Revolutionäres Onlinespiel aus den 1980er-Jahren wieder spielbar
(ra) Online-Erfahrung frühestens in den 1990er Jahren. Doch bereits Jahre zuvor gab es mit „Habitat“ auf dem 8-Bit-Heimcomputer Commodore 64 (C64) das erste Massively-Multiplayer-Onlinespiel (MMO). Nach über 30 Jahren ist es jetzt dank einer Neuentwicklung des Museums of Art and Digital Entertainment (MADE) wieder spielbar. Unser Ratgeber erklärt, was es mit dem Spiel auf sich hat und wie man das Stück Videospiel- und Technikgeschichte heute erleben kann.
Abgerechnet wurde pro Minute
Heute sind MMOs zu jedem erdenklichen Thema verfügbar, beispielsweise Fantasy-, Sci-Fi- oder historischem Setting – zudem in beeindruckender 3D-Grafik. Viele sind sogar „free-to-play“ – also kostenlos – über spezialisierte Portale spielbar. Die Games verbinden Tausende Menschen aus aller Welt und lassen sie in lebhaften Onlinepartien versinken. Der Grundstein dafür wurde 1986 gelegt: In jenem Jahr – als gerade die erste Nintendo-Konsole (ohne jegliche Onlinefunktion) die Kinder- und Jugendzimmer in Europa eroberte – veröffentliche Lucasfilm mit dem Spiel „Habitat“ auf dem legendären Heimcomputer C64 nicht weniger als einen Meilenstein in der Geschichte der Computer- und Videospiele. Statt üppiger 3D-Welten gab es simple 8-Bit-Grafik, die dennoch eine Revolution darstellte. Vergleichbare Games jener Zeit waren noch textbasiert und verfügten noch nicht über eine grafische Benutzeroberfläche, wie die GameStar erklärt.

Spieler konnten zudem auch damals schon dank des sogenannten „Quantum Links“, dem Online-Service des C64, gemeinsam über das Internet spielen. Dazu wählten sie sich per Modem ein und mussten für die Verbindung pro Minute bezahlen – Internet-Flatrates, wie wir sie heute kennen, gab es noch längst nicht.
Revolutionäre Spielmechanik
Auch die Spielmechanik war revolutionär und etablierte zahlreiche Elemente, die in heutigen MMOs zum Standard-Repertoire gehören. So wurde die Spielfigur erstmals „Avatar“ genannt. Ebenso neu waren laut mein-mmo.de Spielelemente wie Krankheit, Mord, eine In-Game-Währung oder die Möglichkeit, eigene Spielerbehausungen in der digitalen Welt zu erstehen und zu verwalten. Weitere Einblicke in die Spielmechanik gibt das folgende Promo-Video.
Nach vier Jahren Entwicklungszeit heute wieder spielbar
Nach einer vier Jahre währenden Entwicklungszeit ist das Spiel jetzt durch das MADE wieder verfügbar gemacht worden. Alex Handy vom MADE erhielt den Source-Code direkt von den Habitat-Entwicklern und programmierte das Spiel samt dessen besonderer Logik und Mechanik in Java neu – für Randy Farmer, Leiter des heutigen Open-Source-Projekts und Programmierer des C64-Originals, ist das ein „kleines Wunder“. Seit Anfang Juni können interessierte Spieler jetzt selbst auf einem eigens eingerichteten Demo-Server auf Spurensuche in der Videospielgeschichte gehen und „Habitat“ auch ohne die Hardware von damals neu erfahren. Nötig ist dafür lediglich ein Download des Spiels mit zugehörigem C64-Emulator. Eine ausführliche Anleitung gibt es in englischer Sprache auf der offiziellen Seite des Projekts. Wer über Programmierkenntnisse verfügt und an der Neuentwicklung mitwirken möchte, kann das ebenfalls tun.