Life-Style

Muttertag – eine Erfindung der Blumenindustrie?

(jh) Muttertag fällt in diesem Jahr auf den 14. Mai – der zweite Sonntag im Mai. Aber warum begehen wir diesen Tag? Das könnte man Anna Jarvis fragen. Denn sie war es, die damals die Idee für diesen Tag hatte. Wertschätzung kommt im Leben einer Mutter selten vor. Dann einmal im Jahr ein Herz aus rosa Sahnetorte, ein kleines Gedicht, Flieder oder Maiglöckchen.


Der Muttertag gehört zu den seltenen Anlässen, weibliche Eigenschaften einmal richtig zu loben. Dass die schönste Würdigung im Alten Testament steht und 2500 Jahre alt ist, ist kaum bekannt. Im Buch der Sprüche huldigt im Kapitel 31, Verse 10 bis 31 in einem damals verfassten Text der Frau in einer Weise, von der sie heute nur träumen kann. Freuen kann sich ein Mann, heißt es da, wenn er eine solche Frau hat. Sie macht ihm das Leben schön. „Sie tut ihm Liebes und kein Leid ihr Leben lang.“

Ein Heimchen am Herd ist sie deshalb noch lange nicht. Sie macht es sich auch selbst schön, sie verwirklicht sich neben all der anstrengenden Hausarbeit. Sie webt und spinnt und schneidert, sie stellt kostbare Gürtel her. Sie macht das alles nicht, um Zeit totzuschlagen oder dem Gatten zu gefallen.

250 Jahre vor Christus waren es römische und griechische Göttinnen, für die eine Art Muttertagsfest abgehalten wurde. In England, zu der Zeit Heinrich des Dritten (1216-1239) stand Mutter Kirche im Mittelpunkt der Feierlichkeiten des damaligen Mothering Day.

Etwa 200 Jahre später, im mittlealterlichen England wurde um 1644 der Mothering Day verfestigt: „Every Mid-Lent Sunday is a great day at Worcester, when all the children an grantchildren meet at the head and chief of the Family and have a feast“ („Jeder Mitfasten Sonntag ist ein Ehrentag in Worcester, wenn alle Kinder und Enkelkinder sich beim Familienoberhaupt versammeln und ein Fest feiern“). An diesem Sonntag (Lätare) besuchten alle Kinder ihre Mütter (go a-mothering), brachten kleine Geschenke mit und den selbst gebackenen mothering cake (oder simnel cake).

Der Muttertag in seiner heutigen Form wurde in der englischen und US-amerikanischen Frauenbewegung geprägt. Die US-Amerikanerin Ann Maria Reeves Jarvis versuchte 1865 eine Mütterbewegung namens Mothers Friendships Day zu gründen. An von ihr organisierten Mothers Day Meetings konnten Mütter sich zu aktuellen Fragen austauschen. 1870 wurde von Julia Ward Howe eine Mütter-Friedenstag-Initiative unter dem Schlagwort peace and motherhood gestartet. Sie hatte das Ziel, dass die Söhne nicht mehr in Kriegen geopfert werden sollen.

Ab den 1860er-Jahren entstanden auch in Europa diverse Frauenbewegungen und Frauenvereine, die sich neben Friedensprojekten und mehr Frauenrechten auch für bessere Bildungschancen für Mädchen einsetzten. In den 1890ern wurde der Frauenweltbund gegründet, der in internationalen Frauenkongressen auch für mehr Anerkennung der Mütter eintrat.

Als Begründerin des heutigen Muttertags gilt jedoch die Methodistin Anna Marie Jarvis. Die Amerikanerin wollte nach dem Tod ihrer Mutter, am 8. Mai 1905, erreichen, dass alle Mütter noch zu Lebzeiten geehrt werden. Und dafür setzte sie sich mit allen Mitteln ein. Die Bitte an ihren Pfarrer, eine Predigt über die Rolle der Mutter in der Gesellschaft zu halten, war nur der Anfang. Es folgten Briefe an Geistliche, Politiker und andere einflussreiche Männer. Sie kaufte eine Werbeagentur und brachte ihre Botschaft unter die Menschen: „Schafft den Ehrentag der Mutter – setzt diesen Frauen ein unvergängliches Denkmal“. Und tatsächlich wurde bereits 1907 der zweite Mai-Sonntag, der Todestag von Anna Jarvis‘ Mutter, offiziell zum Muttertag erklärt.