Landkreis Landshut

Schlossklinik Rottenburg: 30 Jahre, doch kein bisschen statisch

(ra) An ihren ersten Tag in der Schlossklinik Rottenburg kann sich Gabriele Daffner noch genau erinnern, auch wenn er mittlerweile 35 Jahre zurückliegt. Am 1. September 1989 begann die heutige Menüassistentin als Stationsmädchen im damaligen Kreiskrankenhaus. „Damals war ich für das Austeilen des Essens, die Reinigung der Zimmer und die Wäsche zuständig. Von meinem ersten Tag ist dabei vor allem hängengeblieben, dass ich zum ersten Mal bewusst mit einem toten Menschen konfrontiert wurde“, erzählt Daffner, die im Laufe der vergangenen dreieinhalb Jahrzehnte verschiedenste Aufgaben in der Schlossklinik übernahm.

Schlossklinik Rottenburg im Landkreis Landshut
Die Schlossklinik Rottenburg florierte in den vergangenen 30 Jahren und erhielt in dieser Zeit zahlreiche neue Abteilungen. – Foto: LAKUMED Kliniken/Sylvia Willax

Bis 1994 versorgte die Schlossklinik ihre Patienten dabei noch als Kreiskrankenhaus Niederhatzkofen, welches aufgrund seiner fehlenden Größe, Auslastung und Refinanzierung allerdings dauerhaft infrage stand. Das Blatt wendete sich für den Standort erst, als Verantwortliche und Landkreis eine eigentlich ungeliebte Praxis zu einer Tugend umwandelten. Denn bereits in den späten 80er und frühen 90er Jahren hatte es sich eingebürgert, ältere, pflegebedürftige und bettlägrige Patienten aus den weiteren landkreiseigenen Krankenhäusern in die wenig ausgelastete Versorgungseinrichtung in Niederhatzkofen zu verlegen. Daraus entstand letztlich jedoch die Idee, den Standort als Klinik für geriatrische Rehabilitation zu nutzen, welche noch heute Garant für die hervorragende Entwicklung der Schlossklinik Rottenburg ist.  

„Das Krankenhaus ist erst mit der Umstellung auf geriatrische Reha in ruhige Fahrwasser gekommen“, reminisziert Lothar Stauner, der seit 1992 als Krankenpfleger auf Station eins der Schlossklinik Rottenburg beschäftigt ist. Insbesondere für diejenigen Fachkräfte, die zunächst akut im internistischen Bereich gearbeitet hatten, sei die Umstellung auf geriatrische Reha eine schwierige Zeit gewesen. Doch überwiegt bei den erfahrenen Mitarbeitern das Lob für die Umsetzung dieser Umwidmung, die Chefarzt Prof. Dr. Klaus Timmer und Pflegedienstleiter Ewald Bock fachlich verantworteten. „Die damalige Führung hat den Umbruch auf gute Art und Weise kommuniziert. Daher war es im Grunde genommen für uns auch nicht dramatisch“, blickt Milomir Jovic, seit 1992 als Krankenpfleger auf Station 2 tätig, auf den Einschnitt von 1994 zurück.  

Während das Innenleben der Schlossklinik also zurückhaltend bis positiv auf die ungewöhnliche und zugleich mutige Entscheidung blickte, hatte diese in der Kommunalpolitik bei weitem nicht so viele Befürworter. Daher und auch aufgrund der 1994 geringen Bekannt- und Beliebtheit der Geriatrie als eigenständiger medizinischer Disziplin war ein erhöhtes Maß an Öffentlichkeitsarbeit notwendig, um Praxen, Krankenkassen und Politik vom Vorhaben zu überzeugen. „Unsere Aufgabe in der Klinik war es dagegen, ein interdisziplinäres Team aufzustellen. In der Geriatrie ist schließlich die Zusammenarbeit verschiedenster Fachgruppen – Pflege, Ärzte, Therapeuten und Sozialdienst – entscheidend“, erörtert Dr. Josef Gerg, der 1994 nach Rottenburg kam und seit 1996 als Oberarzt die geriatrische Rehabilitation mitverantwortet, das fachliche Vorgehen.  

Doch mit Beendigung dieser Transformation erlebten die Schlossklink und deren Mitarbeiter mitnichten den Schlusstrich einer bis heute fortwährenden Entwicklung. Besonders in den Bereichen Dokumentation, Digitalisierung, Selbstständigkeit der Disziplinen und in der Verdichtung der Arbeit habe sich in 30 Jahren vieles verändert – manches zum Positiven, anderes zum Negativen, so die einhellige Sicht der verdienten und langjährigen Mitglieder der Schlossklinik-Familie. Aber auch baulich wurde die barocke Schlossanlage stets auf den neuesten Stand gebracht, ohne jedoch den außergewöhnlichen Charme des Hauses mit Eichendielen, Deckenmalereien und pittoresken Außenbereichen, anzutasten. „Solange ich hier bin, ist immer etwas umgebaut und verschönert worden“, fasst Gabriele Daffner diesen stetigen Prozess kurz und bündig zusammen.  

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Eine Kostante blieb jedoch über nun 30 Jahre, die die Klinik für geriatrische Reha nun Bestand hat: Die unvergleichliche familiäre Atmosphäre in der Schlossklinik Rottenburg, für die jeder Mitarbeiter sein individuelles Loblied singt. War es für Gabriele Daffner stets die Flexibilität, nach Erziehungsurlauben wieder im gewünschten Umfang in den Beruf zurückzukehren, stand für Dr. Josef Gerg stets die abwechslungsreiche Aufgabe als leitender Oberarzt im Vordergrund. Eigentlich wollte der Mediziner dabei zunächst in eine Praxis gehen: „Diese Klinik ist aber wie eine große Praxis. Von Ultraschall-Untersuchungen bis zu Endoskopien: Es ist eine vielschichtige Tätigkeit, die sich über die Jahre auch immer wieder verändert hat. […] Man darf sich 30 Jahre auch nicht so statisch vorstellen.“

Besonders bemerkenswert ist es, wenn auch scheinbar außenstehende Personen so gewinnbringend in diese Gemeinschaft integriert werden, dass sie sich selbst 32 Jahre nach deren Zuzug nach Deutschland weiter in der Schlossklinik Rottenburg wohlfühlen. Diesen Fall erlebte Milomir Jovic, der 1992 aus Jugoslawien in die niederbayerische Prärie kam, diesen Schritt jedoch nie bereute: „In diesem Haus sind alle wie eine große Familie. Das hat mich jahrelang überzeugt, hierzubleiben.“   „Warum soll ich denn auch nach Landshut, Regensburg oder München fahren, wenn ich in der Schlossklinik Rottenburg das habe, was ich mir vorstelle“, spricht Lothar Stauner vielen langjährigen Mitarbeitern aus der Seele.

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Schließlich kann der LAKUMED Standort nicht nur auf eine erfreuliche 30-jährige Vergangenheit als Klinik für geriatrische Rehabilitation zurückschauen, sondern auch mutig den Blick gen Zukunft richten. Die Auslastung aller Abteilungen ist hoch, die Nachfrage nach geriatrischen Leistungen steigt aufgrund der gesellschaftlichen Altersstruktur auch perspektivisch und auch das Angebot wird stets erweitert: So initiierten die Verantwortlichen im November 2023 die Mobile Geriatrische Rehabilitation, die ohne Anlaufschwierigkeiten die Erfolgsgeschichte der Schlossklinik fortschreibt. Anders als noch in den 80er und 90er-Jahren prallt das erneute Zeitalter der Infragestellung kleiner Versorgungseinrichtungen nun also gänzlich von der Schlossklinik Rottenburg ab, das Rüstzeug für 30 weitere Jahre steht bereit.