10. Juni 2025
Geiselhöring

Herzrhythmusstörungen im Fokus beim Herztag in Geiselhöring

(ra) Abweichungen vom normalen Puls verunsichern viele Betroffene über Jahre hinweg. Daher hat die Deutsche Herzstiftung e. V. das Thema Herzrhythmusstörungen wiederholt zum Motto der Herzwochen erklärt, wie Elke Mehr, die ehrenamtliche Vertreterin der Stiftung beim Herztag in Geiselhöring erläuterte. Dieser hat am Donnerstagabend im Seniorenzentrum stattgefunden.

(von links): Ralf Neiser, Einrichtungsleiter des Seniorenzentrums, Bernhard Fürst, Verwaltungsleiter der Klinik Mallersdorf, Herbert Lichtinger, Bürgermeister und Schirmherr, Dr. Eduard Goß, Moderator, Elke Mehr, Ehrenamtliche der Herzstiftung und die Referenten Dr. Herbert Wollner und Dr. Hans Jürgen Scheider. - Foto: Klinik Mallersdorf/Landinger
(von links): Ralf Neiser, Einrichtungsleiter des Seniorenzentrums, Bernhard Fürst, Verwaltungsleiter der Klinik Mallersdorf, Herbert Lichtinger, Bürgermeister und Schirmherr, Dr. Eduard Goß, Moderator, Elke Mehr, Ehrenamtliche der Herzstiftung und die Referenten Dr. Herbert Wollner und Dr. Hans Jürgen Scheider. – Foto: Klinik Mallersdorf/Landinger

Bürgermeister Herbert Lichtinger freute sich als Schirmherr über das rege Interesse der über hundert Besucher. Dem Einrichtungsleiter Ralf Neiser dankte er für die Bereitstellung der Räumlichkeiten und den Ärzten der Region für ihre Teilnahme: als Moderator Dr. Eduard Goß, niedergelassener Internist aus Geiselhöring sowie mit Vorträgen die Kardiologen der Praxis Internisten im Labertal, Dr. Herbert Wollner, zugleich Chefarzt der Inneren Medizin, Kardiologie der Klinik Mallersdorf, und Dr. Hans Jürgen Schneider. „Das Thema Herzrhythmusstörungen ist offensichtlich sehr wichtig“, stellte Dr. Goß anhand der Teilnehmerzahl fest. „Deshalb ist es uns eine Herzensangelegenheit, Ihnen sinnvolle Therapien aufzuzeigen.“

Vorhofflimmern schwer zu erwischen

Dr. Wollner ging auf die Rhythmusstörung Vorhofflimmern näher ein. Dabei werde nicht ausreichend Blut vom Herzen ausgeworfen, so dass sich ein Blutgerinnsel bilden und einen Schlaganfall auslösen kann. Die typische „Vorhofflimmerer-Karriere“ schilderte Dr. Wollner anschaulich anhand der charakteristischen Symptome. Der Kardiologe empfahl, den eigenen Puls regelmäßig zu messen und insbesondere bei unerklärlich schnellem Puls ärztlichen Rat einzuholen. Um die Chancen zu erhöhen, die Störungen beim Messen zu „erwischen“, gibt es Langzeit-EKG, vom Patienten im Augenblick der Störung auflegbare Geräte oder auch Implantate. Ob mit Smart Watches, also Uhren mit Pulsmessfunktion, eine Diagnose gestellt werden darf, sei noch nicht geklärt.

Behandlungsziel sei stets der Schutz vor der Hauptgefahr, dem Schlaganfall. Dieser falle bei Vorhofflimmer-Patienten überwiegend sehr schwer aus mit hoher Rate bleibender Behinderungen und Sterblichkeit. Blutverdünnungsmedikamente beugen dagegen vor, doch Betroffenen können auch selbst präventiv leben, unter anderem mit Ausdauertraining, Reduktion von Übergewicht und Alkoholgenuss, gesunder Ernährung, Nikotinabstinenz und Stressabbau. Medikamente, Elektroschocktherapie und Verödung gegen die Rhythmusstörung selbst seien nur nach strengen Vorgaben einzusetzen.

Ausgangspunkt der Störung ausschlaggebend für Gefährlichkeit

Als Experte für die Signalübertragung im Herzen, die sogenannte Elektrophysiologie, ordnete Dr. Schneider die verschiedenen Rhythmusstörungen nach Gefährlichkeit ein. Er veranschaulichte die Funktionsweise des Herzens anhand eines Vergleichs zum Motor mit dem Sinusknoten als Gaspedal und Taktgeber sowie dem Reizleitungssystem als Kabelbaum. Herzrhythmusstörungen auf Vorhofebene seien für sich genommen ungefährlich, können jedoch gefährliche Folgen wie Bewusstlosigkeit und Stürze nach sich ziehen. Daher werden solche langsame Rhythmusstörungen in der Regel mit Schrittmachertherapie, schnelle hingegen mit Verödungstherapie behandelt.

Das EKG beschrieb Dr. Schneider als „Goldstandard“ zur Erkennung. Ein sehr langsamer aber beschwerdefreier Puls sei nicht behandlungsbedürftig. Auf Ebene der Hauptkammer, warnte Dr. Schneider, seien Herzrhythmusstörungen potenziell lebensbedrohlich. Sie können einen Hinterwandinfarkt oder lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen auslösen. Puls-, Blutdruck- und EKG-Messungen reichen hier zur Abklärung nicht aus, so dass weitere Diagnostik wie Herzultraschall erforderlich wird.

Die anschließende Diskussionsrunde nutzten zahlreiche Teilnehmer für persönliche Nachfragen und deckten sich am Stand der Herzstiftung mit Informationsmaterial ein.