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Kreiskliniken Bogen-Mallersdorf beteiligen sich am Aktionstag „Alarmstufe Rot“

(ra) Die Kreiskliniken Bogen-Mallersdorf beteiligten sich am Dienstag von 13 bis 14 Uhr mit einer aktiven Mittagspause am bundesweiten Aktionstag unter dem Motto „Alarmstufe Rot – Krankenhäuser in Not“. Damit machen die Kliniken in Deutschland auf ihre verheerende wirtschaftliche Situation aufmerksam. Diese wurde initiiert von der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) und wird unter anderem von der Bayerischen Krankenhausgesellschaft und der Klinik-Kompetenz-Bayern eG unterstützt, der auch die Kreiskliniken Bogen-Mallersdorf angehören.

Gegen 13.45 Uhr fand auf dem Vorplatz der Klinik Bogeneine Protestfotoaktion statt. Mit roten T-Shirts gekleidet zeigten Mitarbeitende und Unterstützer der Klinik den Verantwortlichen der Gesundheitspolitik die rote Karte und verliehen ihren Forderungen Nachdruck. -Foto: Haas

„Wie alle deutschen Krankenhäuser sind auch die Kreiskliniken Bogen-Mallersdorf durch immense inflationsbedingte Kostensteigerungen und fehlende Refinanzierung betroffen“, schildert Robert Betz, Vorstand der Kreiskliniken Bogen-Mallersdorf. „Wir schließen uns dem Protest und dem Aktionstag an, weil wir endlich wieder Verlässlichkeit bei der Finanzierung unserer Kliniken benötigen.“ Am Aktionstag fand sowohl an der Klinik Bogen als auch zeitgleich an der Klinik Mallersdorf eine Protestaktion im Foyer im Erdgeschoß statt, zu der Klinikbeschäftigte, aber Unterstützer des Anliegens teilnahmen. An der Klinik Bogen beteiligte sich neben Vertretern des Fördervereins auch der stellvertretende Landrat Andreas Aichinger. Am Informationsstand standen die Vorstände Robert Betz und Christian Schwarz persönlich Rede und Antwort.

Hier wurden die sekündlich steigenden „Defizituhren“ der Krankenhäuser in Deutschland (links) und Bayern (rechts) eingeblendet. – Foto: Haas

Im Herbst letzten Jahres hat die DKG bereits mit einer „Rettungsfahrt“ durch Deutschland auf die Missstände aufmerksam gemacht. In den vergangenen Monaten haben auch die Entscheidungsträger der Kreiskliniken Bogen-Mallersdorf bei Podiumsdiskussionen und Pressekonferenzen die Dramatik der Finanzierungs- und Versorgungsperspektiven aufgezeigt. Insbesondere der Wegfall der Rettungsschirme, Kostensteigerungen ohne Refinanzierung und die Krankenhausreformpläne standen dabei in der Kritik. Die Kliniken fordern in der gemeinsamen und bundesweiten Aktion nun die Politik auf, verlässliche Rahmenbedingungen zu schaffen, damit sie wieder in wirtschaftlicher Sicherheit verlässlich ihre Arbeit planen können.

Krankenhäuser müssen neu aufgestellt werden

Für Vorstand Christian Schwarz braucht es jetzt genauso eine Unterstützung, wie zu Zeiten der Corona-Pandemie mit dem Rettungsschirm: „Es müssen neue Strukturen aufgebaut werden, dazu brauchen wir die nächsten drei Jahre eine finanzielle Unterstützung, also eine finanzielle Sicherheit.“ Schwarz sieht es für richtig an, dass sich die Kliniken gemäß den Vorstellungen des Bundesgesundheitsministeriums neu aufstellen müssen. In Bogen seien nach den Worten Schwarz’s schon vor einigen Jahren bereits Initiativen ergriffen worden:

Die „Rote Karte“ zeigten in Bogen unter anderem (von links) der Vorsitzende des Fördervereins Wilhelm Lindinger, der stellvertretende Landrat Andreas Aichinger, Vorstand Christian Schwarz und Hans Kohlhofer (Förderverein) – Foto: Haas

Im Bereich der Geriatrie wurden die Weichen gemeinsam mit dem Klinikum Sankt Elisabeth in Straubing gestellt. Die Geriatrie, auch Altersmedizin  genannt, ist der medizinische Zweig der Wissenschaft, die sich mit dem Altern beschäftigt. Sie kümmert sich daher um die Vorbeugung, Erkennung, Behandlung und Rehabilitation von Erkrankungen und funktionellen Beeinträchtigungen von Menschen mit hohem Lebensalter von zumindest 75 Jahren, zumeist jedoch über 80 Jährigen.

Akutgeriatrie ist der Teil altersmedizinischer Behandlung, der im Akutkrankenhaus neben der akutmedizinischen Behandlung geleistet wird. Sie grenzt sich von der Rehabilitation in einer spezifischen Rehabilitationsklinik ab, die bei Bedarf nach Abschluss der Krankenhausbehandlung erfolgen kann. Sie führen dann zu erheblichen Beeinträchtigungen der Fähigkeit die Dinge des Alltags, wie Waschen, Anziehen und sich bewegen zu können, zu bewältigen. Die Behandlung in einer Geriatrie hat immer das Ziel diese Beeinträchtigungen zu erfassen und zu behandeln um die Alltagskompetenz älterer Menschen zu erhalten.

Geriatrie: Zusammenarbeit mit dem Klinikum Straubing

Es wird aus diesem Grunde zur Erfassung und Behandlung auf verschiedenen Ebenen auch ein Behandlungsteam aus verschiedenen Berufsgruppen vorgehalten. Es besteht aus Mitarbeitern der Pflege, Ärzten, Logopäden, Ergo- und Physiotherapeuten, Psychologen sowie der Sozialdienst/-pädagogen. „Das Klinikum hat das entsprechende ärztliche Personal und wir die Räumlichkeiten“, beschrieb der Vorstand die Situation, die für beide Seiten vorteilhaft ist und damit den Erhalt der Klinik in Bogen unterstützt.

Ähnlich auch auch bei orthopädischen Leistungen – ein weiterer Schwerpunkt der Kreisklinik in Bogen. Hier sind nach den Worten von Christian Schwarz das OrthoZentrum Bogen und das Sporthopaedicum Straubing wichtige Partner. „Mit beiden Bereichen schaffen wir ein großes medizinisches Feld, mit welchem wir weit über die Region hinaus punkten können“, unterstrich Schwarz, wie wichtig Bestand der Klinik auch zukünftig wichtig und realistisch ist.

Immerhin ist die aktuell die Rede davon, dass jedem fünfte Krankenhaus die Schließung droht – privaten Kliniken mehr als Krankenhäusern die in kommunaler Hand sind. Unabhängige Untersuchungen, wie der Krankenhausrating-Report, haben aufgezeigt, dass fast jedes zweite Krankenhaus von Insolvenz bedroht ist und fast keine Klinik mehr eine schwarze Null schreibt.

Wie sieht die finanzielle Situation bei den Kreiskliniken aus?

„In den beiden Kreiskliniken Bogen und Mallersdorf lag das Defizit im vergangenen Jahr bei knapp über zwei Millionen. Inzwischen müssen wir in diesem Jahr von einem Verlust in beiden Häusern von jeweils über vier Millionen Euro ausgehen.“

Christian Schwarz, Vorstand der Kreiskliniken

Durch die inflationsbedingten Kostensteigerungen werden die Krankenhäuser in Deutschland bis Ende des Jahres 2023 ein Defizit von rund 10 Milliarden Euro angehäuft haben. Zu den Kostenbelastungen gehört auch die nur teilweise gesicherte Refinanzierung der Tarifsteigerungen. Und für 2024 sind nach dem Tarifabschluss im Öffentlichen Dienst weitere Kostensteigerungen absehbar.

„Bis eine umfassende und gut ausgearbeitete Krankenhausreform wirklich greift, müssen Insolvenzen in den Krankenhäusern vermieden werden, damit die Versorgungssicherheit überall im Land gesichert ist“, unterstrich Christian Schwarz. Daher sei es entscheidend, dass die Arbeit der Kliniken nicht immer wieder durch kurzfristige Hilfsprogramme und Rettungsschirme unterstützt werde. Vielmehr benötige das Krankenhaussystem eine verlässliche und nachhaltige Finanzierung, die die Kliniken aus der anhaltenden wirtschaftlichen Unsicherheit heraushole. Diese Forderung soll mit dem bundesweiten Aktionstag öffentlich sichtbar gemacht werden.