gewicht lässt sich nicht leugnen – trotz großer Auftrittsfläche.
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Hin und wieder blicken die Sonnenstrahlen durch die Felsenspalten und der Schnee wirkt wie ein funkelnder heller Teppich. Es ist ein herrlicher Anblick, aber ich merke, dass meine Atmung schon intensiver wird. Deshalb freue ich mich, dass wir an einer Weggabelung eine kurze Pause einlegen. Es folgt nun die Entscheidung, gehe ich mit Markus weiter, der noch eine etwa dreistündige Wanderung mit rund 200 Meter Höhenunterschied vor sich hat, oder schließe ich mich Hannes an, dessen Tour noch rund zwei Stunden dauern wird und nicht ganz so anstrengend ist.
Mein ICH – oder besser meine Kondition sagt mir: ziehe es vor Hannes zu folgen. Eine gute Entscheidung, denn je länger die Wanderung durch Schluchten, über Wiesen und Hänge fortschreitet, desto mehr bin ich dankbar, die kürzere Strecke gewählt zu haben. Es ist nicht die herrliche Umgebung, hin und wieder ein Panoramablick zu den zahlreichen Skihängen mit ihren Liften und Seilbahnen, die meine Entscheidung untermauert. Denn die sanften Hänge, eingebettet in das Bergmassiv der Schladming-Dachstein Region, ist schon beeindruckend.

Und ich mitten drinnen! Aber meine mangelnde Kondition zeigt mir jetzt die Krallen. Mein Puls hat schon längst eine relativ hohe Marke erreicht und meine Atmung gleicht der eines alten Mannes, der endlich im fünften Stockwerk eines Gebäudes angekommen ist. Von den minus sechs Grad Celsius merke ich nichts mehr. Ich schwitze und mein T-Shirt ist nass. Ja, die Wanderung hat mein Herz-Kreislauf-System in Schwung gebracht – keine Frage!
Am Schluss waren es drei Stunden, die mir nicht nur die Erkenntnis brachten, etwas mehr für die Kondition zu tun, sondern die meine Sinne anregten, die herrliche Landschaft und die Ruhe zu erleben. Dieser Genuss macht gleich jede Anstrengung wett. Wie hatte Hannes angepriesen: „Wer durch die atemberaubende Schneelandschaft rund um den Steirerhof stapft, der tut nicht nur seinem Körper Gutes, sondern sorgt auch gleichzeitig für seine seelische Entspannung und eine Prise Glücksgefühl.“ Nein, er hatte nicht zu viel versprochen.

Zurück von einer anstrengenden und gleichzeitig entspannenden Outdoor-Aktivität geht es im Reich der Sinne weiter. In der Wellness-Oase des Steirerhofs finde ich verschiedene Saunas und einen Whirlpool vor. Mit einer Massage werden meine müden Muskeln wieder perfekt regeneriert.
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Für den Selbstversuch „Auf Schneeschuhen ins Winterglück“ reicht es mir heute und freue mich auf ein genussvolles 4-Gang Abendmenü. Ob vegetarisch-vollwertig, Naturküche oder nationale und internationale Spezialitäten – hier bleiben keine Wünsche offen. Von Hannes weiß ich, dass in der Küche auch ein spezieller Fokus der Allergiker-Kost mit einer Bandbreite an laktosefreien Suppen oder Salaten bis hin zu glutenfreien und nussfreien Mehlspeisen gerichtet ist. Ganz nach dem Motto „Ein glückliches Leben ist eine Sammlung unvergesslicher Momente“ werde ich jetzt die Eindrücke und Erlebnisse des Tages bei einem Gläschen Wein an der Hotelbar noch einmal auf mich wirken lassen.
Johann Haas