Neuer Masterstudiengang Patientensicherheit
(ra) Das Thema Patientensicherheit spielt eine immer größere Rolle. Eine Antwort darauf gibt die Technische Universität München (TUM), die den Masterstudiengang „Patientensicherheit – Safety in Healthcare“ erstmals in Deutschland etablieren möchte. Er soll in Straubing und München stattfinden und ab Ende 2020 Lehre mit praktischen Trainings verbinden. Partner der TUM sind das Klinikum St. Elisabeth Straubing und das Klinikum rechts der Isar München.
Bei einem Pressegespräch gab der bayerische Wissenschaftsminister Bernd Sibler am Montag im Klinikum St. Elisabeth erste Details bekannt. Dr. Christoph Scheu, Geschäftsführer des Klinikums St. Elisabeth, misst dem Studiengang höchste Bedeutung bei, denn: „Der Handlungsdruck im Bereich Patientensicherheit wird zunehmen.“
Die Sorgen in der Bevölkerung vor Zwischenfällen bei der Behandlung im Krankenhaus seien real, verwies Dr. Scheu auf die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage. Weit verbreitet sei vor allem die Angst vor Ansteckung mit multiresistenten Keimen und vor Behandlungsfehlern.
In den USA seien medizinische Fehler die dritthäufigste Todesursache. Übertrage man die Zahlen auf Deutschland – Daten hierzu gebe es nicht –, müsse von 60.000 bis 70.000 vermeidbaren Toten jährlich ausgegangen werden. „Das entspricht dem Absturz von drei Boeing 747 pro Woche“, veranschaulichte Dr. Scheu. Entsprechende Forschung und Lehre sei daher das Gebot der Stunde.
„Es gibt Lösungen, das Gesundheitswesen sehr sicher zu machen“, ist der Geschäftsführer des Klinikums St. Elisabeth überzeugt. Nach dem Vorbild der USA könnten Erkenntnisse aus verschiedenen Bereichen wie Medizin, Verhaltensforschung, Public-Health-Daten und Daten zu Schadensfällen zu wirksamen Lösungen kombiniert werden. Um diese wissenschaftlichen Daten zielführend anzuwenden, sei ein Bündel an Maßnahmen nötig. Es umfasse beispielsweise die laufende technische Überwachung von Geräten und Gebäuden, standardisierte Kommunikationstechniken, Arbeiten nach Checklisten und Simulationstrainings.
In den vergangenen 20 Jahren sei Forschung zum Thema Patientensicherheit fast ausschließlich aus den USA gekommen, machte Dr. Scheu auf Defizite in Deutschland und Europa aufmerksam. Erst 2017 habe die OECD das bisher verkannte Thema der Patientensicherheit als wichtiges wirtschaftliches Handlungsfeld definiert. Als erste Universität in Europa habe das Imperial College London Ende 2017 einen Masterstudiengang zu dem Thema gestartet Das dargestellte Kooperationsprojekt zwischen München und Straubing spielt daher als europaweit erst zweiter Studiengang auch eine Vorreiterrolle.