Landkreis Straubing-Bogen

Warum gehören in Gosserdorf Kirche und Wirtshaus zusammen?

(ff) Traditionell immer gut gefüllt sind die Sitzreihen in der Sankt Stephanuskirche in Gossersdorf an deren Patroziniumstag, dem zweiten Weihnachtsfeiertag oder „Stephestag“, wie er umgangssprachlich genannt wird. Auch diese Woche war es nicht anders, als Pfarrer Stephen Pokrayil um 18 Uhr mit den Gläubigen an seinem eigenen Namenstag die heilige Messe feierte. Dabei ist dieses Ereignis gar nicht selbstverständlich möglich, betrachtet man die bewegte Geschichte dieser Kirche.

Foto: Fritz Fuchs

Seit vielen Jahren befindet sie sich im Besitz der Gemeinde Konzell, was eines ihrer Alleinstellungsmerkmal darstellt. Sechs Jahre lang mussten die Gossersdorfer um ihr Schicksal bangen, als 1803 das wittelsbacherische Bayern mit der Säkularisation sämtlichen  Kirchenbesitz einzog und damals ebenfalls diese Kirche. Erst 1809 erwarb der seinerzeitige Schlossherr und Stallwanger Posthalter Anton Müller das ortsbildprägende und erstmals 1453 erwähnte Kleinod vom Staat zurück. Ein Kauf, der noch heute ausschlaggebend ist für den Verbleib der Kirche im Dorf.

Nachdem sich schon Müllers Vorgänger Christoph Schwarz bei der Ersteigerung von Schloss, Ökonomie und Brauerei mit dem unerhörten Betrag von 29.000 Gulden übernommen hatte, konnte auch er den Besitz nicht halten. Trotz umfänglicher Verkäufe aus den Scharwerkfeldern – Richtung Kreut gelegen – musste er von Anton Müllers Witwe 1817 an Georg Schinabeck, Bräumeister von Herzogau versteigert werden.

Foto: Fritz Fuchs

Erst mit Familie Brandl aus Straubing kehrte dann wieder Beständigkeit ein. Die Gedenktafeln in der Sankt Stephans Kirche an mehrere Generationen Brandl in Gossersdorf erinnern noch an diese Zeit. Ebenso die Schenkungstafel für Edeltraut Brandl, die Witwe von Max Brandl, welche 1979 die Kirche der Gemeinde Konzell schenkte einschließlich allen Inventars. Welches Gewicht die Gossersdorfer Schlossherren in früheren Jahrhunderten besaßen, davon berichtet nicht zuletzt die Grabtafel von Gossersdorfer Eigentümern und Bräuverwaltern am Leichenhaus in Konzell wie von Michl Rampsberger.

Seit vielen Jahren kümmert sich Horst Plass als Vorsitzender des Fördervereines unter tatkräftiger Unterstützung seiner Familie um die Sankt Stephanskirche. Damit es auch immer schmuck dasteht, sowohl im Inneren als auch von außen. Er bedankte sich zum Schluss des Gottesdienste bei allen Gottesdienstbesuchenden und besonders bei Pfarrer Pokrayil mit seinen „Eckmännern“ als Ministranten, der Lektorin Martina Eckmann und Renate Kienberger an der Orgel und Familie Weinzierl für die ausgestellte Weihnachtskrippe.

Nicht zuletzt aber belegt der Gottesdienst am „Stephestag“ in Gossersdorf den Spruch, „Kirche und Wirtshaus gehören zusammen“. Die Dorfgemeinschaft sang abschließend nämlich nicht nur andachtsvoll gemeinsam die „Stille Nacht“. Sie kehrte anschließend auch noch zahlreich im Bräuhaus ein. Ausgiebig wurden bis spät in die Nacht noch Neuigkeiten ausgetauscht, heiß diskutiert und politisiert. Eben das praktiziert, was ein intaktes Dorfleben auch heute noch ausmacht.