9. Mai 2025
Polizeimeldungen

Schlitterte Straubing an Katastrophe vorbei? Lkw rammt Häuser neben einer Tankstelle – Update

(jh) Welch ein gefährliches Szenario: Ein Betonmischfahrzeug kommt in Straubing in der Heerstraße ins Schleudern, rammt ein Wohn-/Geschäftshaus auf der linken Seite, steuert in Richtung Agip-Tankstelle, knapp daran vorbei durchbricht es einen Gartenzaun und eine betonierte Mülltonnenbehausung und kommt erst an einer Hauswand eines früheren Gartenbetriebes zum Stehen. So geschehen am Freitagvormittag. Zum Glück kein Gegenverkehr, zum Glück keine Passanten auf der Straße. Der Fahrer muss durch die Feuerwehr aus dem Führerhaus gerettet werden. 

Der Betonmischer eines Straubinger Unternehmens durchbrach den Gartenzaun, walzte eine Betonsäule und eine betonierte Mülltonnenbehausung nieder, ehe er am Wohnhaus zum Halt kam. – Foto: Privat

Kopfschütteln bei Passanten. Den drei Männer, die den Zickzackkurs des Lkw in unmittelbarer Nähe der Tankstelle  beobachteten, steckt der Schrecken tief in den Knochen. Sie befanden sich auf dem Grundstück der Tankstelle und waren unter Umständen den Tod gerade noch entronnen. Vor ihren Augen war der Betonmischer gegen Ende der Heerstraße auf die linke Fahrbahn beraten. Er fuhr auf den Bürgersteig, rammte seitlich eine Hausfront, in der ein Seconhand-Shop für Kinderwaren daheim ist, beschädigt noch einen Stromverteiler und ein Verkehrsschild und steuert in Richtung Tankstelle. Nicht auszudenken, wenn ihm andere Verkehrsteilnehmer entgegengekommen wären oder sich gar Fußgänger auf dem Gehweg befunden hätten.

An der Hauswand bzw. der Haustür des Wohngebäudes kam der Lkw zum Stehen. – Foto: Privat

Der Lkw kommt nicht zum Stehen. Stattdessen durchbricht er das eiserne Zugangstor zum Grundstück eines früheren Gartenbetriebs. Womöglich haben Zaun, eine betonierte Säule und eine ebenso aus Betonteilen errichtete Mülltonnenbehausung sowie Garteneinfassungen, kleine Bäume und Sträucher die Geschwindigkeit des Lastwagens verringert. Dennoch prallte das Führerhaus gegen den Hauswand und den Hauseingang des Wohngebäudes.

Passanten berichten, der 33-jährige Fahrer sei über dem Lenkrad gebeugt gewesen. Nur so sei er dem sicheren Tod entronnen, denn das Überdach bei der Haustür hatte sich in die Frontscheibe des Führerhauses gebohrt. Dennoch mussten ihn Einsatzkräfte der Feuerwehr aus dem Wrack befreien. Zuvor hatten Ersthelfer versucht, den Fahrer aus seiner Lage zu befreien. Der Rettungsdienst brachte den 33-Jährige leicht verletzt ins Klinikum. Laut Polizeiangaben sei der Mann nur leicht verletzt gewesen. Unklar ist, warum der Fahrer laut Passanten über dem Lenkrad gebeugt war und wieso auf der Fahrbahn keine Bremsspuren zu finden sind.

Glück hatte auch der 87-jährige Bewohner des Hauses. Er befand sich während des Unfalls im hinteren Teil des Gebäudes, hörte einen riesigen Krach und entdeckte dann die beschädigte Haustür und die Mauer. Zum Schaden hat die Polizei im Laufe des Tages noch keine Angaben gemacht. Dieser dürfte aber nicht unerheblich sein. Ein Statiker dürfte zum Wochenbeginn nähere Angaben dazu machen können.

Bis zum Freitagabend hatte die Polizei mit der Hausbesitzerin noch keinen Kontakt aufgenommen. Gegenüber regio-aktuell24 berichtete der zuständige Sachbearbeiter, er habe im Laufe des Abends ein Kuvert mit Angaben über den Unfallverursacher auf dem Grundstück deponiert.

Update, 2. Juni 20 Uhr:

Wir haben nachrecherchiert und festgestellt, dass die Aussage des Sachbearbeiters bei der Polizeiinspektion Straubing nicht der Wahrheit entsprach. Das Kuvert mit den Angaben über den Unfallverursacher (von wegen Datenschutz!) wurde nicht irgendwo auf dem Grundstück deponiert. Ein Polizeibeamter hat dem 87-jährigen Bewohner das Kuvert erst am Samstag in der Zeit von 10 bis 11 Uhr persönlich übergeben.

Auch zur ursprünglich von der Polizei verbreiten Information, der Unfall sei aufgrund eines Fahrfehlers geschehen, zeigt sich immer mehr als Falschmeldung. Unseren Informanten zufolge, die den Unfall beobachteten oder mit als erstes am Unfallort eintrafen, sprechen von einem über dem Lenkrad liegenden Fahrer, was eher auf einen gesundheitsbedingten Unfall deutet. Wäre der Fahrer aufrecht im Führerhaus gesessen, hätte er durch den Überbau an der Haustür des Wohnhauses zumindest erhebliche Verletzungen erlitten (Interview von Stadtbrandrat Stefan Bachl gegenüber anderen Journalisten).

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Ein Verkehrsteilnehmer, die einige Hundert Meter vor dem Wohngebäude hinter der Tankstelle zwangsläufig zum Stoppen gebracht wird, hätte schon viel früher sein Fahrzeug zum Halten bringen wollen. Spätestens als er das Gebäude, in dem sich der Secondhand-Shop befindet, wäre  jeder Fahrer in die Bremse gestiegen. Stattdessen reduzierte das Streifen an diesem Gebäude die Geschwindigkeit des Lkw. Auch durch die Wucht und dem Herausreißen der betonierten Gartenzaunsäule sowie der betonierten Mülltonnenbehausung wurde dem Lkw die Geschwindigkeit genommen. Ein dichter Strauchbewuchs und Bäume gaben ihr Übrigens, dass der Betonmischer nicht mit voller Wucht die Fassade des Wohngebäudes  durchbrach. Kaum auszumalen der Schaden am Gebäude oder schlimmer: die Situation für den Bewohner.

Es gibt auch keine Spuren dafür, dass der Fahrer nach dem Kontakt mit dem Secondhand-Shop und dem Passieren der Gaststätte „Petershof“ versuchte, sein Fahrzeug weniger gefährdend in die Kirchgasse zu lenken.

Was führte also tatsächlich zu dem Unfall, der für Straubing eine schwerwiegende Katastrophe hätte bescheren können? 

Die Heerstraße ist grundsätzlich – und insbesondere auch zur Unfallzeit – eine vielbefahrene Straße. Dass zu sich zu diesem Zeitpunkt niemand auf der Straße und am Gehsteig befand, ist eine absolute Ausnahme. Wäre der Betonmischer in die Tankstelle gerast, hätte dies zu einer Katastrophe führen können.