Keine Panik, aber Vorsicht bei Zecken- und Insektenstichen
(ra) Ein Treffen von über 80 Naturfreunden war der 30. Gesundheitsabend der Klinik Bogen im Kulturforum Oberalteich am Donnerstag, was nicht verwunderte angesichts des Themas „Zecken- und Insektenstiche“. Hierüber referierten zwei Chefärzte der Kreiskliniken Bogen-Mallersdorf: von der Klinik Bogen Dr. Raimund Bauer, Chirurg, Unfallchirurg, Allgemein- und Notfallmediziner und von der Klinik Mallersdorf Dr. Claudia Schott, Internistin, Rheumatologin und Gastroenterologin.
Mit einem Fallbeispiel aus der Chirurgischen Ambulanz, einer Zeckenentfernung aus dem Nackenbereich, eröffnete Dr. Bauer seinen Vortrag und hatte hierzu lebendes Anschauungsmaterial dabei: von einer Ambulanzschwester gesammelte, sicher verpackte Zecken. Fachgerecht entfernt werden sie mit einer Zeckenkarte, alternativ mit einer schmalen Pinzette oder Zeckenzange. Der Chefarzt empfahl, die Zecke möglichst weit vorne zu greifen, sie nicht zu zerquetschen und weder Öl noch Klebstoff noch Sonnenmilch aufzutragen: „So verhindert man, dass sie unnötig Sekret ins Blut abgibt.“ Verbliebene Zeckenreste gebe die Haut nach einiger Zeit von selbst wieder frei, sie können aber auch mit einer Nadel oder einem Skalpell entfernt werden.
Auf die Frage von Chefärztin Dr. Schott, wer in diesem Jahr bereits eine Zeckenbegegnung gehabt hat, hob knapp die Hälfte des Publikums die Hand. „Daran sieht man, dass 2019 wegen des milden Winters ein Zeckenjahr geworden ist“, erklärte die Rheumatologin. Den gemeinen Holzbock stellte sie als passive „Lauerzecke“ vor. Neuerdings wurden einzelne Hyalommazecken aus Afrika und Asien in unseren Breiten gefunden.
Einheimische Zecken „sind jedoch bis heute die gefährlichsten Tiere, denen man bei uns im Freien begegnen kann“, stellte Dr. Schott fest. Eine schwankende Anzahl trage Borrelien in sich. Im Frühstadium der bakteriellen Infektion erkenne man die Wanderröte, später auch Gelenkschwellungen, Herzprobleme, Lähmungen und schließlich Rückenmark- und Hirnnervenschäden. „Diverse unspezifische Symptome muss man mit der richtigen Spürnase einordnen, ebenso den Bluttest, der viel Interpretationsspielraum lässt“, schilderte die Rheumatologin. Individuell abzuwägen sei, ob man gleich auf Verdacht Antibiotika verabreicht oder erst das Nervenwasser aus dem Rückenmarkskanal auf Borrelien testet.
Zusätzlich zur FSME-Impfung empfahlen die Referenten helle, geschlossene Kleidung, lange Hosenbeine, über die man zusätzlich die Socken ziehen kann, Abwehrsprays, Instrumente zur Zeckenentfernung und natürlich die sorgfältige Zeckenschau nach jedem Aufenthalt im Freien.