Kommt Alternative zu Putin-Gas aus Kläranlagen? – Straubing geht in die Offensive
Verfolgt man die Aktivitäten von MicroPyros BioEnerTech, dann könnte man meinen, der russische Präsident Putin kann sein Erdgas für sich behalten, wir produzieren in unseren Kläranlagen unser eigenes Gas – Methangas. Und wir nutzen dieses als Alternative und Ersatz. So weit hergeholt ist es nicht. In der Straubinger Kläranlage werden gerade die Weichen gestellt. Am Donnerstag fand der Spatenstich für ein Kompetenzzentrum zur Erzeugung von grüner Energie statt. Im Zentrum steht die Entwicklung von biologischem Methan.
Nein, der nächste Winter wird Deutschland durch das Straubinger Klärwerk nicht gerettet. Aber am Rand der Gäubodenstadt wird intensiv an einer Alternative zum russischen Erdgas gearbeitet. Kurz gesagt: es geht um die Methanisierung von Klärgas mit Hilfe von Bakterien. Außerdem wird der das Projekt mit einer Einheit zur Wasserstoffproduktion ausgestattet. Alle Möglichkeiten eines zukünftigen Energiesystems sind demzufolge in Straubing konzentriert: lokale Produktion von Biomethan, CO2-Nutzung, Wasserstofferzeugung und Biogasoptimierung. Dazu hat MicroPyros das norditalienische Gasunternehmen Pietro Fiorentini mit seinem firmeninternen Netzwerk ins Boot geholt.
Es überrascht nicht, dass es neue Nachrichten aus dem Straubinger Klärwerk gibt. Sie vielen Jahren kommen aus dem SER (Straubinger Entwässerung und Reinigung) immer wieder Initiativen, die gegenüber Kommunen und speziell auch gegenüber Klärwerken eine Vorreiterrolle einnehmen. Maßgeblich beteiligt war neben der Werkleiterin Dipl. Ing. Cristina Pop auch Dr. Jürgen Pettrak, der bis vergangenem Jahr bei der SER Betriebsleiter war und mittlerweile eine Professur an der FH Aachen bekommen hat.
Den Anstoß hatte bereits 2014 Prof. Dr. Robert Huber gegeben. Er brachte aus dem Guaymas-Becken in Mexico 2,1 Milliarden Jahre alte Bakterien nach Straubing, die dann im Faulturm als „äußerst fleißige Mitarbeiter“ eingesetzt wurden.
Bereits seit 2014 arbeiten spezielle Bakterien im Faulturm des Straubinger Klärwerks. Die fleißigen Mikroorganismen stammen aus der 2000 Meter Tiefe des Guaymas-Beckens in Mexiko. Der Black Smoker insbesondere im südlichen Trog des Beckens beherbergt ein einzigartiges und sehr lebendiges Ökosystem. Heterotrophe Organismen ernähren sich von organischen Stoffen, die von den noch dem Sonnenlicht ausgesetzten und per Photosynthese produktiven Oberflächenzonen herabregnen (Meeresschnee), während chemolithoautotrophe Organismen die Chemikalien in der reduzierenden Hydrothermalflüssigkeit verstoffwechseln und die Produkte dieses Stoffwechsels oft mit syntrophen Partnern austauschen (Symbiose). Bemerkenswert sind die Kolonien von Riftia-Röhrenwürmern, mikrobielle Matten von Thiotrichaceae-Bakterien und anderen, sowie thermophile Mikroben, die den hohen Temperaturen an den Hydrothermalquellen widerstehen können. Eben auch Archaeen.
Die Archaeen – früher auch Archaebakterien, Archebakterien oder Urbakterien genannt – bilden eine der drei Domänen, in die alle zellulären Lebewesen eingeteilt werden. Schwarze Raucher (englisch Black Smoker) gehören zu den hydrothermalen Quellen am Grund der Tiefsee. Hier tritt heißes Wasser, das verschiedene Stoffe in Lösung enthält, aus und vermischt sich mit dem kälteren Umgebungswasser.
Archaeen gehören zu den ältesten Lebewesen (2,7 Milliarden Jahre) auf unserem Planeten. Sie ernähren sich von Gasen aus dem Erdinneren und haben ihren Stoffwechsel im Laufe der Evolution optimiert. Archaeen zehren exakt die Moleküle auf, die sie auch brauchen, ganz unabhängig von der Gaszusammensetzung. Und selbst, wenn eine Nährstoffquelle über Jahre versiegt, beginnen sie beim Auftreten geringster Gasmengen sofort mit der Verstoffwechselung.
Dr. Huber hatte schon 2012 MicroPyros gegründet. Das Unternehmen hatte in der Folgezeit ein Verfahren entwickelt, um klimafreundliches Methan zu erzeugen. Mit der Technologie von MicroPyros können Energieerzeuger den Methangehalt ihres Biogases nahezu verdoppeln, da sich Methangehalt des Biogases von zirka 50 auf annähernd 100 Prozent erhöht.
Bereits seit 2014 arbeiten spezielle Bakterien im Faulturm des Straubinger Klärwerks. Die fleißigen Mikroorganismen stammen aus der 2000 Meter Tiefe des Guaymas-Beckens in Mexiko.
Der Black Smoker insbesondere im südlichen Trog des Beckens beherbergt ein einzigartiges und sehr lebendiges Ökosystem. Heterotrophe Organismen ernähren sich von organischen Stoffen, die von den noch dem Sonnenlicht ausgesetzten und per Photosynthese produktiven Oberflächenzonen herabregnen (Meeresschnee), während chemolithoautotrophe Organismen die Chemikalien in der reduzierenden Hydrothermalflüssigkeit verstoffwechseln und die Produkte dieses Stoffwechsels oft mit syntrophen Partnern austauschen (Symbiose).
Bemerkenswert sind die Kolonien von Riftia-Röhrenwürmern, mikrobielle Matten von Thiotrichaceae-Bakterien und anderen, sowie thermophile Mikroben, die den hohen Temperaturen an den Hydrothermalquellen widerstehen können. Eben auch Archaeen. Die Archaeen – früher auch Archaebakterien, Archebakterien oder Urbakterien genannt – bilden eine der drei Domänen, in die alle zellulären Lebewesen eingeteilt werden. Schwarze Raucher (englisch Black Smoker) gehören zu den hydrothermalen Quellen am Grund der Tiefsee. Hier tritt heißes Wasser, das verschiedene Stoffe in Lösung enthält, aus und vermischt sich mit dem kälteren Umgebungswasser.
Archaeen gehören zu den ältesten Lebewesen (2,7 Milliarden Jahre) auf unserem Planeten. Sie ernähren sich von Gasen aus dem Erdinneren und haben ihren Stoffwechsel im Laufe der Evolution optimiert. Archaeen zehren exakt die Moleküle auf, die sie auch brauchen, ganz unabhängig von der Gaszusammensetzung. Und selbst, wenn eine Nährstoffquelle über Jahre versiegt, beginnen sie beim Auftreten geringster Gasmengen sofort mit der Verstoffwechselung.
Die Zeit war aber offensichtlich noch nicht reif genug. Wie sagte es doch Straubings Oberbürgermeister Markus Pannermayr am Donnerstag zutreffend: „Es hat immer geheißen, ihr habt ja Recht, aber zu teuer im Gegensatz zu dem was wir heute haben. Außerdem ist es über Russland der leichtere Weg an Gas zu kommen“.
Es verwundert nicht, dass die Pläne von MicroPyros nicht so aufgingen, wie es Prof. Dr. Huber und seine Mitstreiter in ihrer Vision hatten. Nach einem Insolvenzverfahren wurde Gianfraco DeFeo auf das Straubinger Forschungsunternehmen aufmerksam.
DeFeo vertritt das italienische Gasunternehmen Pietro Fiorintini. Er gehört mittlerweile zur Geschäftsführung von MicroPyros BioEner Tec GmbH. Und die Zukunftspläne in Straubing haben nicht nur einen Aufwind bekommen. Die aktuelle bundes- und europaweite Gasversorgung mit dem weniger vorhandenen Erdgas aus Russland bringt für das Straubinger Unternehmen eine völlig neue Perspektive. Mit über 80 Jahren Erfahrung ist Pietro Fiorentini heute eine Gruppe mit über 2.400 Mitarbeitern und über 30 internationalen Standorten. Geschäftsführerer Gianfranco DeFeo sieht mit dem Projekt nicht nur die Notwendigkeit einer neuer Technologie in der Region. Er sprach von einer vorhandenen Technologie – sowohl im Klärwerk, als auch bei seinem Unternehmensnetzwerk-Partner – darin, die in der Zukunft eine wichtige Rolle spielen wird.
Der Werkausschuss der SER hat im Februar die vertrauensvolle und gute Zusammenarbeit mit MicroPyros gewürdigt und am Donnerstag gemeinsam mit dem neuen Gesellschafter aus Italien mit dem Spatenstich einen neuen Meilenstein gestartet. Dazu die Werkleiterin Dipl. Ing. Cristina Pop: „Ich bin mir sicher, dass dieses Projekt wegweisend sein wird, insbesondere in diesen Zeiten, in denen die Energiewende eine noch wichtigere Rolle spielt.“
Die Biomethanisierungs-Pilotanlage auf dem Gelände der SER ist ein Demonstrator für den neuen Ansatz der Energieerzeugung auf der Grundlage der Abfallverwertung und der lokalen Produktion. Das Endprodukt ist Biomethan aus biologischer Quelle, das zu 100 Prozent vor Ort erzeugt wird. Das CO2 wird nicht in er Atmosphäre verteilt, sondern mit Hilfe von Wasserstoff,, der aus dem Überschuss an erneuerbaren Energien stammt, in Biomethan umgewandelt.
Die Installation der Pilotanlage innerhalb des SER-Systems ermöglicht es, reale Simulationen des zukünftigen Biomethanisierungssystems durchzuführen. Hier wird der Demonstrator auch mit einer Einheit zur Wasserstoffproduktion ausgestattet. Alle Möglichkeiten eines zukünftigen Energiesystems sind hier konzentriert: lokale Produktion von Biomethan, CO2-Nutzung, Wasserstofferzeugung, Biogasoptimierung.