Namenforscher stellen im Staatsarchiv Publikation vor
(ra) Zur Präsentation des Fachartikels „Die mundartlichen Formen der Siedlungsnamen in Stadt und Altlandkreis Landshus“ am Montagabend waren mehr als 100 Besucher ins Staatsarchiv nach Landshut gekommen. Die Autoren des Arikels sind Pfarrer Johann Schober (Adlkofen) und Dr. Bernhard Stör (München. Unter der Moderation von Dr. Martin Rüth, dem Leiter des Staatsarchivs Landshut, unterstrichen eine Reihe von Experten, wie wichtig so eine Arbeit gerade vor dem Hintergrund der Tatsache ist, dass der Dialekt besonders in den jüngeren Generationen immer mehr an Boden verliert und daher das Wissen um die so lange in der Mundart überlieferten Orts- und Flurnamen stetig verloren geht.
Archivdirektor Dr. Rüth und Gerhard Tausche, Vorsitzender des Historischen Vereins für Niederbayern, moderierten die Präsentation. Sie betonten, dass das Interesse an Heimat und Herkunft heute wieder sehr groß sei. Stellvertretender Landrat Alfons Satzl unterstrich in einem Grußwort, dass derjenige, der weiß, woher er komme und was seine Wurzeln seien, auch Wege in die Zukunft sicherer beschreite. Von Seiten des Landkreises Landshut begrüße man daher solche Publikationen, „denn, was geschrieben vorliegt, das bleibt erhalten“.

Pfarrer Schober schilderte unter anderem, wie das Interesse an Ortsnamen schon in seiner Kindheit seine Neugier beflügelt habe. Der Weg zur wissenschaftlichen Erforschung habe er als Geistlicher eingeschlagen, als keine Teildisziplin ihm die Frage beantworten konnte, was sich hinter Ortsnamen wie Münster (Gemeinde Wurmsham und Stadt Rottenburg) oder Münchnerau (Stadt Landshut) verberge.
Die Namenforschung gab ihm Aufschluss: Orte wie Münster und Münchnerau waren Güter, Wirtschaftshöfe im Besitz von Klöstern. Zusammengesetzte Namen wie Rotthalmünster (Landkreis Passau) oder Münchsmünster (Landkreis Pfaffenhofen) zeugen dagegen davon, dass hier einst Ur-Klöster gestanden haben.
Schober schilderte seinem fasziniert lauschenden Publikum, aus welchen oft recht unterschiedlichen Quellen er bei seiner Forscherarbeit schöpfe – und er sprach von der Freude, gelegentlich auf eine unbekannte oder in tiefe Vergessenheit geratene Geschichtsquelle zu stoßen. Dieses Glück sei ihm vor einiger Zeit zuteil geworden. Dabei habe er gleich drei Orten im Landkreis Landshut Gewissheit über ihre älteste Nennung in einer Schriftquelle – aus dem Jahr 789 – bescheren können: Altdorf, Pfettrach und Ergolding. Vorher waren nur Notizen aus den Jahren 822 (Ergolding und Pfettrach) sowie 864 (Altdorf) bekannt gewesen.
„Die mundartlichen Formen der Siedlungsnamen in Stadt und Landkreis Landshut“ von Johann Schober und Bernhard Stör in: „Blätter für oberdeutsche Namenforschung“, 53. Jahrgang (2016), S. 90-230, ISSN 0172-0872, 26 Euro, erhältlich im Buchhandel und beim Verband für Orts- und Flurnamenforschung in Bayern e. V., Leonrodstraße 57, 80636 München, E-Mail: bauers@online.de.