19. April 2025
Landkreis Landshut

Satelliten in der Landwirtschaft – Praxistag demonstriert teilflächenspezifische Maisaussaat

(ra) Die Digitalisierung ist längst in der Landwirtschaft angekommen. Der Traktor fährt zentimetergenau übers Feld, die Sämaschine passt die Aussaatmengen der jeweiligen Bodenbeschaffenheit an – Satellitendaten machen eine derart präzise Aussaat möglich, Stichwort „Precision Farming“. Wie ausgewertete Satellitendaten, Pflanzenbauwissen, Sätechnik und Software so ineinandergreifen, dass eine Fläche mit all ihren unterschiedlichen Bodenarten bedarfsgenau bearbeitet wird, das demonstrierten Experten der BayWa AG, der FarmFacts GmbH und der Vista GmbH am Dienstag vor Medienvertretern bei Lohnunternehmer Markus Ingerl in Gündlkofen (Landkreis Landshut).

Mit Hilfe aus dem All kann der Landwirt oder Lohnunternehmer teilflächenspezifisch säen. Das Anbaugerät dosiert die Maiskörnerzahl bedarfsgerecht nach Bodenbeschaffenheit, die Software gibt die Menge auf Basis von ausgewerteten Satellitendaten vor. – Foto: Deutsche Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Gesellschaft /Juliane Herrmann

Auf dem Hof steht ein großer Fendt 724 Traktor mit 240 PS, dahinter ein 8-reihiges Horsch Maestro Anbaugerät mit einem 1400-Liter-Fronttank. Ingerl sät im Auftrag der BayWa für niederbayerische Landwirte auch „teilflächenspezifisch“ Mais aus. Denn, sagt Josef Bauer, Leiter der Pflanzenbauberatung der BayWa in München: „Landwirte wollen oft nicht selbst in aufwändige Technik investieren, aber dennoch die Vorteile von Smart Farming nutzen.“ Als da sind: optimierter Betriebsmitteleinsatz, Mehrertrag, schonende Bodenbearbeitung, und nicht zuletzt auch eine Entlastung für den Fahrer. Der muss das Lenkrad nur noch beim Wenden am Feldrand betätigen, in der Spur fährt die Maschine autonom, und dank GPS auf zweieinhalb Zentimeter genau. Bauer: „So gibt es keine Überlappungen, sondern einen sauberen Anschluss.“

Bevor Markus Ingerl das Sägespann auf seinem Hof startet, erklären die Experten das Konzept der teilflächenspezifischen Maisaussaat. Die Basis dafür sind Satellitendaten. Sentinel-2-Satelliten umkreisen die Erde und liefern alle zwei bis fünf Tage frische Daten von einer Fläche, zum Beispiel zu Bodenfeuchte, Chlorophyllgehalt, Blattfläche und vieles mehr. Aus diesen Daten wird eine so genannte „Talking-Fields-Basiskarte“ erstellt. Sie stellt eine geostatistische Auswertung der über mehrere Jahre erfassten Biomasse-Daten dar, wie Dr. Heike Bach von der Vista GmbH erläutert: „Die Karte kann genau aufzeigen, wo auf einem Acker welche Ertragspotenziale liegen.“ Mit Hilfe dieser Informationen erstellt die BayWa eine digitale Aussaatkarte und verknüpft somit digitale Information mit pflanzenbaulicher Erfahrung. Die Aussaatkarte teilt den Acker in unterschiedliche Ertragszonen ein („Teilfläche“). „Sie bildet die Grundlage für die teilflächenspezifische Aussaat“, unterstreichen Dr. Heike Bach und Josef Bauer. „In dieser Karte ist exakt definiert, wo auf dem Acker wie viele Körner gesät werden, damit das Ertragspotenzial bestmöglich ausgeschöpft wird. Für Niedrigertragszonen wird die Kornzahl gesenkt, in Hochertragszonen gesteigert.“

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Die Karte wird auf den Bildschirm im Traktor aufgespielt, die Maschinen aufeinander abgestimmt, und dann kann es im Prinzip losgehen. Wie genau Traktor, Software und Sämaschine ineinandergreifen, das erläutert Michael Deyerler, Produktmanager für Precision Farming bei der BayWa. Ein zentrales Element ist dabei der Vereinzelungsmechanismus des Anbaugerätes. „Damit kann der Landwirt oder Lohnunternehmer die Maiskörnerzahl, die die Software auf Basis der Aussaatkarte vorgibt, entsprechend dosieren und in den Boden einbringen“, so Deyerler.

Die teilflächenspezifische Bewirtschaftung von Ackerflächen wird nicht nur für die Maisaussaat eingesetzt, sondern zunehmend auch in der Düngung. Wie die Düngung mit Hilfe von Satelliten optimiert wird und dabei auch noch die Regeln der neuen Düngeverordnung berücksichtigt werden, das erläuterte Dr. Josef Bosch von der FarmFacts GmbH. Auch für kleinere und mittlere Landwirtschaftsbetriebe mache sich die Nutzung von Satellitendaten in der Praxis schnell bezahlt. Als Faustzahl gelte: „Satellitengestützte Bestandsführung lohnt sich schon ab 30 bis 50 ha, bei überbetrieblicher Nutzung, wenn zum Beispiel ein Lohnunternehmer oder Maschinenring die Arbeiten durchführt, ab 10 ha.“ Im Anschluss an die Vorträge wurde die teilflächenspezifische Maisaussaat an der Maschine gezeigt.