Raus aus der Isolation – Mit dem Zuverdienstprojekt der AWO
(jh) Die Zahl der Menschen, die dauerhaft erwerbsgemindert sind, steigt kontinuierlich. Vor zehn Jahren wurde dem Entsorgungsfachbetrieb für Elektroschrott „Sinus“ ein Zuverdienstprojekt angegliedert. „Dieses Projekt richtet sich an Menschen, deren Leistungsfähigkeit aufgrund seelischer Beeinträchtigungen für den allgemeinen Arbeitsmarkt zu eingeschränkt ist“, weiß Klaus Hoffmann, Geschäftsführer beim AWO-Kreisverband Straubing. Bereits vor 27 Jahren hatte sich die AWO im Rahmen der „Hilfe zur Arbeit“ engagiert und „Sinus“ gegründet.
Michaela Dietl ist bei der Arbeiterwohlfahrt Abteilungsleiterin Berufliche Hilfen. Die sozialpädagogische Fachkraft betreut die Teilnehmenden aus dem Zuverdienstprojekt. Sie weiß, dass das Leistungsvermögen der Menschen, die dauerhaft erwerbsgemindert sind, unterhalb von drei Stunden täglich liegt. „Eine Vielzahl von ihnen ist psychisch erkrankt oder beeinträchtigt“, erzählt sie. Dies bedeutete jedoch nicht, dass sie nicht arbeiten können und wollen. Sie würden allerdings einen passenden Rahmen benötigen.
Zuverdienstangebote bieten angepasste Arbeitszeiten auch unter drei Stunden täglich, individuelle Arbeitsanforderungen, Rücksichtsnahme auf Leistungsschwankungen und Krankheitsausfälle, keine zeitliche Beschränkung der Beschäftigungsdauer und keinen Druck, den Rehabilitation erzeugen kann. Michaela Dietl fasst zusammen: „Die Nutzer*innen können so bleiben, wie sie sind, und gehen einer individuell angemessenen Beschäftigung nach.“
Tätigkeit an Möglichkeit der Betroffenen ausgerichtet
Im Gegensatz zu einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung oder einer Tagesstätte für psychisch kranke Menschen sind Zuverdienstangebote sehr niedrigschwellig konzipiert. Die Abteilungsleiterin erklärt dazu: „Die Nutzer*innen brauchen weder eine ärztliche Verordnung noch Begutachtung. Die angebotenen Tätigkeiten sind in ihren Anforderungen an den physischen und psychischen Möglichkeiten der Betroffenen ausgerichtet.“
Ziel des Projektes ist es, beeinträchtigte Menschen zu einer kontinuierlichen Arbeitsleistung und Arbeitserprobung hinzuführen. Da der Lebensunterhalt der Teilnehmenden durch eine Berufsunfähigkeits- oder Erwerbsminderungsrente gewährleistet ist, geht es bei dieser Art der Beschäftigung und Betreuung nach den Worten Dietls vielmehr um eine dauerhafte berufliche und soziale Integration und um den Aufbau eines selbständigen Lebens.
Und Geschäftsführer Klaus Hoffmann ergänzt: „Das Zuverdienstprojekt ermöglicht einen geregelten Tagesablauf, gesellschaftliche Anerkennung, schafft Selbstvertrauen und vermeidet soziale Isolation. Anders als in der freien Wirtschaft gibt es die Möglichkeit, auf die individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten der Teilnehmenden einzugehen.“
Beitrag zur „inklusiven Gesellschaft“
„Man merkt, wie sich die Menschen verändern, sobald sie ein paar Wochen im Projekt arbeiten“, weiß Michaela Dietl aus ihrer mehrjährigen Erfahrung. Die Teilnehmenden würden offener werden, nach teils längerer Isolation wieder neue Freundschaften schließen und sich wieder als Teil der Gesellschaft fühlen.
Den Kreisvorsitzenden Martin Panten beeindruckt, dass dieses Projekt für die Betroffenen wieder eine Teilhabe am Leben in der Gesellschaft ermögliche und er ist überzeugt: „Mit dem Zuverdienstprojekt leistet die AWO einen wichtigen Beitrag zu einer ‚inklusiven Gesellschaft‘!“
Im Moment können noch bis zu sechs Personen in das Zuverdienstprojekt aufgenommen werden. Interessierte können sich unter der Telefonnummer 09421/7829-0 Informationen einholen.