Keine Krankenversicherung in Zeiten der Pandemie – wie ist das möglich?
(ra). Die aktuelle Corona-Pandemie stellt eine große Herausforderung für die Gesellschaft, aber auch für unser Gesundheitssystem dar. Nie zuvor in der Geschichte wurden global von allen Ländern dermaßen weitgreifende Maßnahmen gezogen, um die Verbreitung des Virus und eine Überlastung des Gesundheitssystems zu stoppen.
Selbstverständlich sind Bevölkerungen in armen Ländern weit anfälliger für eine solche Krise als in wohlhabenden Ländern mit einem
vergleichsweise gut funktionierendem Gesundheitssystem. Doch auch hierzulande ist nicht automatisch jeder geschützt, der etwa in der zweiten Welle, die aktuell droht, von COVID-19 infiziert wird und ärztliche Hilfe benötigt bzw. sogar in ein Krankenhaus eingeliefert werden muss.
100.000 Menschen in Deutschland nicht geschützt
Auch wenn niemand hofft, selbst von Corona betroffen zu werden, vertrauen die Deutschen nach wie vor noch auf das Gesundheitssystem, das im Fall der Fälle das Schlimmste verhindern kann. Doch leider ist dies tatsächlich nicht für jeden möglich. Denn in ganz Deutschland sind auch in Zeiten der Pandemie rund 100.000 Menschen nicht versichert. Doch wie ist es in einem entwickelten Land wie Deutschland überhaupt möglich, dass eine Person ohne Krankenversicherung ist?
Die Wahrheit ist, die Gründe dafür sind vielfältig, aber sie halten einen bedeutenden Anteil der Bevölkerung davon ab, Zugang zu ärztlichen Leistungen im Notfall zu erhalten.
● Selbstständige kämpfen häufig bereits damit, ihre sonstigen Abgaben zu bezahlen und auch ihre eigene Existenz zu bestreiten. Für eine
Krankenversicherung bleibt da häufig nicht mehr ausreichend Geld übrig.
● Menschen, die lange Zeit im Ausland verbracht haben und dann wieder nach Deutschland zurückkommen, stehen häufig vor dem Problem, dass sie hohe Strafbeiträge zahlen müssten, um wieder in eine Krankenversicherung aufgenommen zu werden.
● Personen, die bereits Vorerkrankungen haben, werden in vielen Fällen von den Versicherungen abgelehnt oder müssten sehr hohe Risikozuschläge zahlen. Oft sind sie nicht in der Lage oder nicht bereit, diese zu leisten.
● Insbesondere private Versicherungen verlangen häufig eine Bonitätsprüfung als Aufnahmekriterium. Wer nicht die nötige Bonität vorweisen kann, wird nicht in die Versicherung aufgenommen.
● Personen, die älter als 54 Jahre sind, werden auch von der gesetzlichen Krankenkasse nicht mehr aufgenommen.
Diese und weitere Gründe stellen bedeutende Hindernisse dar und führen dazu, dass rund 100.000 Menschen in Deutschland unversichert sind. Speziell in der aktuellen Pandemie-Situation ein nicht abschätzbares Risiko, zumal auch Angehörige rasch von einer Infizierung betroffen sein können. Doch wie können Menschen ohne Krankenversicherungen dieses Problem lösen bzw. wie kann solchen Menschen geholfen werden?
Glücklicherweise sind die gesetzlichen und klassischen privaten Krankenversicherungen in Deutschland nicht die einzigen Möglichkeiten, sich zu versichern. Denn zusätzlich steht auch die europäische Krankenversicherung zur Verfügung. Diese Versicherung liefert bereits ab vergleichsweise niedrigen monatlichen Beiträgen einen Grundschutz und schützt damit vor schlimmen Folgen einer Erkrankung. Darüber hinaus wird bei der Beantragung der EU-Krankenversicherung nicht abgefragt, ob Vorerkrankungen bestehen und auch eine Bonitätsprüfung erfolgt nicht. Daher steht diese Versicherung allen offen, die an anderer Stelle durch den Rost fallen.
Grundabsicherung für den Ernstfall
Die europäische Krankenversicherung stellt einen grundlegenden Schutz für Menschen dar, denen der Zugang zu einer privaten oder gesetzlichen Versicherung verwehrt wird. Zwar ist der Leistungsumfang geringer als etwa in der gesetzlichen KV, dennoch ist es in jedem Fall besser als gänzlich ohne Krankenversicherung dazustehen, da im Falle einer Erkrankung geholfen wird. Auch können auf diese
Weise viele Folgeerkrankungen abgefangen werden. Denn Menschen ohne Versicherung wagen es oft gar nicht, einen Arzt aufzusuchen, da sie die Kosten scheuen bzw. das Geld für die Behandlung tatsächlich einfach nicht haben.
Nicht selten entstehen durch dieses Verhalten allerdings weitere Folgen, deren Behandlung noch deutlich teurer ausfällt. Wer möchte, kann zu einem späteren Zeitpunkt auch jederzeit wieder in eine private oder die gesetzliche Krankenversicherung wechseln und ist nicht gebunden.