Herzschwäche: viel mehr als „ein bisschen Wasser auf der Lunge“
(ra) Herzschwäche ist die häufigste Krankheitsdiagnose an deutschen Kliniken und doch sind die dramatisch eingeschränkte Lebensqualität und die stark reduzierte Lebenserwartung vielen Menschen gar nicht bewusst. Daher hat die Deutsche Herzstiftung e. V. in diesem Jahr ihre deutschlandweiten Herzwochen diesem Thema gewidmet und am Donnerstag auch in Neufahrn i. NB ein öffentliches Herzseminar veranstaltet – gemeinsam mit der Klinik Mallersdorf, dem Praxisnetz La(a)bertal e. V., den Internisten im Labertal und der Praxis Azzam.
Neufahrns Bürgermeister Peter Forstner begrüßte als Schirmherr ein zahlreiches Publikum im Schlosshotel. „Gesundheit ist der größte Reichtum“, stellte er fest. Wer sie selbst aktiv erhalten will, sei mit immer neuen Fragen, Erkenntnissen und Volksweisheiten konfrontiert. Daher habe er „gern die Schirmherrschaft für eine Veranstaltung übernommen, die eine Fülle an Informationen bietet.“ Im Namen der Deutschen Herzstiftung bedankte sich deren ehrenamtliche Vertreterin Elke Mehr für die Ermöglichung der Veranstaltung und stellte kurz die unabhängige Arbeit der Stiftung im Kampf gegen Herzerkrankungen vor. Moderator Dr. Josef Bauer schilderte als klassisches Symptom der Herzschwäche die Atemnot bei körperlichen Belastungen wie Treppensteigen.

Aus Sicht des Hausarztes präsentierte der Neufahrner Facharzt für Allgemeinmedizin Khalid Azzam konkrete Fallbeispiele. Diese veranschaulichten, wie vielfältig und unterschiedlich dramatisch die Symptome und Ausprägungen bei Herzschwäche sein können. Tagtäglich werden Patienten mit Atembeschwerden, nächtlichem Husten, Übelkeit, Gewichtszunahme durch Wassereinlagerungen, Müdigkeit und Bluthochdruck in der Hausarztpraxis vorstellig. Je nach Schweregrad und Akutheit finden noch in der Praxis, beim niedergelassenen Kardiologen oder im Krankenhaus die erforderlichen Untersuchungen zur Abklärung einer Herzschwäche statt.
„Hier muss ein ganzes Versorgungsnetzwerk eng zusammenarbeiten“, bestätigte Dr. Herbert Wollner, Chefarzt der Inneren Medizin, Kardiologie an der Klinik Mallersdorf, denn die Prognose sei schlechter als bei vielen Krebserkrankungen. Ansetzen müsse man schon bei den Risikofaktoren, der ungesunden Lebensführung und der Behandlung von Grunderkrankungen wie koronarer Herzkrankheit, Bluthochdruck oder Herzklappenerkrankungen. Da auch eine verschleppte Grippe das Herz schädigen könne, sei die jährliche Grippeschutzimpfung ratsam. Sie reduziere das Risiko eines Herzinfarktes um bis zu 30 Prozent. Herzschwäche zu erkennen erfordere ein geschultes Auge, insbesondere beim Herzultraschall. Die Zuschauer konnten dies anhand der gezeigten Bewegtbilder vom schlagenden Herzen nachvollziehen. „Bei der Behandlung von Herzschwäche ist es mit ein bis zwei Medikamenten nicht getan“, warnte der Kardiologe. Gefragt sei Geduld und konsequentes Verhalten mit täglichen Gewichtskontrollen.
Wie Störungen im Reizleitungssystem, also im „Kabelbaum des Herzens“, für Herzschwäche verantwortlich sein können, erfuhren die Teilnehmer von Dr. Hans Jürgen Schneider. Gegen „unkoordiniertes Zappeln“ der Herzmuskulatur und lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen werden spezielle Herzschrittmacher und Defibrillatoren implantiert. Sie sorgen dafür, dass beide Herzhälften zeitgleich einen Impuls erhalten. Als Behandlungsziele fasste Dr. Schneider zusammen, dass die Pumpleistung erhöht, ein krankhaft vergrößertes Herz verkleinert, Beschwerden gelindert, die Lebensqualität erhöht und die Sterblichkeit reduziert werden soll. Jeder müsse dazu seinen Beitrag leisten: der Patient selbst, der Hausarzt, der Kardiologe, der ambulante und der stationäre Bereich.
Nach einer Frage- und Diskussionsrunde mit reger Beteiligung verabschiedete Dr. Bauer die Versammelten mit dem Fazit und Dank dafür, dass viel wertvolles Wissen fürs eigene Leben und den Umgang mit Herzschwäche ausgetauscht wurde.